Joachim Ehlers

Die Deutschen und das Europäische Mittelalter

Band 3: Das westliche Europa
Cover: Die Deutschen und das Europäische Mittelalter
Siedler Verlag, München 2004
ISBN 9783886807598
Gebunden, 512 Seiten, 60,00 EUR

Klappentext

Lange bevor Deutschland entstand, begann seine Auseinandersetzung mit dem westlichen Europa. Das ist nur scheinbar paradox, denn mit den Rheinlanden und dem Land südlich der Donau haben die Deutschen teil am Gebiet der alten lateinisch-christlichen Ökumene des weströmischen Reiches, und bis an die Ufer von Elbe und Saale bewohnen sie einen einst durch die Franken erschlossenen Raum. Das, was sie selbst an christlich-fränkischer Substanz erworben hatten, trugen sie seit dem Hochmittelalter weiter nach Osten in die slawischen Siedlungsgebiete: Was sich die Menschen östlich der Elbe im Hochmittelalter aneigneten, kannte man zwischen Weser und Elbe seit dem zehnten, im Rhein/Weser-Raum seit dem achten und neunten Jahrhundert, und den Bewohnern der Rheinlande war es seit der römischen Zeit vertraut. Zwischen dem Westen und dem Osten Deutschlands liegen also tausend Jahre Entwicklungsgeschichte.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 18.12.2004

Mit seiner "Geschichte der Beziehungen zwischen den Nachfolgereichen des karolingischen Imperiums", hat der Historiker Joachim Ehlers keineswegs eine deutsche "Nationalgeschichte in neuer Verpackung" geliefert, nimmt der Rezensent Hans-Herbert Räkel beruhigend vorweg. Die erste Hälfte des Buches - die vom Europa der Karolinger bis zum Ende des ottonischen Zeitalters reicht - stellt für Räkel eine regelrechte "Glanzleistung reifer Geschichtsschreibung" dar, insofern sie sowohl durch Vollständigkeit als auch durch Nuanciertheit besticht und dabei "stilistisch ansprechend" formuliert ist. Die eher "politisch-dynastische" Perspektive dieser ersten Hälfte werde in der zweiten Hälfte um "langfristigen Entwicklungen" und deren "geistige und gesellschaftliche Voraussetzungen" erweitert. Dabei ordne Ehlers den Stoff noch weitgehend nach "erprobten Perspektiven", zeige jedoch mitunter Ansätze zu einer Öffnung der geschichtswissenschaftlichen Methodologie hin zur Kulturwissenschaft. Auf diese Öffnung hin nimmt der Rezensent den Dialog auf und gibt zu bedenken, dass eine Einbeziehung der Sprachgeschichte und der bei Ehlers weitgehend "stumm" bleibenden "Bereiche der Kultur wie Philosophie, Theologie, Architektur, Kunst und Musik" zu einem tiefgreifenderen Verständnis dieser Epoche beitragen könnte.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.11.2004

Als "großes Alterswerk" lobt Rezensent Michael Borgolte diese Geschichte des westlichen Europa im Mittelalter, die Joachim Ehlers vorgelegt hat. Er würdigt Ehlers wissenschaftliche Haltung, die sich mit fast beängstigender Konsequenz an höchsten moralischen Standards orientiere. Borgolte hebt hervor, dass der Historiker eine beziehungsgeschichtliche Perspektive wählt, um zu zeigen, dass Deutschland erst in der Auseinandersetzung mit dem westlichen Europa entstanden sei. Ehlers Aufmerksamkeit gelte dabei vor allem den kulturellen Integrationsschüben von Gallien beziehungsweise Frankreich. Insgesamt gehe es weniger um Europa als um Deutschland sowie um das vergangene und künftige Schicksal der Deutschen. Problematisch findet Borgolte, dass Ehlers generelle Aussagen über ganz Europa treffen will, die er aber nur aus dem einsinnig gedachten Kulturtransfer zwischen Frankreich und Deutschland, mit gewissen Konzessionen an englisch-deutsche Beziehungen, ableite. Ehlers These, dass sich die europäischen Staaten im Konflikt mit dem staufischen Kaiserreich und unter Ausnutzung eines Papstschismas emanzipiert hätten, bereitet dem Rezensenten gar "Kopfzerbrechen". Er erwägt darum, ob man das Buch vielleicht auch gar nicht in erster Linie als Beitrag zur europäischen Geschichte des Mittelalters lesen sollte. Dann nämlich könne man sich bei Ehlers an der Fülle bildungs-, wissenschafts- und kulturgeschichtlicher Einsichten erfreuen. "Hierzulande", resümiert Borgolte, "gibt es gegenwärtig keinen Historiker, der Ehlers in dieser Hinsicht zu übertreffen vermöchte."
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