Jerzy Ficowski

Bruno Schulz 1892-1942

Ein Künstlerleben in Galizien
Cover: Bruno Schulz 1892-1942
Carl Hanser Verlag, München 2008
ISBN 9783446230149
Gebunden, 185 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Aus dem Polnischen und für die deutsche Ausgabe bearbeitet von Friedrich Griese. Jerzy Ficowski erzählt von den Nöten, Obsessionen und Bedrohungen, die die Biographie des Zeichners und Kunstlehrers Bruno Schulz prägten. In Drohobycz, seiner Heimatstadt im Grenzland zwischen Polen und Ukraine, die 1939 von der Roten Armee und 1941 von den Deutschen besetzt wurde, schuf Schulz phantastische und groteske Traumbilder, und spät in seinem kurzen Leben, das 1942 tragisch endete, brach sich sein Dichtergenie Bahn mit den mythischen Erzählungen von den Zimtläden und vom Sanatorium.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 18.07.2008

Sehr angetan scheint Renate Wiggershaus von Jerzey Ficowskis Biografie über Bruno Schulz (1892-1942) zu sein, die nun gleichzeitig mit einer Neuübersetzung der "Zimtläden" auf Deutsch erschienen ist. Akribisch habe der Lyriker, Literaturwissenschaftlers und "größte Kenner von Schulz' Leben und Werk" eine einzigartige Sammlung zusammengetragen, die nach Meinung der Rezensentin Spurensuche, Werkinterpretation, Rezeptions- und Nachlassgeschichte miteinander vereint. Lobend äußert sie sich zudem über Scharfsinn und Humor des Biografen, der die sich andeutenden gesellschaftlichen Wandlungen im Vorfeld des Zweiten Weltkrieges treffend beschreibe. Bedauernd stellt sie fest, dass Roman, Tagebücher sowie zahlreiche Erzählungen, Radierungen und Gemälde (einschließlich des letzten Werkes) von Schulz verschollen sind.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 29.03.2008

Rezensent Ulrich M. Schmid begrüßt die deutsche Ausgabe der im Original 1992 erschienen Bruno-Schulz-Biografie des polnischen Literaturwissenschaftlers nicht nur als ausgesprochen gelungene Beschreibung und Deutung des Lebens und Werks dieses bedeutenden Künstlers. Sie stellt aus Sicht des Rezensenten auch einen wichtigen Schlüssel zu Schulz? künstlerischem Schaffen dar. Außerdem ringt sie dem Rezensenten die bedrückende Erkenntnis ab, in welch extremem Maß die entlegene galizische Kleinstadt Dohobycz von beiden Diktaturen des 20. Jahrhunderts heimgesucht worden ist. 1939 ist als Folge des Hitler-Stalin-Paktes die Rote Armee einmarschiert und Schulz, der auch als Maler tätig war, zu Stalin-Porträts gezwungen worden. 1941 habe Hitlerdeutschland den russischen Bündnispartner überfallen und auch Drohobycz besetzt. 1942 ist Bruno Schulz von einem Gestapo-Mann auf offener Straße ansatzlos erschossen worden.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 29.03.2008

Ausgesprochen erhellend findet Rezensentin Maja Rettig dieses Buch über den polnisch-jüdischen Schriftsteller Bruno Schulz. Nicht nur, dass es ihrer Beschreibung zufolge die Lebensgeschichte dieses 1892 in der damals österreichischen Kleinstadt Drohobycz geborenen und 1942 von einem Gestapo-Mann auf offener Straße erschossenen Autors erzählt. Gleichzeitig stellt Jerzy Ficowskis Buch für die Rezensentin ein ausgesprochen brauchbares Instrumentarium zur Verfügung, das es ihr ermöglicht hat, sowohl die städtischen Topografien als auch das Personal von Schulz? Prosa noch einmal mit den historischen Gegebenheiten zu überblenden, wodurch ihr Schulz? bildliches und verwandelndes Genie dann umso fulminanter erscheint.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.03.2008

Stefanie Peter begrüßt Jerzy Ficowskis "maßgebliche" Biografie des polnischen Erzählers Bruno Schulz von 1967, die nun endlich auf Deutsch vorliegt. Sie würdigt Ficowskis Verdienste um diesen Schriftsteller, einen, wie sie ihn nennt "Riesen der literarischen Moderne". Bei der Lektüre drängt sich ihr ein prägnanter Vergleich auf: Ficowski ist für Schulz, was Max Brod für Franz Kafka war. Das heißt für sie natürlich auch, dass Ficowski nicht unbedingt immer ein "objektiver Nachlassverwalter" war. Dennoch scheint ihr vorliegendes Werk wegen seiner umfassenden biografischen Rekonstruktion und der Fülle von Daten unentbehrlich für die Schulz-Forschung. Die "hagiografischen Züge" der Arbeit und der auf den Autor konzentrierte, werkimmanente Blick fallen für Peter nicht weiter negativ ins Gewicht. Allerdings widerspricht sie energisch Ficowskis Einschätzung, die Schriftstellerin Debora Vogel sei nur als Schulz' Muse von Interesse, und preist sie als "erstklassige Dichterin", deren Werke hoffentlich bald ins Deutsche übersetzt werden.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 25.03.2008

Andreas Dorschel hat Bücher von und über Bruno Schulz gelesen, die er in einer Doppelrezension vorstellt. Jerzy Ficowskis Buch über Leben und Werk des galizischen Schriftstellers, der für Dorschel wohl der bedeutendste polnische Dichter des vergangenen Jahrhunderts ist, hat Dorschel überhaupt nicht überzeugt. Er betont die Verdienste, die der 2006 im Alter von 81 Jahren verstorbene Autor um die Verbreitung des Werks von Schulz errungen hat. In seiner 2002 im polnischen Original erschienenen Monografie herrsche ein geradezu religiöser Ton, murrt der Rezensent. Und auch die Interpretation sowohl von Leben als auch Werk schwankt zwischen sakralen und etwas schalen psychologischen Erklärungen, die zudem absolute Deutungshoheit für sich beanspruchen, stellt Dorschel fest. Überhaupt hat für sein Empfinden Ficowskis Buch etwas unangenehm Dogmatisches, indem er allein seine Interpretationen gelten lasse und alle anderen Versuche, Schulz' Werk zu lesen, als "haltlose Vermutungen" schmäht, kritisiert Dorschel.
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