Irina Denezkina

Komm

Erzählungen
Cover: Komm
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2003
ISBN 9783100431004
Gebunden, 256 Seiten, 17,90 EUR

Klappentext

Aus dem Russischen übersetzt von Olga Radetzkaja und Franziska Seppeler. Hautnah, zeitnah schildert Irina Denezkina das Leben der russischen "next generation". Erotischer Tatendrang treibt die jungen Petersburger von Party zu Party, von Mund zu Mund. Sie führen ein herrlich zielloses und berückend ereignisloses Leben: erste Küsse, neueste Musik, Alkohol, Autofahrten, äußerst skurrile Zeitgenossen. Und über allem schwebt das unberirrbare "Mir gehört die Welt".

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 17.12.2003

Mit der russischen Jungautorin Irina Denezkina hat die völlig euphorisierte Rezensentin Ilma Rakusa einen neuen Stern am internationalen Himmel entdeckt, hat sie doch Schwung und einen "neuen Ton in die russische Gegenwartsliteratur gebracht". Doch damit nicht genug, markiere Denezkina doch mit ihren das Leben "schonungslos schildernden" Erzählungen eine veritable "Trendwende", der "Enttabuisierung auf allen Ebenen". Wenig überraschend ist folglich auch, dass die Autorin insbesondere bei der jungen Generation für ihren "authentisch-frischen" Stil gefeiert wird, während die älteren Jahrgänge ihre Geschichten eher als "skandalös" empfinden. Schon ihr Stil, den Ilma Rakusa als "salopp, schnell" charakterisiert, stehe für eine "junge Generation, die zwischen Lebensgier und Zynismus, zwischen Liebeshunger und Nihilismus taumelt". Kein Zweifel, diese "kraftvoll-ungebärdige Stimme" hat der Rezensentin bislang gefehlt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 08.10.2003

Nicht alle Erzählungen in diesem Debütband sind so "prägnant und schlaglichtartig, so kraftvoll und packend wie die Titelerzählung 'Komm'", findet Dirk Fuhrig. Dennoch hat er die Lektüre genossen, in der die Autorin einigen russischen Jugendlichen zwischen 16 und 20 Jahren "in beeindruckender Weise individuellen Charakter" verliehen hat. So dem stillen Denja, der im Tschetschenienkrieg brutalisiert und für ein normales Leben unbrauchbar geworden ist. Die (hochgelobte) Übersetzung von Olga Radetzkaja und Franziska Seppeler trägt den "Sound" russischer Vorstadtjugend, schreibt Fuhrig, von "coolen Jungs", die sich mit den merkwürdigen Ritualen der Heranwachsenden aufs Erwachsensein einstimmen. Unser Rezensent jedenfalls hat sich herzlich erfreut an "Denezkinas frischem Stil", in dem sie das Lebensgefühl der zwischen "Pepsi, Pager, MTV" heranwachsenden Jugendlichen eingefangen hat.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 06.10.2003

Fragt man Irina Denezkina, worüber sie schreibt, erhält man die knappe Antwort: "Maltschiki", also "Jungs". Das wäre nichts wirklich Neues, meint die Rezensentin Eva Marz, wenn die als "Shooting Star" gefeierte 22-jährige Debütantin nicht eine besondere Art hätte, über besagte Jungs zu schreiben: nämlich "gut" und "außerordentlich suggestiv", wie die Rezensentin lobend vermerkt. Wenn auch die zehn Geschichten des Bandes "von recht unterschiedlicher literarischer Qualität" seien, blieben sie doch durchweg "als Dokumente lesenswert", als "Porträt einer neuen russischen Jugend der Post-Perestroika". Doch eins hat die Rezensentin aufhorchen lassen. Denezkina bewege sich zwar im Rahmen dessen, was man Pop-Literatur nennt, doch zeichne sich ihre Schilderung durch etwas sehr spezifisch Russisches aus, denn "bezeichnenderweise" sei in der von ihr beschriebenen Welt nie die Rede von den Eltern. Gerade die Tatsache, dass die Jugendlichen sich in einer Welt der Gegenwart, "ohne Erbe und ohne Geschichte" eingerichtet haben, zeigt für Marz die "äußere", das heißt soziale "Haltlosigkeit" der jungen russischen Generation.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.09.2003

Was hat die junge Autorin Irina Denezkina ihrem deutschen Pendant Benjamin Lebert voraus, fragt sich Richard Kämmerlings. Nicht viel, außer dass sie "viel besser aussieht". Mehr hat er nicht für die Autorin übrig, die mit teilweise "abgedrehter Phantasie" Erzählungen aus dem russischen Jugendlichenalltag geschrieben habe. Warum man aber solche reichlich mit Alkohol und Sex versetzten Streifzüge durch die Abgründe von St. Petersburger Jugendcliquen importieren müsse - die schließlich auch nichts anderes täten als ihre Altersgenossen in Köln, München oder Berlin -, kann der Rezensent nicht verstehen. Er billigt Denezkina zwar noch "die realistische Einschätzung ihrer eigenen Stärken" zu, die vor allem zutage treten, wenn sie das "stets lauernden Gewaltpotential ihrer Figuren" geltend mache. Aber "künstlerische Reife" könne man bei einer 1981 geborenen Autorin eben noch "nicht erwarten", bemerkt Kämmerlings gönnerhaft. Die Ingredienzien seien nun mal genau die, wie man sie im Pop immer wieder finde: "objektiv belanglose und alltägliche Erfahrungen wie den ersten Kuss, Korb oder Koitus zu allerhöchster Dramatik aufgeblasen". Der Rezensent findet das langweilig. Denezkina solle doch bitte schön ihre Themen "vermehrt jenseits des eigenen Bauchnabels suchen", empfiehlt er ihr auch schließlich. Aber wenigstens sieht sie ja gut aus. Na dann...
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