Christian Försch

Unter der Stadt

Roman
Cover: Unter der Stadt
Aufbau Verlag, Berlin 2001
ISBN 9783351029104
Gebunden, 303 Seiten, 17,84 EUR

Klappentext

Berlin, Potsdamer Platz - ein Debütroman über einen Wiedergänger des Franz Biberkopf. Paul Holbig, ehemaliger Italienisch-Student, ringt angesichts einer Bluttat mit Schuld und Sühne. Er hat seinen besten Freund Hans im Streit getötet und dafür knapp vier Jahre im Gefängnis abgesessen. Jetzt, nach der Haftentlassung, versucht der 30-Jährige, sich in der aufstrebenden Metropole Berlin eine neue Existenz aufzubauen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 29.11.2001

Tatsächlich bis unter die Stadt? Eher nur "bis in die Untiefen von Klischees" reicht dieser Roman nach Uwe Pralles Dafürhalten. Und für ein echtes Nachbild des Döblinschen Helden Franz Biberkopf langt es auch nicht. Der Mut, es mit Döblins 20ern aufgenommen zu haben, den der Rezensent dem Debütanten immerhin attestiert, wiegt eher wenig, wenn wir bei Pralle zugleich lesen müssen, wie wenig Charakter und eigenen Ton die Hauptfigur bei Forsch entwickelt, wie "konventionell" hier erzählt wird und wie schablonenhaft Berlin in diesem Buch erscheint. Dass das Ganze dennoch "nicht einmal zu den schlechteren Musterstücken des gegenwärtigen Berlin-Hype" gehört, wie unser Rezensent versichert, spricht nicht gerade für den Hype.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.08.2001

Nicht so richtig gelungen findet Jörg Magenau Christian Förschs Berlin-Roman, und das, obwohl er die gewählte Erzählstrategie - Spannung aufzubauen, die dann im Nichts verpufft - eigentlich für einen guten Einfall für eine Kriminalgeschichte hält. Aber Magenau ist das Erzähltempo deutlich zu langsam, und das empfindet er als plumpen Hinweis darauf, "wie rettungslos (Förschs) Held aus der Zeit gefallen ist". Zudem fehlt es ihm an sprachlicher und inhaltlicher Schärfe, Försch versuche sich an einem direkten Erzählstil und greife doch immer wieder zu ungeschickten Metaphern. So kritisiert Magenau recht scharf: "Belanglosigkeit lässt sich nicht erzählen, indem man sie erzählerisch verdoppelt."
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 04.08.2001

Recht angetan zeigt sich die Rezensentin Beatrix Langner von diesem Erstlinswerk des Berliner Autoren Christian Försch, obwohl der Autor seinen Roman recht bescheiden und mit konventionellen Stilmitteln - anders als viele der gegenwärtigen Berlin-Romane- in eine Reihe mit sozialrealistischen Vorgänger einreiht. Ähnlich Alfred Döblins Protagonisten Franz Biberkopf versucht Förschs Hauptfigur Paul nach einem vierjährigen Gefängnisaufenthalt die Rückkehr in die Gesellschaft. Wie der Autor diesen Prozess beschreibt und ein differenziertes Psychogramm von Paul und auch von seinen Freunden schafft und diese Geschichte noch als spannenden Kriminalroman erzählt, gefällt der Rezensentin ausgesprochen gut.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 22.03.2001

Die Schnellebigkeit des Literaturbetriebes erinnert Gerrit Bartels heute häufig an die Modewelt oder an MTV. Bei den rasant wechselnden Trends habe sich dabei nur einer gehalten: das Interesse am Großstadtroman, und so erstaunt es nicht, dass ein Autor sich mit seinem Romandebut an diesem Genre versucht. Der Held von "Unter der Stadt" erinnert den Rezensenten zunächst auffällig an Franz Biberkopf aus Döblins "Berlin Alexanderplatz", wenn er wie dieser, gerade aus dem Gefängnis entlassen, Berlin durchstreift. Försch erzähle klar und ohne Schnörkel, mal linear und mal in introspektiven Einschüben, informiert der Rezensent, doch fragt er sich, ob die Geschichte nicht ebensogut in Braunschweig spielen könnte. Man lerne an diesem Buch aber, dass man in Berlin scheitern dürfe, auch an einem Berlin-Roman. Gelungen findet er den Roman in der psychologischen Ausstattung seiner Figuren und im atemlosen Ende.
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