Philipp Peyman Engel

Deutsche Lebenslügen

Der Antisemitismus, wieder und immer noch
Cover: Deutsche Lebenslügen
dtv, München 2024
ISBN 9783423284141
Kartoniert, 192 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

Der brutale Terroranschlag der Hamas vom 7. Oktober ist zu einer Nagelprobe politischer und moralischer Haltung in Deutschland geworden. Das Schweigen der Linken und der Jubel muslimischer Einwanderer, die Unterstützung der Palästinenser durch die Klima-Aktivistin Greta Thunberg, die abgerissenen Plakate der Entführten in London, das Entsetzen der Politiker, die die Aufnahmen der Täter gesehen haben - viele Gewissheiten hat der 7. Oktober erledigt. In Deutschland - selbst in Deutschland - zeigt sich der Antisemitismus wieder so offen, dass man vermuten könnte, er wäre nie weg gewesen.  Der deutsche Jude Philipp Peyman Engel ist schockiert, dass die Empörung in Deutschland so zögerlich zum Ausdruck kommt - aber nicht überrascht. Seit Jahren verfolgt der Chefredakteur der "Jüdischen Allgemeinen" die Anbiederung der deutschen Politik an die Feinde Israels und den alltäglichen Antisemitismus aus allen Ecken der Gesellschaft - von Rechten, von Linken, von muslimischen Migranten. Der 7. Oktober hat endgültig gezeigt, sagt Engel, dass es in Deutschland so nicht weitergehen kann. Philipp Peyman Engel begibt sich auf die Straßen von Neukölln und er begleitet Bundespräsident Steinmeier nach Israel, er schreibt über die Verlogenheit der deutschen Debatte und erzählt von seiner Jugend als Sohn einer persischen Jüdin in Nordrhein-Westfalen. Sein Buch ist auf der einen Seite eine Abrechnung mit denen, die zum Terror schweigen und eine Aufforderung, Haltung zu zeigen. Auf der anderen Seite ist es die schonungslose Beschreibung der moralischen Krise dieses Landes. 

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.03.2024

Ein Buch über die Kontinuität der verschiedenen Antisemitismen in Deutschland hat Philipp Peyman Engel laut Rezensentin Theresa Weiß geschrieben. Der Chefredakteur der Jüdischen Allgemeinen wendet sich darin, lesen wir, unter anderem gegen die Ansicht, dass Antisemitismus immer zwingend rechts ist. Das teilweise von eigenem Erleben ausgehende, diese aber stets argumentativ und mithilfe von statistischem Material kontextualisierende Buch greift laut Kritikerin diverse Themen auf, von TikTok-Koranauslegungen über die AfD, das Documenta 15-Debakel und den Einfluss diverser Autokraten. Kritisiert wird von Engel insbesondere, dass Linke nicht über muslimischen Antisemitismus sprechen wollen, wodurch auch Phänomene wie historische Nazipropaganda in der arabischen Welt nicht in den Blick kommen, liest die Rezensentin. Nicht zuletzt ist das Schweigen der Linken zu diesem Thema Wasser auf den Mühlen der AfD, erfährt sie von dem Autor.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 16.03.2024

Dieses Buch kommt wie gerufen, findet Rezensent Dirk Schümer. Eigentlich müsste es angesichts der sich gewaltig auftürmenden deutschen Lebenslügen ein Wälzer seien, ist es aber zum Glück nicht, so Schümer, und es ist für ihn nach dem 7. Oktober ein angemessen scharfer, auch spöttischer Blick auf die heuchlerische Harmoniesehnsucht deutscher Politik, die zwischen Anbiederung an die Muslime und rituellen Holocaustgedenken schwanke und dabei noch nicht mal merke, wie sie sich selbst belügt. Besonders spitze Bemerkungen verspricht Schümer über Frank-Walter Steinmeier und Claudia Roth. Sehr positiv bemerkt Schümer auch, dass sich Engel in allen aktuellen Debatten um Antisemitismus bestens auskennt.