Ion Luca Caragiale

Humbug und Variationen

Cover: Humbug und Variationen
Guggolz Verlag, Berlin 2018
ISBN 9783945370162
Gebunden, 431 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Aus dem Rumänischen von Eva Ruth Wemme. Mit Nachworten von Eva Ruth Wemme und Dana Grigorcea. Ion Luca Caragiale (1852-1912) galt wegen seiner tiefen Verwurzlung in der rumänischen Sprache lange Zeit als unübersetzbar. Mit seinen Erkundungen in die feinsten psychologischen Verästelungen, seinem Abtauchen in die tiefsten menschlichen Niederungen und die abgelegensten sprachlichen Milieus hat Caragiale ein umfassendes Bild einer rumänischen Gesellschaft geliefert, wie es sie heute nicht mehr gibt. Der eigentlich vom Theater stammende Caragiale hat in Kurz- und Kürzesterzählungen - in "Humbug und Variationen" sind mehr als 60 abgedruckt - seine Mitmenschen und deren soziale Verflechtungen mit einem Feuerwerk an Witz und Sprachlust, an Präzision und Sinn für das entlarvend Absurde porträtiert. Noch heute meint man in seinen Figuren eigene Bekannte und Verwandte zu erkennen, so ewig gültig hat Caragiale ihre Verhaltensmuster und Sprechweisen festgehalten.
Die deutsche Übersetzung von Eva Ruth Wemme schenkt uns Lesern Einblicke in Situationen, Anekdoten, Journale, Dialoge, Streitgespräche - Momente und Skizzen (so bezeichnete Caragiale seine Erzählsammlungen) der rumänischen Gesellschaft um 1900 zu gewinnen. In Eugène Ionescus absurden Theaterstücken wie auch in der fabulierenden Großprosa Mircea Cartarescus findet sich ein geistesverwandter Nachhall. Mit Caragiale ist eine Zentralgestalt der rumänischen Literatur zu entdecken.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 09.04.2018

Rezensent Thomas Medicus ist nicht im Mindesten überrascht, dass Ion Luca Caragiale, den er als "großen rumänischen Querkopf" würdigt, in seiner Heimat als einer der bedeutendsten Schriftsteller gilt. Denn der Autor spiegele in seinen kurzen hier versammelten Prosa-Stücken brillant jene "völkischen Ressentiments", die die rumänische Gesellschaft um 1900 durchsetzten. Wenn Caragiale in seinen ebenso kritischen wie leichtfüßigen Beobachtungen und mit seinem "Personal sympathischer Außenseiter" die Grotesken des Alltagslebens herausarbeitet, muss der Kritiker an das absurde Theater Ionescos denken. Obwohl Medicus sich von Dana Grigorecas Nachwort mehr historischen Hintergrund gewünscht hätte, präsentiert "Humbug und Variationen" ihm ein scharfes Bild der nationalistisch geprägten Epoche Rumäniens - seine Diagnosen müssten dringend auch für deutsche Gegenwart gestellt werden, fügt der Rezensent hinzu. Darüber hinaus lobt er, wie Übersetzerin Eva Ruth Wemme Caragiales luftig-ironischen Erzählton ins Deutsche übertragen hat.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.03.2018

Ion Luca Caragiale ist für den Rezensenten Andreas Platthaus ein Komiker, ein Aufklärer und Moralist, seiner Zeit weit voraus. Erinnert fühlt sich Platthaus mit der hier versammelten Kurzprosa an Daniil Charms und Ionesco, die Stimme in den Texten aber erscheint ihm wie die eines Zeitgenossen aus einem "seltsamen" Land. Wiederzuentdecken ist für Platthaus ein hinreißender Montagekünstler und experimenteller Autor, der das Intertextuelle liebt, den lebendigen Dialog und der auch die Gesellschaftskritik nicht scheut.
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