Ireneusz Pawel Karolewski, Claus Leggewie

Die Visegrád-Connection

Eine Herausforderung für Europa
Cover: Die Visegrád-Connection
Klaus Wagenbach Verlag, Berlin 2021
ISBN 9783803137104
Kartoniert, 176 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Als sich am 15. Februar 1991 die Staatsoberhäupter von Ungarn, Polen und der damaligen Tschechoslowakischen Republik in Visegrád auf dem Königsberg informell treffen, um sich künftig untereinander abzustimmen, ahnt niemand, welche Macht von dieser Verbindung drei Jahrzehnte später ausgehen könnte. Heute haben sich in diesen Staaten oligarchische und autokratische Tendenzen festgesetzt, und auf EU-Ebene ist das Bündnis, teilweise in Kooperation mit Österreich und Slowenien, ein zentraler Akteur. Etwa in der strikten Opposition gegen die Migrationspolitik der EU zeigt sich der Drang des Visegrád-Protagonisten Viktor Orbán nach einem christlichen, illiberalen Europa, das sich nach außen abschottet. Claus Leggewie und Ireneusz Pawel Karolewski fragen, welche historischen Ursachen es für diese Entwicklung gibt, was die EU versäumt hat und wie sie der Aushöhlung der Demokratie durch diese Binnenopposition begegnen kann. Dabei verweisen sie auf die Gefahr, dass selbst konsolidierte Staaten durchaus nicht vor Entdemokratisierung gefeit sind. Die Hoffnung liegt nicht zuletzt auf den parlamentarischen und zivilgesellschaftlichen Alternativen: In den vier Ländern verschaffen sie sich trotz zunehmender Drangsalierung gerade in der jüngeren Generation Gehör.Wenn Europa sich der schleichenden Transformation durch das Visegrád-Bündnis widersetzt, kann es eine solidarische Zukunft geben. Tut es das nicht, droht eine tiefe Spaltung der Staatengemeinschaft, die durch den Brexit und die Pandemie ohnehin geschwächt ist.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 21.03.2022

Gegenwärtigen Debatten sehr dienlich findet Rezensentin Viktoria Großmann dieses Buch, in dem Claus Leggewie und Ireneusz Paweł Karolewski auf die vier Visegrad-Staaten (Polen, Ungarn, Tschechien und die Slowakei) blicken, deren Bedeutung in Europa im Positiven wie im Negativen unterschätzt werde, um nicht zu sagen ignoriert. Leggewie und Karolewski analysieren den Demokratieabbau und Staatsvereinnahmung, aber auch die Kämpfe der Zivilgesellschaft und die Vermittlerrolle, die die Länder auch in Hinblick auf die Ukraine spielen könnte. Auch dass die Visegrad-Ländern sich die EU eher als lockeren Staatenbuch wünschen denn als integrierte Union, machen die Autoren der überzeugten Rezensentin deutlich.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.01.2022

Einerseits ist Rezensent Niklas Zimmermann froh über die vielen wichtigen Einlassungen zur Entwicklung in Ostmitteleuropa im Buch der Politologen Claus Leggewie und Ireneusz Pawel Karolewski, andererseits differenzieren ihm die Autoren nicht genug zwischen den betreffenden Staaten. Spannende Aspekte, die die Unterschiede und Auseinandersetzungen in den Visegrad-Ländern offenlegen, kommen im Buch zu kurz, bedauert Zimmermann. Wann immer die Autoren die zivilgesellschaftlichen Demokratiebemühungen in den Blick nehmen, horcht der Rezensent dagegen auf: Ganz so homogen ist der Staatenbund, dessen Gefährlichkeit für Europa und europäische Werte die Autoren eigentlich belegen wollen, also doch nicht, glaubt er, zumal seine Ursprungsidee eine durchaus proeuropäische war, wie Zimmermann anmerkt. Die Autoren versäumen es, auf solche Details hinzuweisen, kritisiert er.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 30.10.2021

Für genau die richtige Lektüre angesichts der Proteste in Polen hält Rezensent Tom Wohlfarth dieses Buch, in dem die Politologen Claus Leggewie und Ireneusz Paweł Karolewski die Lage in den V4, also Ungarn, Polen, Tschechien und Slowakei, analysieren. So führen die beiden Autoren, lobt Wohlfarth, anschaulich vor Augen, wie in Polen und Ungarn (worüber hierzulande auch umfangreich berichtet werde) der Staat durch eine Partei, und in Tschechien und Slowakei, was weniger im Fokus der Medien stehe, durch Unternehmen übernommen werde. Auch, dass der tschechische Premier Babiš sein Vermögen über seine politische Laufbahn hinweg verhundertfacht hat, liest der Kritiker geschockt. Ein "hervorragender Überblick" über die Situation in den Ländern und über die Notwendigkeit für Europa, die dortigen Oppositionen zu unterstützen, mahnt Wohlfarth.