Jose Saramago

Die Reise des Elefanten

Roman
Cover: Die Reise des Elefanten
Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2010
ISBN 9783455402797
Gebunden, 240 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

Aus dem Portugiesischen von Marianne Gareis. Inspiriert von der wahren Geschichte eines indischen Elefanten, den man im 16. Jahrhundert auf spektakuläre Weise über Land und See von Spanien nach Wien überführte, erzählt Saramago von den sagenhaften Abenteuern des Elefanten Salomon und seines gewitzten Mahuts. Salomon ist als Besitz von Johann III. von Portugal nur noch gelitten. Das exotische Tier aus den fernen Kolonien fristet ein trostloses Dasein, bis die Königin auf die Idee kommt, ihn ihrem Vetter dem Großherzog Maximilian aus Wien zum Geschenk zu machen. Mit einem großen Tross wird Salomon samt seinem Mahut auf eine abenteuerliche Reise geschickt, an deren Ende die eindrucksvolle Überquerung der italienischen Alpen steht. Unterwegs lernt man nicht nur die Eigenheiten und Vorlieben des Elefanten kennen, sondern auch die der Menschen und der Gesellschaft um ihn herum.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 08.09.2010

Kein sonderlich großer Text, befindet Hans T. Siepe und sucht etwas verzweifelt fast nach Gründen, warum Jose Saramagos letzter Roman dennoch lesenswert sein könnte. Das Erzählgerüst ("dünn") ist es nicht, das Personal auch nicht ("schematisch"). In der Verschränkung von aus der Gegenwartperspektive anvisiertem Tatsachenbericht und historischer Fiktion, von schelmischer Ironie und einem stets präsenten Erzähler, der auch die ganz großen Fragen zu Gott und der Welt nicht scheut, und als Allegorie auf das Leben macht die aberwitzige Elefantenreise für den Rezensenten aber dennoch Sinn und auch Freude.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 18.08.2010

Toller Stoff, findet Rezensentin Kristina Maidt-Zinke, die Überführung eines Elefanten von Lissabon nach Wien samt höfischem Gefolge durch das Europa der Gegenreformation. Und wie gut, dass Jose Saramago allen Erwartungen an pittoreske Kulissen und barocke Erzählung zuwider läuft und stattdessen einen guten Roman daraus gemacht hat. "Kühn" findet sie, wie Saramago die Gedanken der beteiligten Personen spinnt, mit verfremdenden Details spielt und jede "Illusion historischer Authentizität" unterminiert. Und wie Saramagos gehört auch ihre Sympathie dem Elefanten, der unangefochten von allen Demütigungen "würdevoll" durch Europa schreitet.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 24.07.2010

Tendenziell enttäuscht hat Rezensent Ingo Arend den letzten Roman des portugiesischen Nobelpreisträgers wieder zugeklappt. Schon der symbolhafte Titelelefant scheint ihm derart befrachtet, dass der Kritiker bereits der Ausgangssituation des Romans mit Skepsis begegnet. Auf das Motiv ist Saramago den Informationen des Kritikers zufolge gestoßen, als er einst in dem Salzburger Restaurant "Der Elefant" zu Abend aß. Auf Holzschnitzereien habe er dort "die wahre Geschichte eines Elefanten" dargestellt gefunden, den König Johann III. von Portugal 1551 auf eine Reise von Lissabon nach Wien geschickt habe, um seinen Kollegen, Erzherzog Maximilian von Österreich, zu erfreuen. Und nun sei das Tier also unter dem Namen Salomon wieder auferstanden. Beigegeben sei ihm ein indischer Wärter namens Subhro, und gemeinsam mit weiterem höchst stilisierten Personal gerät der Roman für den Geschmack des Kritikers sehr bald zwischen Parabel und Großvaterschnurre ins Schlingern.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.06.2010

Diesem Buch liegt eine historisch wahre Geschichte zugrunde. Ein Elefant wurde tatsächlich im 16. Jahrhundert vom portugiesischen an den österreichischen Hof überführt. Von dieser logistisch nicht unaufwendigen Reise berichtet in seinem nun letzten Roman der Nobelpreisträger Jose Saramago. Er tut es aber alles andere als historisch korrekt. Immerzu schaltet sich nämlich ein allwissender Erzähler ins Geschehen und kommentiert mancherlei Vorfälle anachronistisch - wenn er beispielsweise den Mangel an Röntgenaufnahmen bedauert. Ansonsten wird viel fabuliert, an Abschweifungen und Elefanten-Anekdoten fehlt es nicht. Leider, teilt der Rezensent Florian Borchmeyer am Ende dann mit, ist beim Kreißen dieses Elefanten ein literarisch - jedenfalls im Saramago-Gesamtvergleich - eher ins Mausregister fallendes Werk entstanden. Für eine Novelle hätte es, so der Rezensent, vielleicht gereicht, als Roman ermüde es bald.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 25.06.2010

Ganz richtig findet Rezensent Daland Segler die Entscheidung des Verlags, diesen letzten Roman des gerade Verstorbenen Jose Saramagos früher herauszubringen als geplant. "Ein paar mehr Leser" hätte das Buch nämlich durchaus verdient. Saramago erzählt darin die durch eine wahre Begebenheit inspirierte Geschichte des Elefanten Salomon, der im 16. Jahrhundert von Lissabon durch halb Europa nach Wien gebracht wurde, als Geschenk seiner königlichen Hoheit Johann dem Dritten an seinen kaiserlichen Kollegen Maximilian. In Seglers Augen weist der Roman alle Qualitäten auf, die auch Saramagos frühere Bücher ausmachen: ein "entspannter Atheismus" und seine Fähigkeit, aus historischem Material eine "menschliche Komödie über unsere Eitelkeiten, Irrungen und Wirrungen" zu spinnen. Kurzweilig und vergnüglich nennt er das Ergebnis.