Jens Balzer

High Energy

Die Achtziger - das pulsierende Jahrzehnt
Cover: High Energy
Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2021
ISBN 9783737101141
Gebunden, 400 Seiten, 28,00 EUR

Klappentext

Es sieht nicht alles schlimm aus in den achtziger Jahren. Aber vieles. Es ist das Jahrzehnt der explodierenden Dauerwellen und Pornoschnauzbärte, der aufgepumpten Schulterpolsterjacketts und schrillen Herumprotzerei; in den Achtzigern werden die Yuppies zu Vorreitern einer neuen Egoistenkultur. Doch gleichzeitig herrscht die Angst vor der Apokalypse, vor dem Atomtod und der Umweltzerstörung; die Menschen sehnen sich nach Utopien und Zukunft, nach neuer Gemeinschaft und Wärme. Helmut Kohl lässt die "geistig-moralische Wende" ausrufen, aber Hunderttausende demonstrieren auch für Frieden und Abrüstung, die Grünen etablieren sich als politische Kraft. Die Popkultur wird zum Schauplatz der feministischen und schwulen Emanzipation, mit dem Hip-Hop erhalten Minderheiten eine Stimme, die bis dahin fast unsichtbar waren. Eine ganze Generation lernt am Commodore 64 das Programmieren und begibt sich auf den Weg in die digitale Gesellschaft. Am Ende des Jahrzehnts fällt die Berliner Mauer, eine Umwälzung, die unsere Welt bis heute prägt. Jens Balzer bringt die Widersprüche der Achtziger zum Leuchten, ihre befremdlichen Moden und bizarren Lebensstile ebenso wie ihren Revolutionsdrang, in dem die Wurzeln unserer Gegenwart liegen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 16.09.2021

Rezensentin Claudia Mäder lässt sich von Jens Balzer kenntnisreich zurück in die 80er Jahre beamen. Anregend findet sie, wie der Kulturjournalist sein Panorama der Alltags- und Popkultur einer Epoche entwickelt. Einerseits wird für Mäder die angstvolle Atmosphäre von damals spürbar, die sich für Balzer in Filmen wie "The Day After" oder in Subkulturen wie Goth und Punk niederschlug, andererseits zieht der Autor in seiner Geschichte keinen allzu engen Rahmen und verweist auf längerfristige Tendenzen und Entwicklungen und die Vielzahl unterschiedlicher Strömungen, wie Mäder erfreut feststellt. Ein Kapitel über das angenehm fluide Phänomen der Schulterpolster macht Mäder besondere Freude, auch wenn der Autor die Herstellung von Gegenwartsbezügen weitgehend dem Leser überlässt.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 21.08.2021

Sebastian Fuchs taucht mit Jens Balzer ein in die Achtziger. Wie Balzer sich dem Jahrzehnt und seinen kulturellen und politischen Phänomenen von Madonna über den PC bis zu Kohl nicht als Fan, sondern als Phänomenologe und belesener Kenner feministischer, liberaler und anderer Theorien nähert, findet Fuchs höchst unterhaltsam und lehrreich. Konzentriert auf den Stoff behandelt der Autor laut Fuchs den Kalten Krieg wie den sauren Regen, erkundet Angst und Aufbruch und macht Entwicklungen sichtbar - etwa die von Aerobic zum neoliberalen Körperverständnis von heute.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.07.2021

Rezensent Oliver Jungen folgt Jens Balzer gerne auf seiner Reise durch die Welt der Achtziger. Am spannendsten erscheinen ihm die Passagen zum Pop in Kunst und Kultur (beispielsweise zum Einfluss des Videorekorders auf Porno- und Horrorfilme), etwas konventioneller die kulturanthropologischen Ausführungen zum Thema Aids. Nur mit Balzers Auslegung einer Szene aus "Zurück in die Zukunft" als rassistisch stimmt er nicht ganz überein und hätte sich außerdem für Balzers Gedanken zum prägenden "Ennui" einer ganzen Generation und zur "herrlich irrsinnigen" Architektur interessiert, die nicht vorkommen. Trotzdem ein gelungenes, "bildstark" geschriebenes Buch, das nicht nur Altbekanntes über das Jahrzehnt erzählt und zeigt, dass viele aktuelle Debatten wie der Gender-Diskurs damals schon ihren Anfang nahmen, lobt Jungen.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 01.07.2021

Rezensentin Juliane Liebert liest Jens Balzers Panorama der 80er auch dann noch mit Gewinn, wenn der Autor es mit seiner Spiegelung der Gegenwart in der Vergangenheit etwas übertreibt. Gender, Optimierungswahn und allerhand Ängste sieht sie mit Balzer schon bei Prince, in Seehofers Law-and-Order-Aidspolitik und beim Aerobic am Werk. Außerdem dienen solche Phänomene dem Autor als rote Fäden durch sein Porträt der westlichen Populärkultur bis 1990, erkennt Liebert. Ohne Moralisierungen, dafür mit Ironie und klugen Querverbindungsmanövern erschließe Balzer das Jahrzehnt und seine Entwicklungen, die bis heute andauern, wie die Rezensentin verblüfft feststellt.
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