Israel Hameiri

Symbiose

Roman
Cover: Symbiose
dtv, München 2003
ISBN 9783423243322
Taschenbuch, 200 Seiten, 15,00 EUR

Klappentext

Aus dem Hebräischen von Markus Lemke. Die Natur im Norden Galiläas ist wild und großartig, das kleine Reservat, in dem eine Handvoll Menschen zusammen lebt und arbeitet, eine entlegene, zeitferne Idylle, die jedoch plötzlich bricht: Eines Morgens erscheint die junge Soldatn Ruthi nicht zum Dienst. Die Suche nach ihr bleibt erfolglos, das sich mehr und mehr verwirrende Rätsel um ihr Verschwinden versetzt die Bewohner der Enklave in eine schier unerträgliche Spannung. Was verbirg Daniel, Biologe und Chef der Siedlung, der jede Frau, die im Laufe der Zeit zu der Gruppe stieß, zu seiner Geliebten gemacht hat? Und warum beharrt Nati, der wegen seiner Homosexulaität aus der Armee entlassen worden war, plötzlich darauf, im Reservat zu bleiben?

Im Perlentaucher: Rezension Perlentaucher

Die Konventionen des Genres bleiben aufgeschoben, alles aber, was Kriminalliteratur ausmacht, findet sich aufgehoben in der Psyche Daniels, die der Schauplatz dieses Romans ist. "Symbiose" ist ein Meisterwerk der Kriminalliteratur und der Literatur, und damit eines der Bücher, die einem klar machen können, warum, im Ernstfall, eine Unterscheidung zwischen beidem sinnlos wird...
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.02.2004

In einen verdorbenen Ort der Unschuld wurde Jakob Hessing von Israel Hameiris Debütroman versetzt: ein Naturschutzgebiet im Norden Israels, das als "Metapher für die historischen Prozesse" im Land fungiert, geleitet vom Ich-Erzähler Daniel, der sich in der vermeintlichen Idylle eingerichtet hat wie das Alphatier in "Freuds Urhorde". Ironisch und mit "dem schwarzen Humor israelischer Maskenspiele" entfalte der Autor eine "hintergründige" Kriminalgeschichte und inszeniert durch das Schweigen des Ich-Erzählers hindurch die Enthüllung eines Mordes, berichtet der Rezensent. Hinter dieser Handlung jedoch und hinter den Beschreibungen einer überschaubaren Menschengruppe und ihrer Verhältnisse in einem überschaubaren Raum lasse Hameiris "die Mechanismen einer ganzen Gesellschaftsordnung" aufscheinen, in der das Recht das Stärkeren herrscht, lobt Hessing - und dies ausgerechnet durch die Stimme des Stärksten.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 07.06.2003

Der Ich-Erzähler ist Leiter eines Naturreservats in Galiläa, die Geschichte, die er erzählt, indem er sie zu guten Teilen verschweigt, spielt sich ab zwischen wilder Landschaft und Unwettern, die, so der Rezensent (Kürzel sab.), die "Kulisse" sind für eine "kriminalistische Handlung". Früh schon gerät der Leser ins Zweifeln, was die Vertrauenswürdigkeit dieses Erzählers angeht, das Unwetter, auf das der Roman sich zubewegt, wird jedoch die Spuren verwischen, kurz bevor alles aufgedeckt wird. Um "Spannung" geht es dem Roman, meint der Rezensent, und um "psychologische" Verankerung der Geschichte. Überzeugend gelungen freilich scheint ihm das Werk nicht, weil vieles zu "vorhersehbar" bleibt.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 15.05.2003

Israel Hameiris Roman "Symbiose" gibt den Blick auf eine abgeschlossene Kleingruppe frei, welche scheinbar harmonisch in einem Naturreservat lebt. Bis eines Tages ein Verbrechen geschieht und der Protagonist die Untersuchungen leiten muss, obwohl er, wie der Leser gebannt aus seinen Monologen erfährt, mehr weiß... Bewundernd tituliert Tobias Gohlis den Roman als sprachlich faszinierende Charakterstudie. Herausgekommen ist hier eine Beschreibung einer scheinbar harmonischen Mikrogesellschaft, welche an der Verdrängung der ihr innewohnenden Gewalt schier zerbricht, so der Rezensent.
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