Jack Kerouac

Engel der Trübsal

Cover: Engel der Trübsal
Rowohlt Verlag, Hamburg 2022
ISBN 9783498035860
Gebunden, 528 Seiten, 26,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Schönherr. Dieser in den USA 1965 veröffentlichte, in Teilen unter dem Titel "Engel, Kif und neue Länder" auf Deutsch publizierte und nun zum ersten Mal vollständig und in neuer Übersetzung vorliegende autobiografische Roman erzählt von einem Schlüsseljahr in Jack Kerouacs Leben - der Zeit unmittelbar vor der Veröffentlichung von "On the Road" im September 1957.   Nachdem er im Sommer 1956 zwei Monate allein als Feuerwächter auf dem Desolation Peak in den Cascade Mountains an der Grenze zu Kanada verbracht hat, stürzt sich Kerouac in Gestalt seines fiktionalen Alter Egos Jack Duluoz wieder in den wilden, aufregenden Trubel der Bars, Jazzclubs und Partys in San Francisco. Immer ebenso sehr Sucher wie Getriebener, nimmt er danach sein unstetes Leben als Tramp wieder auf, reist nach Mexico City, New York, Tanger, Paris und London. Er versucht, sich der Welt zu entziehen und das Göttliche zu finden, aber er scheitert immer wieder, und schlussendlich lautet seine Erkenntnis: "Halt den Mund und lebe, reise, abenteure, segne und bereue nichts!"

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.03.2022

Rezensent Kai Sina schlägt Jan Schönherr für den nächsten großen Übersetzerpreis vor, so gut übersetzt habe dieser die Jubiläumsausgabe von Jack Kerouacs "Spätwerk", diesen existentialistisch-irrenden Flow von Kerouacs Sprache, an der die Gebrochenheit des Protagonisten noch viel deutlicher werde als auf Handlungsebene. Der Erzähler Jack Duluoz, Alter-Ego Kerouacs, so Sina, gibt sich nach einem desillusionierenden Isolationsaufenthalt als Feuerwächter auf einem Berg 1956 dem Alkohol, dem Sex und dem Buddhismus hin, umgeben von allerlei Freunden der Beat-Generation - William S. Burroughs und Allen Ginsberg begegnet der Kritiker hier etwa. Das "prekäre Schwanken", das der Erzähler dabei durchläuft, und die "ausufernde Polyphonie" der Sprache hat dabei nichts mehr von Walt Whitmans kollektivem "Gospel", sondern treibt vielmehr dem Wahnsinn entgegen, meint Sina. Was von Truman Capote als bloßes Mittippen kritisiert wurde, hat Größen wie Bob Dylan beeinflusst, weiß der Kritiker - und fasziniert scheinbar auch ihn.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 12.03.2022

Rezensent Frank Schäfer spürt die Ernüchterung in jeder Zeile von Jack Kerouacs spätem Roman. Die reichlich hohle Realität hinter der spirituellen (Höhen-)Erfahrung am Desolation Peak im Staat Washington vermag ihm der Autor zu vermitteln. Dass Kerouacs Geschichte der Erfahrung der "totalen Leere", die zur Abkehr des Autors vom Buddhismus führte, bisher nur in Teilübersetzung vorlag, kann der Rezensent verstehen. Warum, bleibt allerdings sein Geheimnis. Liegt es an der vollkommenen Desillusionierung, von der der Text berichtet und an deren Ende den Dichter kein Seeidyll erwartet wie bei Thoreau, wie Schäfer erklärt, sondern der Alkohol?