Juan S. Guse

Miami Punk

Roman
Cover: Miami Punk
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2019
ISBN 9783103973938
Gebunden, 640 Seiten, 26,00 EUR

Klappentext

Der Atlantik hat sich über Nacht von der Küste Floridas zurückgezogen und eine Wüste hinterlassen. Kreuzfahrtschiffe rosten im Sand vor Miami, die Hotels bleiben leer, der Hafenbetrieb ist eingestellt und selbst die Dauerwerbesendungsindustrie liegt am Boden. Mittendrin eine überambitionierte Indie-Game-Programmiererin, eine strauchelnde Arbeiterfamilie, eine junge Soziologin und ein E-Sport-Team aus Wuppertal. "Miami Punk" ist ein Roman über die Bedeutung von Arbeit, über Herrschaft und Macht und über einsame Nächte vor dem Computer.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 16.05.2019

Rezensent Lars Weisbrod staunt, welche Wendung die deutsche Gegenwartsliteratur bei Juan S. Guse nimmt. Dass ein Roman so kraftvoll daherkommt, mit so einem Arsenal von Figuren und Perspektiven, Motiven, so unüberschaubar und gleichgültig einem Plot gegenüber, findet er überraschend. Die Welt der Gamer und Games kann ihm Guse kenntnisreich, wenngleich verziert mit reichlich postmodernem Zitatwerk erschließen, derart, dass Weisbrod sich fragt, ob er noch einer Erzählung oder schon einem Spiel beiwohnt. Wie eine herkömmliche Dystopie liest sich der Text laut Rezensent nicht, zu unvorhersehbar und ungefähr bleiben Handlung und Figuren. Als Versuch, eine kindliche Welt wiederauferstehen zu lassen, in der Spiel und Erzählung noch eins sind, findet Weisbrod den Roman gelungen.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 27.04.2019

Rezensent Michael Watzka findet die Lebensumstände, die Autor Juan S. Guse in seinem dystopischen Roman schildert, gar nicht so abwegig: Über mehrere Figuren beschreibe der Autor in dem umfangreichen Buch die allabendliche Flucht vor der Langeweile in Miami in die virtual reality. Allerdings hat sich vor Kurzem der Atlantik zurückgezogen, Miami seine wirtschaftliche Existenzgrundlage verloren und es gilt, den Grund dafür herauszufinden, erzählt der Kritiker. Die Figuren, allen voran die ITlerin Robin, machen sich in dem riesigen Betonklotz, der das mysteriöse Zentrum der Stadt zu sein scheint, auf die Suche nach Antworten. Der Rezensent hat sich gern in das komplexe Geschehen verwickeln lassen, auch wenn der Roman "seine Längen" habe, denn in Watzkas Augen hat der Autor ein gutes Gespür für die Mischung aus Selbstermöglichung und Selbsttäuschung, die Autofiktion in der virtuellen Welt mit sich bringt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 19.03.2019

Felix Stephan scheint sehr begeistert von Juan S. Guses Roman. Guses Trick, die Gegenwart nur in einem "Detail" zu verändern (der Atlantik vor Miami zieht sich urplötzlich 500 Kilometer zurück und schafft eine Wüste) und zu sehen, was sich für die Literatur daraus an Kapital schlagen lässt, kennt Stephan zwar von Saramago, wie der Autor in der Folge das Panorama einer recht trostlosen Gesellschaft entwirft, die ihre Mitglieder in die digitale (Spiel-)Welt treibt, mal poetisch, mal nach Art einer soziologischen Abhandlung, mal mit gnadenlosen Längen, findet der Rezensent allerdings einzigartig. Auch dass Guse dauernd, Erzähler, Perspektive und Form ändert, regt Stephan an.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.03.2019

Rezensent Florian Balke hält die Ambivalenz gut aus in Juan S. Guses dystopischem Roman. Miami liegt darin nicht mehr am Meer, sondern an der Wüste. Gelungen findet Balke Guses liebevoll genau gezeichnetes Weltuntergangsszenario, überzeugend das wie selbstverständliche Erzählen davon, das allerdings voller Brüche und Unglaubwürdigkeiten ist, wie Balke warnt. Leicht fällt ihm die Lektüre nicht, ständig läuft er in die vom Autor erdachten interpretativen Sackgassen und verliert sich zwischen der Gamewelt der programmierenden Hauptfigur und der "realen" dystopischen.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 07.03.2019

"Wunderbar schwer verdaulich" lautet die Empfehlung am Ende von Marten Hahns kurzer Kritik zu einem langen Roman. Es scheint durchaus anstrengend zu ein, ihn zu lesen, und zwar, weil Guse den Roman als Puzzle aufbaut, das sich vor den Augen des geduldigen Lesers zusammensetzt, so der Kritiker, und noch dazu fantastische Elemente hinzukommen, die man auch erst mal verkraften müsse. Es geht um Computerspiele, die sich in die Realität einschleichen, und Meere, die vom einen Tag auf den anderen verschwinden. Wer's liest, wird dran glauben!