Joachim Helfer

Nicht Himmel, nicht Meer

Roman
Cover: Nicht Himmel, nicht Meer
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2002
ISBN 9783518413111
Gebunden, 213 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

Der Roman erzählt von Grenzen - und von dem Versuch, sie zu überschreiten. Da ist zunächst Erik, ein junger Hamburger Staatsanwalt, dem der Mauerfall willkommene Gelegenheit bietet, vor seiner wenig aufregenden Ehe und festgefahrenen Karriere in die Fremde einer mecklenburgischen Provinzstadt zu fliehen. In der rauheren Luft des Umbruchs erfährt er sich selbst als den Fremden, der er auch vorher schon war. Und da ist der Schüler Silvio, ein heutiger Taugenichts, der die Reise in entgegengesetzter Richtung antritt: aus der Unwirklichkeit einer romantischen Projektion in die real existierende Seifenoper...

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 01.06.2002

In Joachim Helfers drittem Roman "Nicht Himmel, nicht Meer" hat der Zufall für Maike Albaths Geschmack ein bisschen zuviel das Sagen. Der Hamburger Staatsanwalt Erik geht "zufällig" nach Mecklenburg, wo er "zufällig" eine Affäre mit der Hotelangestellten Karin eingeht, während seine Frau Ellen "zufällig" Karins Bruder in Hamburg beherbergt, wodurch dieser "zufällig" eine steile Berufskarriere startet, lästert die Rezensentin. Dabei ist ihr gar nicht nach Lästern zumute, denn vornehmlich ist Albath, die Helfers vorangegangene Werke "vielversprechend" und "gelungen" fand, von dessen drittem Roman enttäuscht: Der Plot ist zu konstruiert, die Figuren bleiben blass oder "papiern", über west- und ostdeutsche Befindlichkeiten werde nur wenig gesagt. Und am Ende, beschwert sich die Rezensentin, sagen die Wessis den Ossis auch noch, "wo es langgeht". Von einer innerdeutschen Studie könne da eigentlich keine Rede sein, meint Albath.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 25.05.2002

Ein bisschen enttäuscht ist der Rezensent Alex Rühle schon von diesem Roman, obwohl oder gerade weil er findet, dass der Autor Joachim Helfer ein richtig guter Erzähler ist. Leider lässt Helfer sich nach Rühles Ansicht seine Arbeit von einer Über-Konstruiertheit der Handlung und überflüssigen Eitelkeiten kaputtmachen. Oft tritt nach Rühle die Ambitioniertheit des Autors zu deutlich hervor und versperrt den Blick auf die Erzählung. Der Leser wird so unfreiwillig zum Zeugen eines "intellektuellen Scharmützels, einer mühsamen Spiegelfechterei zwischen einem rhetorisch versierten Autor und der deutsche Sprache und Literatur". Das ist nach Rühles Meinung umso bedauerlicher, als der Autor neben dem Erzählen auch noch zum scharfen Beobachten von Details in der Lage ist - aber wegen seiner verschiedene Einwände (so ist der Rezensent auch mit der Erzählperspektive, die der Autor für seine Protagonisten gewählt hat, nicht einverstanden) fällt Rühles Gesamtfazit dann doch eher negativ aus.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 11.05.2002

Eigentlich gefällt dem Rezensenten mit dem Kürzel "kru" der Plot des dritten Romans des 1964 geborenen Schriftstellers Joachim Helfer ganz gut: "Geschmeidig", "gut beobachtet" und "mit einem gewissen Witz" erzählt er, wie es den Hamburger Anwalt Erik nach dem Mauerfall in die neuen Bundesländer verschlägt, er dort seine Frau betrügt, die aber ebenfalls eine "tragende Rolle" einnimmt, berichtet der Rezensent. Trotzdem hat sich "kru" gelangweilt. Zu "kopflastig" und zu "konstruiert" findet er diesen Roman, zu dem nur Zugang finde, wer, meint der Rezensent, "eine Affinität zum Habitus der Hauptfiguren" habe.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.04.2002

In seinem neuen Roman erzählt Joachim Helfer eine Geschichte aus Deutschland, berichtet Rezensent Eberhard Rathgeb: Der strebsame Hamburger Jurist Erik arbeitet in Ostdeutschland, den Ostdeutschen Silvio verschlägt es nach Hamburg und Südafrika, wo Eriks Mutter lebt. Etwas holprig referiert der Rezensent über den Inhalt, aber etwas holprig scheint er auch das Buch zu finden. "Wollte Helfer ein deutsches Vereinigungsmärchen erzählen", fragt der ratlose Rathgeb und hat doch den Verdacht, dass es dem Autor ernst ist. Die Geschichte bewege sich zwischen einem "Himmel der geistreichen Floskeln" und dem "suppenwarmen trüben Meer der Klischees", meint der Rezensent und hofft, dass es Helfer mit seinem nächsten Roman gelingen wird, das "Nestflüchterpathos seines Hamburger Jugendstils" hinter sich zu lassen. Dieser Roman sei jedenfalls "nicht Fisch und nicht Fleisch".
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