Hisham Matar

Die Rückkehr

Auf der Suche nach meinem verlorenen Vater
Cover: Die Rückkehr
Luchterhand Literaturverlag, München 2017
ISBN 9783630874227
Gebunden, 288 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Werner Löcher-Lawrence. Hisham Matar wurde 1970 in New York geboren, dann ging die Familie zurück nach Libyen, doch als sein Vater - im aktiven Widerstand gegen das Gaddafi-Regime - immer mehr um seine Sicherheit und um die seiner Familie fürchten musste, emigrierte die Familie zunächst nach Kenia, dann nach Ägypten. Da war Hisham gerade einmal sieben Jahre alt. Hisham und sein Bruder Ziad absolvierten ihre schulische Ausbildung in Großbritannien und Hisham studiert anschließend in London. 1990 wird der Vater durch den Verrat des ägyptischen Geheimdienstes an Libyen ausgeliefert. Ein paar Jahre später verliert sich in dem berüchtigten Folterknast Abu Salim seine Spur endgültig. Weitere Verwandte des Autors, Onkel und Cousins, saßen ebenfalls zum Teil über 20 Jahre in diesem Gefängnis. Die erstmalige Rückkehr Hisham Matars in sein Heimatland nach 33 Jahren im Exil im Jahr 2012 bildet nun die Rahmenhandlung beziehungsweise die Handlung, mit der unzählige andere Geschichten, Rückblenden, Betrachtungen und Exkurse verwoben sind.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 31.05.2017

Stefan Weidner verfolgt Hisham Matars literarische Suche nach dem verschollenen Vater mit großem Interesse. Wenn der Autor nun "explizit autobiografisch" die Rolle des Vaters als Oppositioneller des Gaddafi-Regimes umkreist, libysche und seine eigene Familiengeschichte miteinander kurzschließt und Gegenwart, Vergangenheit, Erinnerung und Erzählung miteinander verquickt, schaudert dem Rezensenten vor der Gewalt des Regimes, dem Matars Vater scheinbar zum Opfer fiel. Matars obsessive Fixierung auf den Vater befremdet Weidner allerdings auch, da die Wut und die Verzweiflung des Autors am Ende unerlöst bleiben müssen, wie er findet.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.05.2017

Lena Bopp hält die Stimme von Hisham Matar für einen Siegesbeweis. Die Geschichte der Spurensuche nach seinem vom Gaddafi-Regime verschleppten Vater, einem Oppositionellen, die der Autor hier dokumentiert, ist für Bopp so etwas wie die Transzendierung alter Repressionen. Auch wenn die collageartige Suche am Ende erfolglos bleibt, meint sie, Hisham Matars fragmentarisch bleibendes Puzzle aus Geschichten und Bildern, Geschichte und Gegenwart, ist von ungeheurer Spannung und randvoll mit starken Beobachtungen. In den Porträts von Familienmitgliedern und den Gedanken übers Exil und die Heimat Libyen, wird die ganze Willkür von Gaddafis Terror für Bopp offenbar.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 21.03.2017

Die Abwesenheit, der wahrscheinliche Verlust seines Vaters und all die unvorstellbar grausamen Kämpfe, die damit in Zusammenhang stehen, das ist die Leerstelle, das schwarze Loch, um das Hisham Matars Romane seit seinem Debüt zu kreisen verdammt sind, schreibt Rezensentin Angela Schader. Nicht ganz so drängend und kraftvoll wie "Im Land der Männer", dafür subjektiver, labiler, vorsichtiger scheint ihr Matars drittes Buch, das auch eine mit "literarischem Können gefasste Informationsquelle" zu den fürchterlichen Praktiken des Ghadhafi-Regimes sei und zu Matars eigener Familie, seiner Suche nach dem Vater, der seit 1990 im Abu-Salim-Gefängnis gefangen gehalten wurde und aller Wahrscheinlichkeit nach beim großen Massaker 1996 ums Leben kam, lesen wir. Man braucht laut Schader etwas Geduld bei der Lektüre, aber wer etwas über das Libyen der 90er Jahre wissen möchte und Ghadhafis Schreckensherrschaft, scheint hier gut informiert zu werden.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 16.03.2017

In seinem Buch "Die Rückkehr" erzählt Hisham Matar die Geschichte seines Vaters Jaballa Matar, der als Sekretär der libyschen UN-Vertretung und Oppositioneller im Jahre 1990 vom libyschen Geheimdienst entführt wurde und in Gaddafis Folterkellern spurlos verschwand, erklärt Susanne Mayer in ihrer hymnischen Besprechung. Im Gegensatz zu Matars poetischen Romanen besticht dieses Erinnerungsbuch durch eine geradezu "karge" Erzählweise, fährt die Kritikerin fort, die staunt, wie "pedantisch" der Autor seine Reiseroute nach Libyen, die einzelnen Gespräche und Begegnungen mit der Familie nahestehenden Menschen oder Zeugen der politischen Geschehnisse protokolliert. Aber das Buch vermag weit mehr als von einem erschütternden Familiendrama und der obsessiven Suche nach dem Vater zu erzählen, versichert Mayer: Bewegt liest sie Matars Erinnerungen an seine Kindheit in Tripolis und im Exil, erfährt einiges über die libysche Geschichte und bewundert, wie nüchtern der Autor Szenen "absurder Abgründigkeit" beschreibt, etwa wenn er schildert, wie er in einem Luxushotel auf den Sohn Gaddafis trifft oder der Bruder seines Vaters nach 21 Jahren aus der Haft entlassen wird.