Jon Fosse

Der andere Name

Heptalogie I - II
Cover: Der andere Name
Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2019
ISBN 9783498021412
Gebunden, 480 Seiten, 30,00 EUR

Klappentext

Aus dem Norwegischen von Hinrich Schmidt-Henkel. Asle, ein Maler, lebt seit dem Tod seiner Frau allein in einem kleinen Ort bei Bjørgvin, einer Stadt, die an der Südwestküste Norwegens liegt. Er will nicht mehr malen, was er sieht, sondern will bis zu einem Punkt vordringen, der hinter dem Gegenständlichen liegt. In seinem gerade vollendeten Ölgemälde etwa, auf dem sich zwei breite Pinselstriche kreuzen, bringt er ein besonderes Licht zum Vorschein, ein beinahe göttliches Leuchten. Seine einzigen Freunde sind sein alter Nachbar Åsleik, ein Fischer und Kleinbauer, der Junggeselle ist, sowie Beyer, sein in der Stadt lebender Galerist. Dort lebt auch ein anderer Asle, der ebenfalls Maler, aber dem Alkohol verfallen und sehr einsam ist - zwei Versionen eines Menschen, zwei Versionen eines Lebens. Dass sie einander in der Weihnachtszeit begegnen, ist das Herzstück des Romans.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 08.01.2020

Rezensent Aldo Keel hat mitgezählt: Kein einziger Punkt ziert die 474 Seiten des Buches von Jon Fosse. Stilwillen, Rhythmus und Wiederholungen wie bei Bernhard prägen Fosses Prosa, erläutert der Rezensent, Hinrich Schmidt-Henkels Übersetzung scheint ihm dieser Form gerecht zu werden. Dass der Autor allerdings niemals zynisch wird wie Bernhard, sondern seinen Figuren und ihrer Lebenswelt mit Wärme und Sinn für ihre mythologischen Gründe begegnet, macht das Buch für Keel sympathisch. Auch Fosses Programm der Entschleunigung sagt ihm durchaus zu. Dem inneren Drama der Figuren, dem der Autor eine theologische Dimension verleiht, folgt Keel mit Spannung.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 27.12.2019

Iris Radisch liest die ersten beiden Bände von Jon Fosses siebenbändigem Romanprojekt wie ein endloses Gebet vor norwegischer Landschaft. Sehr persönlich findet sie die Geschichte um einen norwegischen Maler, der zum katholischen Glauben findet, extrem scheint ihr das Buch, da es zwischen Traum und Wirklichkeit kaum unterscheidet und auf alles Zeitgenössische verzichtet. Stille, Dunkel, Meer sind laut Radisch die Ingredienzien des Textes, Fosse ist für sie der Meister des Essenziellen. Ohne Beispiel in der Gegenwartsliteratur scheint ihr der Roman in seiner Besessenheit von negativer Mystik und vom Glauben. Fosse selbst begreift ihn als Einspruch gegen die "verquatschte" Literatur von heute, berichtet die Rezensentin.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.10.2019

Rezensent Simon Strauß ist gespannt auf Jon Fosses Heptalogie. Die ersten beiden Folgen nehmen ihn gefangen mit einem meditativen Stil und einer Geschichte um zwei Maler an Norwegens Südwestküste, die laut Rezensent offen lässt, was am Erzählten vergangenes eigenes Erleben des Erzählers, was nur einmal Geschautes ist. Schwermütig, doch nicht zäh erscheint Strauß dieses Erzählen, frei von "psychologischer Drastik" und "metaphysischem Angeben". Das "Staunen über das Sein" vermittelt sich dem Rezensenten beim Lesen in aller Ruhe und ganz unmittelbar.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 08.10.2019

Michael Opitz fühlt sich von Jon Fosses Text erhellt. Abgesehen von einigen religiösen Passagen, nimmt ihn der Roman gefangen durch Fosses Poetik der radikalen Reduktion und Entschleunigung. Wie der Autor erzählend kaum von der Stelle, dafür aber in die Tiefe gelangt, findet Opitz stark. Die solchermaßen vermittelten Gedanken des Protagonisten verwischen für Opitz Wirklichkeit und Traum, Vergangenes und Gegenwärtiges. Eine mitreißende, verstörende Lektüre, findet der Rezensent.