Jakub Malecki

Beben in uns

Roman
Cover: Beben in uns
Secession Verlag, Zürich 2023
ISBN 9783966390743
Gebunden, 300 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

Aus dem Polnischen von Joanna Manc. Kurz nach Kriegsende verweigert Jan Labendowicz einer vor der Roten Armee fliehenden Deutschen seine Hilfe. Sie verflucht ihn. Wenig später bringt seine Frau einen Jungen zur Welt - weiß wie Schnee. Als bei der Explosion einer Granate aus dem Zweiten Weltkrieg seine Tochter schwere Verbrennungenerleidet, erinnert sich Bronek Gelda mit Schrecken an den Augenblick, als eine Roma seine Tochter verfluchte. Die sich schicksalhaft kreuzenden Wege der beiden Familien Labendowicz und Gelda bettet Malecki in die Landschaften und Lebensweisen der polnischen Provinz ein und verwebt die historischen Verwerfungen im Land mit den Obsessionen und Schwächen seiner Figuren. Während im Hintergrund die 'große Geschichte' vorbeizieht - der Zweite Weltkrieg, die Volksrepublik Polen, die demokratische Wende - führt uns Malecki immer tiefer in die Abgründeeines Familiengeheimnisses, das erst Sebastian, der Sohn der verfluchten Kinder, lüften wird.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.01.2024

Jakub Malecki kennt Kritikerin Marta Kijowska als Erzähler polnischer Mehrgenerationengeschichten, die mit einem traumatischen Ereignis einsetzen, so auch in seinem neuen Roman. In zwei Familien werden Kinder verflucht, die dadurch körperliche Behinderungen davontragen und einander später heiraten - ihre Schicksale spielen sich vor der wechselhaften polnischen Geschichte zwischen 1938 und 2004 ab, zwischen Stalinismus und Kapitalismus, die der Autor aber sparsam einspielt, versichert Kijowska, so dass das Buch weniger von den konkreten Lebensumständen handelt als "vom Leben als solchem". Dieses wird von Malecki aber nicht nur als bedrohlich geschildert, sondern mit klaren Stil, der auch den Humor nicht vermissen lässt. Der Rezensentin wird so schnell klar, warum auch die polnische Jugend diesen Autor so gerne liest. Eine neue Facette polnischer Erzähltradition, schließt sie überzeugt.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 09.11.2023

Befremdlich, aber sehr interessant findet Kritiker Günter Kaindlstorfer diese große Familien- und Dorfgeschichte, die einen polnischen Landstrich zwischen 1938 und 2004 in den Blick nimmt und dabei immer wieder die Metapher des Verschwommenen bemüht. Die Okkupation der Deutschen ist dabei Dreh- und Angelpunkt, das Verschwommene zeigt sich aber auch in der Flucht vor der Roten Armee oder der Geburt eines Kindes, das mit einem Fluch belegt wurde, erfahren wir. Kaindlstorfer sieht hier eine gelungene Mischung aus Realismus und immer mal auch magischen Elementen, die es dem Lesepublikum vielleicht nicht unbedingt einfach machen, die Geschichte zu durchdringen, die aber in ihrer rätselhaft-verschachtelten Architektur durchaus spannend ist.