Jakob Hein

Vielleicht ist es sogar schön

Cover: Vielleicht ist es sogar schön
Piper Verlag, München 2004
ISBN 9783492046039
Gebunden, 165 Seiten, 16,90 EUR

Klappentext

"Meine Mutter war vierundfünfzig Jahre alt, als sie eines Tages unerwartet anrief und bat, noch an diesem Abend vorbeizukommen." So beginnt Jakob Heins kurze Geschichte seiner Familie. Sie beginnt mit einem Ende. Denn das, was die Mutter seinem Bruder und ihm anzukündigen hat und nicht am Telefon geschehen kann, ist die Nachricht von ihrer tödlichen Erkrankung. Aber natürlich ist das nicht das Ende, kann es nicht sein. Man darf nur die Kontrolle nicht verlieren. Und deshalb fängt Jakob Hein an sich zu erinnern: an die gemeinsamen Schreibnachmittage mit der ganzen Familie, die plötzlich so lange zurückzuliegen scheinen; an die jüdische Gemeinde in Ostberlin, die wie ein kleines Holzfloß war, das steuerlos auf dem Meer trieb; an den kommunistischen Großvater, dem einzig Stalin am Herzen gelegen hatte. Nichts spricht doch dafür, sagt Jakob Hein sich, dass die Mutter ausgerechnet jetzt sterben wird ...

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 21.08.2004

Zunächst fragt sich Rezensentin Susanne Messmer skeptisch, was Jakob Hein bewegt haben mag, den Krebstod seiner Mutter literarisch zu verarbeiten: "Ist der durchschnittliche junge, weiße Mitteleuropäer aus saturierten Verhältnissen derart erlebnisarm? Fällt ihm gar nichts mehr ein, als sich auf das Existenziellste zu stürzen, das ihm, wenn alles glatt läuft, passieren kann: den Tod der Eltern?" Doch die Lektüre des Buches belehrt sie eines besseren: Denn wie Hein den Tod seiner Mutter reflektiert, "das ist berührend und nie weihevoll". Auch in der letzten schlimmen Phase der Krankheit verfällt Hein nicht in den Kitsch. Sehr gut gefallen der Rezensentin auch die Rückblicke in die Kindheit, die Hein dazwischen schiebt: Zum einen, weil man interessante Episoden aus dem Künstlerhaushalt Hein erfahre, zum anderen, weil der Autor dabei keiner Ostalgie verfalle. Nur von einem Erzählstrang ist Messmer etwas befremdet, weil er zu weit von der Mutter wegführt: In diesem geht es um ihre jüdische Herkunft. "Manchmal scheint es, als habe Jakob Hein den Blick dafür verloren, wie wenig die Mutter mit ihrer jüdischen Herkunft anfangen konnte und wie wenig das alles aussagt über sie."