Jens Balzer

Das entfesselte Jahrzehnt

Sound und Geist der 70er
Cover: Das entfesselte Jahrzehnt
Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2019
ISBN 9783737100496
Gebunden, 432 Seiten, 26,00 EUR

Klappentext

Jens Balzer zeichnet ein farbiges Panorama der Siebziger, von der Mondlandung und Woodstock über die Ölkrise und den Deutschen Herbst bis hin zum Nihilismus des Punk. Ein Jahrzehnt, in dem sich so ziemlich alles ändert: Die Hippies erproben unerhörte Lebensweisen, die antiautoritäre Erziehung und die Emanzipationsbewegung ordnen die Familien- und Geschlechterverhältnisse neu, weltumspannender Idealismus trifft auf apokalyptische Weltuntergangsängste, und spätestens als Hacker den ersten "Personal Computer" bauen, wird deutlich: Genau hier beginnt unsere Gegenwart.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 27.06.2020

Rezensent Frank Schäfer hat dank diesem Buch gelernt, dass sich die Ausdifferenzierung des umfassenden Sechzigerjahre-Idealismus in verschiedenste Subkulturen vor allem an der Musik der Siebziger nachvollziehen lässt: Pop und Rock diversifizieren sich zu Heavy Metal, Glam, Punk, Disco, Rap und vielem mehr, wobei die einzelnen Richtungen wiederum die Vielfalt der kulturellen Entwicklungen spiegeln, so Schäfer: etwa das Nebeneinander neuer und alter Geschlechterentwürfe und die neuen Spielräume für Schwarze auf dem von Weißen dominierten Markt. Eine "blendend formulierte Kulturgeschichte", lobt der Kritker.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 22.06.2019

Rezensent Andreas Fanizadeh erkennt, dass Jens Balzer die Wirkungen der beiden Großereignisse Woodstock und Apollo-11-Mission zu Recht als Katalysatoren für die soziokulturelle Stimmungslage in den 70ern beschreibt. Darüber hinaus stimmt er dem Autor zu, dass das subversive Potenzial der Popkultur dieser Zeit durchaus dazu beitrug, die heutige liberale Gesellschaft durchzusetzen: Von "LSD und Porridge" kommt man bald auch zu "Fischstäbchen und McDonalds", stellt der Kritiker fest. Nur an manchen Stellen, besonders in Bezug auf die Entwicklungen in der BRD, hätte sich der Kritiker mehr sozialhistorische Analyse in diesem, wie er meint, ansonsten erhellenden Buch gewünscht.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 01.06.2019

Laut Rezensent Jens-Christian Rabe versammelt Autor Jens Balzer hier all die Widersprüchlichkeiten in der Mentalität der Siebziger, indem er deren Popkultur analysiert. Weder Softpornos noch Musik oder Popliteratur entgehen seiner genauen Analyse und werden höchstunterhaltsam zu einer präzisen Zeitdiagnose zusammengeschlossen, lobt der begeisterte Kritiker. Nach dieser, wie er findet, aufschlussreichen Lektüre scheint es Rabe, als seien die Siebziger "der kulturelle Ursumpf" unserer Gegenwart.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 22.05.2019

Rezensent Ulrich Rüdenauer erkennt mit Jens Balzers Buch, welche Potenziale die 70er Jahre hatten, aber auch, wie viel davon verspielt wurde. Wie der Autor sich mit den 70ern auseinandersetzt, kulturgeschichtlich, episodisch, mit Schwerpunkt auf Pop und Trivialkultur, findet Rüdenauer anregend, auch wenn programmatische Themen der Zeit fast gar nicht vorkommen. Dafür, so Rüdenauer, zeigt Balzer Ambivalenzen auf, zwischen Emanzipation und Reaktion, zitiert einen von Hitler schwafelnden Bowie oder schaut auf die neoliberalen Tendenzen der Gamer und auf den Okkultismus der Metal-Fans, und alles in einem eleganten, anschaulichen feuilletonistischen Stil, beteuert Rüdenauer.