Ibrahim al-Koni

Die Magier

Das Epos der Tuareg
Cover: Die Magier
Lenos Verlag, Basel 2001
ISBN 9783857873157
Gebunden, 840 Seiten, 29,65 EUR

Klappentext

Aus dem Arabischen von Hartmut Fähndrich. Ein Nomadenstamm lagert in der Wüste im Südosten Libyens bei einem Brunnen - schon zu lange, länger als die nach dem Gesetz der Wüstenbewohner erlaubten vierzig Tage. Eines Tages treffen Flüchtlinge aus dem Süden ein und bitten, in der Nähe des Lagers siedeln zu dürfen. Der Stammesführer gewährt es, und der uralte Konflikt zwischen Nomaden und Sesshaften bricht erneut aus. Die Fremden missbrauchen das Gastrecht und beginnen mit dem Bau einer Stadt nach dem Muster des legendären Timbuktu, aus dem sie geflohen sind, um ihrem Schicksal zu entgehen. Mehr noch: Sie handeln mit Gold, dem unheilvollen Metall, und bringen die neue Stadt, genannt Waw, das verlorene Paradies, zu ungeahnter Blüte ...

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 23.09.2004

Mit seinem "mächtigen, über tausendseitigen" Werk (das sich aus dem Hauptwerk "Die Magier" und den ergänzenden Episoden "Die steinerne Herrin" zusammensetzt) hat der Tuareg Ibrahim al-Koni den weißen Fleck, als der die Sahara auf unseren literarischen Landkarten prangte, erobert und seinem Volk, das sich "an der Schwelle zum Aussterben" befindet, eine "Überlieferung" gegeben, erklärt die Rezensentin Dorothea Dieckmann. Und in der Tat, so Dieckmann, entfalten sich von den ersten Seiten an die "Konstanten der Wüste", einerseits die der Natur und andererseits, mit dem Auftauchen der Karawane, die der Menschen. Letztere wirken wie Gesichter hinter Turbanen: "halb allegorisch verborgen, halb realistisch enthüllt". Aufwendig erzählt, drehe sich die Geschichte jedoch um einen klar umrissenen Kern: die Dreiecksgeschichte zwischen der Prinzessin Tenere, dem Notablen Ocha und dem Asket Udad. Alle drei, so die Rezensentin, wählen im Laufe der Erzählung den Tod, denn sie gehen an einer für ihr Geschlecht fatalen Situation zugrunde: Die Männer haben ihre Freiheit zugunsten einer Frau aufgegeben, und die Frau hatte die Freiheit zu wählen. Zum Vorwurf der Misogynie, der al-Koni gemacht wurde, bemerkt Dieckmann nur soviel, dass die "destruktiven Kräfte" in den weiblichen Figuren "kulminieren", insofern sie die Männer vom rechten Pfade abbringen. Und der rechte Pfad sei für den Tuareg der "Geist des Nomadentums", die nicht-abgesteckte "Weglosigkeit", das Wandern, das keinen Stillstand erlaubt - oder die Seele preisgibt.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 01.09.2001

Sehr, sehr lang widmet sich Stefan Weidner, sichtbar stolz auf den persönlichen Kontakt zum als sehr scheu bekannten Autor, dem neuen Buch, dem 840-seitigen Opus Magnum des 1948 in der libyschen Wüste geborenen und bei den Tuareg aufgewachsenen Ibrahim al-Koni, der seit 1993 in der Schweiz lebt und mehr als vierzig Romane, Erzählungen und Aphorismenbände veröffentlicht hat. Das deutschsprachige Lesepublikum scheint sich mehr für al-Konis Herkunft denn für sein Schriftstellertum zu interessieren, beklagt Weidner, der aber in seiner langen Rezension ebenfalls zu gut einem Drittel über den Autor und seine Lesungen schwadroniert. "Die Magier" jedenfalls hält der Rezensent nicht einfach für einen Roman, sondern für das Epos über die Tuareg. Der Roman spielt in der Wüste, erzählt die Geschichte der Tuareg und predigt, schreibt ein irritierter Rezensent, Askese und sexuelle Enthaltsamkeit. Hier würden alle Werte rückwärts umgewertet. Drei religiöse Strömungen, Islam, Magierreligion und "Anhi", die Tuareg-Tradition, bestimmten das eklektische Denken der Protagonisten. Vom Autor selbst glaubt Weidner, dass er zu dualistischen und manichäischen Welterklärungsmodellen neigt und eher Gedanken der Spätantike denn der Gegenwart äußert. Das Buch, resümiert der Rezensent, stehe quer zur geistigen und literarischen Gegenwart, aber gerade darum komme man um seine Lektüre nicht herum.
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