Julia Kissina

Vergiss Tarantino

Cover: Vergiss Tarantino
Aufbau Verlag, Berlin 2005
ISBN 9783351030476
Gebunden, 208 Seiten, 16,90 EUR

Klappentext

Aus dem Russischen von Ganna-Maria Braungardt. Lenins Mumie in der Gemüsetruhe eines Berliner Supermarkts, Jesus erscheint doppelt am Himmel, Performances mit tödlichem Ausgang, ein Penner in der Philharmonie, ein Transvestit mit vier Kindern, eine Ratte, die zum liebsten Haustier wird, ein junger Russe, der die Asche seiner Mutter im Rucksack mit sich herumträgt. Julia Kissinas Geschichten werden bevölkert von abgedrehten Typen, von all jenen in den deutschen Großstädten, die nicht in schönen Villen wohnen und keine dicken Autos fahren. Täglich begegnen sie einem auf Vernissagen, Performances und Partys, sie hängen in Bars, Clubs, Cafes und Kneipen herum. Sie kommen aus allen Ecken der Welt und schlagen sich auf nicht immer nur legale Weise durch.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 25.03.2006

Bestens unterhalten hat sich Rezensent Ulrich M. Schmid bei der Lektüre dieses Erzählbandes von Julia Kissina. Er bescheinigt der russischen Fotografin, Aktionskünstlerin und Autorin, die seit 1990 in Deutschland lebt, einen "unverkennbar eigenen Ton", der auch in der Übersetzung gut rüber kommt. Mit ihrer "rotzfrechen, bisweilen auch derben Schreibweise" pfeife sie auf alle "literarischen Anstandsregeln", die sie freilich als Negativfolie für ihre Provokation benötige. Im Mittelpunkt der Geschichten sieht Schmid den "ganz normalen Wahnsinn der russisch-deutschen Boheme", die Kissina nicht nur aus eigener Erfahrung kennt, sondern auch mitgestaltet hat. So kann man nach Ansicht Schmids "Vergiss Tarantino" durchaus auch "künstlerische Installation ihrer eigenen Existenz" lesen. Insgesamt würdigt er die Autorin als "kraftvolle Stimme" der russischen Gegenwartsliteratur, mit der man noch zu rechnen haben werde.
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