Jan Bürger

Der gestrandete Wal

Das maßlose Leben des Hans Henny Jahnn. Die Jarhre 1894-1935
Cover: Der gestrandete Wal
Aufbau Verlag, Berlin 2003
ISBN 9783351025526
Gebunden, 451 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

Hans Henny Jahnn gehört zu den markantesten Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Immer wieder zum Außenseiter abgestempelt, erscheint er in der vorliegenden Darstellung auf vielfältige Weise mit den Tendenzen seiner Zeit verknüpft. Beherrschendes Thema ist die Frage, wie ein so origineller und auf Wirkung bedachter Künstler auf die Erschütterung aller überkommenen gesellschaftlichen, religiösen und geistigen Gewißheiten reagierte.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 10.07.2003

Christoph Bartmann ist mit dieser Biografie Hans Henny Jahnns alles in allem Ganz zufrieden. Er weist ihr zumindest für die nächste Zeit die Position zu, als "Standardwerk" des Schriftstellers, Landwirts und Orgelbauers gelten zu können. Er bemerkt etwas ironisch, der Autor habe dem "maßlosen" Leben Jahnns eine durchaus "maßvolle" Lebensbeschreibung gewidmet. Schade findet er allerdings, dass die Biographie bereits 1935 abbricht, mehr als 20 Jahre vor dem Tod des Schriftstellers. Ein bisschen sei es so wie das zu früh einsetzende Ausblenden eines "Musikstücks", so der Rezensent bedauernd. Insgesamt aber lobt er den Autor für seinen "ausreichend kritischen und verständnisvollen" Umgang mit seinem Protagonisten und er betont, dass trotz einiger "germanistischer Grußadressen", Bürger "viel Aufschlussreiches" über Jahnn zu erzählen weiß.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 05.06.2003

Paul Jandl ist von dieser Biografie des 1959 gestorbenen Schriftstellers Hans Henny Jahnn enttäuscht, denn sie erscheint ihm gegenüber dem "maßlosen Leben" des Schriftstellers als ein bis zur "Trockenheit maßvolles Buch". Was der Autor auf germanistischem Gebiet bei der Textinterpretation leiste, verweigere er bei der Deutung des Lebens Jahns, so Jandl, der dies nicht zuletzt auf "wissenschaftliche Scham" zurückführt. Eigentlich findet der Rezensent, dass es sich bei dieser Biografie viel eher um eine "Monografie" handelt, weil sie sich den Texten Jahnns mit erheblich größerem Interesse widmet als seinem Leben, und das findet Jandl schade.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 24.05.2003

Mit einigem Respekt hat Rezensent Michael Rutschky diese Biografie zur Kenntnis genommen. Zufrieden ist er trotzdem nicht. So belegt ihm das Buch zwar eindrucksvoll, "wie Hans Henny Jahnns Werk unterdessen editorisch aufbereitet und von zahlreichen Monografien und Einzeluntersuchungen gleichsam umlegt ist". Doch der Rezensent bedauert, dass die "germanistische Attitüde" dem Biografen verbot, "aus dem krass Absurden und Lächerlichen von Jahnns Interessen und Aktivitäten erzählerischen Effekt zu schlagen". Dieselbe Attitüde bringe Bürger dazu, "gegenüber allen Äußerungen und Aktivitäten Jahnns ungefähr dieselbe Distanz zu wahren". Jahnns anhaltend eindrucksvolle Prosa, die, in Verzweiflung und Begeisterung, jeden biologisch-theologischen Irrwitz einschmelze, traktiere Jan Bürger mit derselben gleichmütigen Stimme wie die Architekturphantasien der Glaubensgemeinde Ugrino und den Stutenkult. Als Beispiel, wie es auch hätte gehen können, nennt Rutschky Harry Mulischs "lehrreich-komisches Buch" über Wilhelm Reich.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.05.2003

Heinz Ludwig Arnold findet, dass Jan Bürger aus seiner Dissertation ein "lesbares Buch" gemacht hat, das seine Entstehung aus einer wissenschaftlichen Arbeit dennoch nicht ganz verleugnen könne. Doch der Reihe nach: Jahnn, führt Arnold aus, war ein exzentrischer Autor, eine legendäre Figur und ein Meister der Selbstinszenierung - massenweise Material und Fallstricke also für den Biografen. Bürger habe das alles erfolgreich gemeistert, erzähle alles Interessante und Wichtige und bette Jahnn, der sich selber für eine singuläre Erscheinung hielt, in den Kontext seiner Zeit ein. Viel Neues allerdings hat Arnold nicht gefunden, eher eine besonders sorgfältige und skrupelhafte Aufarbeitung des Bekannten. Eine ideale Einführung also? Auch das nicht, bedauert Arnold: Für den unkundigen Jahnn-Interessierten werde eine zu große Kenntnis seiner Bücher vorausgesetzt. Da wäre es wieder, das Problem mit den Dissertationen.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 03.04.2003

Großes Lob spendet Ulrich Greiner in einer kurzen Kritik dem Literaturkritiker Jan Bürger für seine "sehr lesbare und intelligente" Jahnn-Biografie, die sich auf die Jahre von 1894 bis 1935 konzentriert. Für besonders klug hält der Rezensent Bürgers Entscheidung, den Spuren dieses "Sektengründers, Orgelbauers, Musikverlegers und Schriftstellers" nicht allzu tief ins biografische Dickicht zu folgen, sondern nur so weit, wie es für das Verständnis von Jahnns "sperrigem, außerordentlichen" Werk dienlich ist.