Jean Rouaud

Meine alten Geliebten

Roman
Cover: Meine alten Geliebten
Piper Verlag, München 2002
ISBN 9783492270311
Taschenbuch, 202 Seiten, 12,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Josef Winiger. Endlich sind sie vereint: Fast vierzig Jahre, nachdem der Große Joseph , dieser geniale Erfinder und zärtliche Vater, in einer stürmischen Weihnachtsnacht einen Herzanfall erlitt und die kleine Annick mit drei kleinen Kindern zurückließ, ist sie ihm gefolgt - unauffällig, demütig, selbstverständlich. Ihre Liebe war groß, aber still. Und Jean, ihr Jüngster, der die Chronik dieser kleinen Leute fortschreibt, nimmt in diesem Band seinen Dialog mit der verstorbenen Mutter auf - und erfährt dabei mehr von ihrem wahren Gefühlen, als er sich zu Lebzeiten je erhofft hätte. Nun kann er endlich Abschied nehmen und die Liebenden sich selbst überlassen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 16.08.2002

Ein bisschen skeptisch ist Rezensentin Kristina Maidt-Zinke schon angesichts des Eifers, mit dem der Franzose Jean Rouaud in fünf Bänden die Geschichte seiner Familie, hauptsächlich die seiner Eltern nacherzählt. Sein fünftes Buch der Familiengeschichte, dass mit "Diskretion und Contenance" den Sterbeprozess seiner Mutter beschreibt, ist nach Meinung der Rezensentin auch der Abschied Rouauds von seinem Lieblingsthema 'Familie', der ihm offensichtlich sehr schwer fällt. In ihren Augen ist es aber für diesen Abschied höchste Zeit, bevor die Thematik endgültig "das unschöne Attribut 'fadenscheinig' verdient". Doch trotz der Skepsis, die sie Rouauds Sujet entgegenbringt, ist Maidt-Zinke sehr beeindruckt von dem Erzählstil: "kühne Perspektivwechsel, lockere episodische Einschübe und endlos abschweifende Schachtelsätze" gibt es da zu entdecken. Bedauerlich findet sie allerdings, dass der Übersetzer dieser Erzählkunst nicht gewachsen war: Was im Original "ohne Bodenhaftung tänzelt, kommt im Deutschen gleich zu Anfang so schwerfällig daher, dass man sich zum Weiterlesen zwingen muss".
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.07.2002

Walter Hinck ist nach wie vor begeistert von diesem Autor. Bis zum 5. und letzten Band seiner Familiensaga hat Rouaud, wie es aussieht, das Niveau halten können. Durch die "heiter-ironische Solidarität" des Autors wirken die Figuren noch immer liebeswert, sein Erzählen erscheint schwerelos, kurz, die "Waffe seines Erzählcharmes" trifft noch. Und trotzdem kann Hinck nicht umhin zu bemerken, Rouaud trauere dem Ende seines Großprojekts, der erzählten eigenen Familiengeschichte allzu sehr nach. Durch den Rückgriff etwa auf Kommentare zu den voraufgegangenen Romanen , auf die Rezeptionsgeschichte, kommt ihm das Buch oft vor wie ein Epilog des Ganzen, so auch "als sei aus zunächst ausgeschiedenem Material noch einmal ein neuer Film zusammengeschnitten worden".
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