Rüdiger Bergien

Im 'Generalstab der Partei'

Organisationskultur und Herrschaftspraxis in der SED-Zentrale (1946-1989)
Cover: Im 'Generalstab der Partei'
Ch. Links Verlag, Berlin 2017
ISBN 9783861539322
Kartoniert, 584 Seiten, 50,00 EUR

Klappentext

Der zentrale Parteiapparat in Ost-Berlin war das Herrschaftszentrum der SED-Diktatur und das Exekutivorgan der Parteiführung. Seine bis zu 2000 Mitarbeiter sorgten dafür, dass die Parteilinie in allen Bereichen der Gesellschaft umgesetzt wurde. Rüdiger Bergien legt die erste Längsschnittstudie zum Apparat des Zentralkomitees von seiner Gründung 1945/46 bis zur Auflösung im Winter 1989/90 vor. Auf der Basis von Akten der Sozialistischen Einheitspartei und des Ministeriums für Staatssicherheit sowie von Zeitzeugeninterviews wurden Innenleben, Personalstruktur und Herrschaftspraxis des Apparats untersucht. Die Ergebnisse revidieren das Bild einer stark auf die Ideologie bezogenen und homogenen Machtzentrale. Statt sich als Ideologiewächter exklusiv vom Staat abzuheben, wuchs der ZK-Apparat im Lauf der Jahrzehnte in Staat und Gesellschaft hinein. Dies stabilisierte die Parteiherrschaft, hatte jedoch den Preis, dass die ZK-Mitarbeiter im Herbst 1989 nicht bereit waren, ihre Macht bis zum Letzten zu verteidigen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.10.2017

Sehr detailliert und mit viel Spezialwissen bespricht Rezensentin Petra Weber diese Untersuchung des Historikers Rüdiger Bergien, der Organisation und Herrschaftspraxis des Zentralkomitees der SED beleuchtet. Es ist nicht ganz leicht Weber zu folgen, aber offenbar untersucht Bergien die verschiedenen Säuberungswellen in den Parteistrukturen, die Schwächen des Apparats, die Richtungsstreitigkeiten und die Auseinandersetzungen der Parteikader mit den Ministerien. Vieles findet Weber davon aufschlussreich und nachvollziehbar, aber Bergiens Schluss teilt sie offenbar nicht. Denn dieser deutet die Entwicklung des ZK als eine stetige Anpassung an die staatlichen und gesellschaftlichen Institutionen, die seinen Führungsanspruch mit der Zeit obsolet gemacht hätten. Für diese Anpassung findet Weber keine überzeugenden Argumente. Alles in allem bescheinigt sie dem Autor jedoch, viele "interessante Quellen" aufgetan und ein für das Thema unverzichtbares Buch vorgelegt zu haben.
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