Jonathan Lethem

Du liebst mich, du liebst mich nicht

Roman
Cover: Du liebst mich, du liebst mich nicht
Tropen Verlag, Berlin 2007
ISBN 9783932170980
Gebunden, 256 Seiten, 19,80 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Michael Zöllner. Lucinda verbringt täglich acht Stunden damit, bei einer Nörgel-Hotline anonymen Anrufern zuzuhören. Ein Dauerkunde, der nur mit ihr sprechen will, zieht sie mit seinen Grübeleien und Selbstreflexionen in den Bann. Lucinda und der Nörgler arrangieren ein Treffen und verlieben sich heftig. Nebenbei spielt sie Bass in einer Band, deren Leadsänger Matthew, ein verwirrter junger Mann, vor kurzem ein depressives Känguru gekidnappt hat, um es von seinem Ennui zu befreien. Bedwin, der geniale Texter der Band, leidet dagegen unter einer Schreibblockade, weshalb ihn Lucinda mit einigen der philosophischen Überlegungen des Nörglers "versorgt". Als Bedwin diese in brillante Songs umsetzt, steht die Band kurz vor dem Durchbruch. Das einzige Problem ist der Nörgler. Er besteht darauf, in die Band aufgenommen zu werden, mit verheerenden Konsequenzen für alle.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 10.10.2007

Rasant wie eine Fahrt auf der Achterbahn fand Rezensent Michael Schmitt Jonathan Lethems Roman um eine nicht gerade vom Erfolg verwöhnte Band in Los Angeles. Noch bevor diese auch nur einen Auftritt absolviert hat, wird sie für ihre Mitglieder zum Lebensmittelpunkt, nur dort wird gelebt, werden Beziehungen eingegangen und mehr oder weniger gute Songs produziert. Ansonsten bewegen sie die Protagonisten eher ziellos durch die Welt, umgeben von mittelmäßig erfolgreichen Künstlern, Kurzzeit-Jobbern und Praktikanten. Erst als Lucinda, die Bassistin, die hermetische Abgeschlossenheit aufbricht und sich mit einem älteren Mann einlässt, dessen Abgründigkeit sie zu neuen Songs inspiriert, kommt Schwung in die Sache. Und so kriegt auch diese Band ihre kleinen Gigs und ihre 15 Minuten Ruhm. Sehr viel weiter kommen sie allerdings nicht - und am Ende scheitern ihre großen Ambitionen. Dem Rezensenten hat die Fahrt auf der Achterbahn auch mit diesem unheroischen Ende gefallen: "Denn eine große Erwartung ist bekanntlich meist erregender als die Erfüllung".

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 09.06.2007

"Leicht oder seicht?" lautet die Eingangsfrage des Rezensenten Maik Söhler zu diesem neuen Roman Jonathan Lethems. Die Themenkombination - Rock und Liebe - hat ihn jedenfalls in den letzten Jahren schon in manchen Romanen verstimmt. Aber seinen angeregten Schilderungen entnimmt man bald, dass die Wette bei Lethem aufgeht. So wie in seinen früheren Romanen über Comiczeichner oder Sprayer scheint dem Autor ein stimmiges und liebevolles Bild einer Popsubkultur zu gelingen. Söhler freut sich auf sein nächstes Buch.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 31.05.2007

Rezensent Hubert Winkels besingt Jonathan Lethem als einen der im Verein mit Jonathan Franzen, Richard Powers oder David Foster Wallace herausragendsten Vertreter zeitgenössischer Literatur in den USA. Sein jüngster Roman spielt in Los Angeles und erzählt einerseits davon, wie das sexuelle Begehren eine Lawine von Ereignissen ins Rollen bringt, andererseits beschäftigt er sich mit Fragen des Urheberrechts, nämlich damit, wem die Worte, aus denen erst Songtexte und dann der unerhörte Erfolg einer Band entspringen, eigentlich gehören, lässt der Rezensent wissen. Er fühlt sich an Shakespeare-Komödien erinnert und freut sich an der lockeren, unterhaltsamen, dabei klug konstruierten Romanstruktur. Vielleicht ist das Konstrukt manchmal eine Spur zu bemüht, kritisiert der Rezensent überaus zurückhaltend, der ansonsten von der Intelligenz und Rasanz dieses Romans begeistert ist und auch die Übersetzung ins Deutsche durch Michael Zöllner ausdrücklich lobt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 29.05.2007

Einen etwas zwiespältigen Eindruck hat Jonathan Lethems neuer Roman bei Rezensent Hans-Peter Kunisch hinterlassen. Das liegt für ihn vor allem an den Qualitätsunterschieden innerhalb des Texts. Mit hohem Lob bedenkt er die erste Hälfte des Romans um eine Indie-Rockband, die dank eines älteren Werbetexters, der die Band mit genialen Texten versorgt, kurz vor dem Durchbruch steht. Hier findet er den Roman überaus gelungen, hier hat er auch das Gefühl, es mit einem Autor zu tun zu haben, der versuche, der "unmittelbaren Gegenwart mittels Kunst auf den Grund zu gehen. Auch die skurrile Geschichte um den melancholischen Sänger der Band, der ein Känguru aus dem Zoo stiehlt, um es in seiner Wohnung zu beherbergen, scheint Kunisch als Darstellung menschlicher Grenzerfahrung gelungen und keineswegs lächerlich. Zu seinem Bedauern kann Lethem das Niveau nicht halten. Zunehmend bewege er sich literarisch in Richtung nichtssagender "Heftchen-Schreibe" über das fiese Musikbusiness und hippe Bands.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.05.2007

Schon in früheren Romanen hat sich Jonathan Lethem als Meister des genre-fusionierenden "Crossover" erwiesen, stellt der Rezensent Richard Kämmerlings fest. Diesmal mischt er "Beziehungskomödie", "Künstlerroman" und "Schauergeschichte" zusammen - und zwar mit einigem Erfolg. Die Künstler im Roman sind die Mitglieder einer zunächst alles andere als erfolgreichen Indie-Band. Dann aber gelingt der Durchbruch, allerdings nur mit Hilfe der Telefonanrufe eines mysteriösen "Nörglers", in denen dieser mit Suaden zu Liebe, Sex und "erotischen Obsessionen", ohne es zu wissen, geniale Songtexte produziert. Dieser Pakt mit dem Unbekannten kann freilich nicht lange gut gehen. Eher am Rande erwähnt Kämmerlings eine Nebenhandlung, in der ein Känguru eine wichtige Rolle spielt - und warnt zuletzt davor, diesen im Vergleich zu den beiden Vorgängern eher leicht daherkommenden Roman zu unterschätzen.
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