Ines Geipel

Tochter des Diktators

Roman
Cover: Tochter des Diktators
Klett-Cotta Verlag, Suttgart 2017
ISBN 9783608983111
Gebunden, 198 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Ivano Matteoli, Sohn eines KP-Funktionärs, verlässt Anfang der sechziger Jahre sein toskanisches Heimatdorf gen Leningrad. Dort lernt er Bea kennen - Beate Ulbricht, das "erste Staatskind der DDR" und Tochter von Walter Ulbricht. Dies ist der Beginn einer Amour fou zwischen Ost und West, einer Liebe im politischen Geflecht zwischen Paris, Leningrad, Rom, Ost-Berlin und dem erzkatholischen Cigoli. Die Erzählerin Anni kennt Ivano von Kindesbeinen an. Auf den Dächern der alten Häuser ihres toskanischen Heimatdorfes haben sie beide zusammen gesessen und den Männern beim Bocciaspielen zugesehen. Auch, als es sie wegen des Studiums in unterschiedliche Himmelsrichtungen verschlägt - sie nach Paris, ihn nach Leningrad -, verfolgt Anni aus der Distanz Ivanos Liebe zu der Deutschen Beate. Deren Eltern, Walter und Lotte Ulbricht, versuchen die Ehe der beiden zu verhindern.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.10.2017

Rezensent Andreas Platthaus schätzt sowohl das literaturwissenschaftliche als auch das belletristische Werk von Ines Geipel. Mit ihrem neuem Roman "Tochter des Diktators" kann der Kritiker allerdings nur wenig anfangen: Die Geschichte um die adoptierte Tochter von Walter Ulbricht, die gegen den Willen der Eltern einen italienischen Studenten heiratete, nach Leningrad flüchtete und 1991 in ihrer Berliner Wohnung erschlagen wurde, hätte so viel Potential gehabt, seufzt Platthaus. Leider erzählt Geipel die Geschichte jedoch aus italienischer Perspektive, macht aus einem spannenden DDR-Porträt eine italienische Provinzerzählung, in die sie die Beziehung ihrer Helden zusammenhanglos hinein schneidet und greift auch sprachlich das ein oder andere Mal ziemlich daneben, klagt der Kritiker.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 26.09.2017

Den Titel von Ines Geipels neuem Roman findet Rezensent Thomas Medicus ein wenig irreführend. Denn Geipel geht es um weit mehr als um die von Walter und Lotte Ulbricht adoptierte und auf den Namen Beate umgetaufte Tochter einer ukrainischen Zwangsarbeiterin, fährt der Kritiker fort: Überaus "ambitioniert" entfalte die Autorin ein sowohl zeitlich als auch geografisch weit ausholendes Familienpanorama, das zunächst einen Bombenanschlag im Jahre 1946 im italienischen Cigoli aufgreift, in großen Sprüngen immer wieder zur Liebesgeschichte zwischen Beate und Ivano, dem Sohn des verdächtigten italienischen Schusters zurückkehrt und nicht weniger will, als den weltweiten kommunistischen Terror vor Augen zu führen, erzählt der Rezensent. Bei so viel Stoff schaut Medicus gern darüber hinweg, dass es erzählerisch recht komprimiert zugeht.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 30.08.2017

Nach nunmehr 18 Jahren wendet sich Ines Geipel mit "Tochter des Diktators" wieder dem literarischen Schreiben zu, nachdem sie sich in Folge ihres ersten Romans "Das Heft" vor allem dem Verfassen wissenschaftlicher und essayistischer Texte gewidmet und damit einige Erfolge gefeiert hatte, freut sich Rezensentin Cornelia Geissler. Und nicht nur das - in ihrem zweiten Roman verbindet sie ihr literarisches Talent mit historischem Wissen und beschäftigt sich mit einem Thema, das sie schon einmal in einem Essay behandelt hat: Die Tochter des DDR-Funktionärs Walter Ulbricht und ihrer komplizierten Ehe mit dem Italiener Ivano Matteoli. Diesmal nimmt sie dafür jedoch eine ganz andere und erfrischende Perspektive ein, so die überraschte Rezensentin: Die der Malerin Anni, die mit Ivano aufgewachsen ist und erst spät, nach einer Phase der Eifersucht ihre Gemeinsamkeiten mit der Frau ihres Jugendfreundes erkennt. Wenngleich die Autorin mitunter etwas zu dick aufträgt, gelingt ihr mit ihrem bildhaften Erzählen einiges, lobt Geissler: Vor allem erschafft sie authentische Figuren und konstruiert ihnen ein "Zeitbild als Lebensraum".