John Barth

Der Tabakhändler

Roman
Cover: Der Tabakhändler
Liebeskind Verlagsbuchhandlung, München 2003
ISBN 9783935890175
Gebunden, 966 Seiten, 32,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Susanna Rademacher. England, gegen Ende des 17. Jahrhunderts: Ebenezer Cooke, jungfräulicher Poet und Taugenichts, wird von seinem Vater ins ferne Amerika geschickt, um dort vorzeitig sein Erbe anzutreten, eine Tabakplantage in der Kronkolonie Maryland. Der Dichtkunst aber will Ebenezer nicht entsagen, und so lässt er sich vom Gouverneur der Provinz beauftragen, eine 'Marylandiade' zu verfassen, die den Mut der Siedler im Kampfe mit der herrischen Natur und den schrecklichen Wilden lobpreist. Bevor sein Werk Form annehmen kann, muss der Poet allerdings unzählige Gefahren überstehen. Er wird von Seeräubern ausgesetzt, von Indianern gefangengenommen und von Opiumhändlern erpresst. Das geerbte Herrenhaus entpuppt sich als Freudenhaus, und mehr als einmal läuft Ebenezer Gefahr, im moralisch verkommenen Maryland seiner Jungfräulichkeit beraubt zu werden.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 18.12.2003

Als "Ereignis" feiert Thomas Leuchtenmüller dieses Buch, das bereits 1960 im Original erschien und nun, nachdem es lange vergriffen war, in einer Neuausgabe vorliegt. Der Rezensent ist geradezu hingerissen von der Unverfrorenheit, mit der der amerikanische Autor John Barth einen legendären Abschnitt der amerikanischen Geschichte am ersten Siedlungspunkt Amerikas aufs Korn nimmt und die historische Figur Ebenezer Cooke, der zwischen 1667 bis 1733 lebte, zu literarischem Leben erweckt. Die "spärlichen" historischen Fakten über den Tabakhändler Cooke und die wenigen überlieferten Zeugnisse aus seiner Feder werden für den Autor zu einer Fundgrube, aus der er "hoch reflektierte und bestens unterhaltende Literatur" schafft, so der Rezensent begeistert. Ihn überzeugt die Verwendung "klassischer Elemente des Schelmenromans", die Barth allerdings nur karikierend einsetzt, wie Leuchtenmüller betont. Dabei beeindruckt ihn besonders, dass Barth die für den Schelmenroman durchaus typische Drastik niemals "augenzwinkernd" schildert, sondern die erzählten Gewalttaten, die reichlich vorkommen, stets als "abscheulich brandmarkt". Der Roman bietet mit der Geschichte Cookes ein buntes Gemisch aus Piraten, Indianern und Stürmen auf und vermischt unbekümmert historisch Verbürgtes mit Fiktivem, so der Rezensent amüsiert. Die Übersetzung von Susanne Rademacher lobt er ebenfalls in den höchsten Tönen.