Julien Gracq

Gespräche

Cover: Gespräche
Droschl Verlag, Graz/Wien 2007
ISBN 9783854207306
Kartoniert, 246 Seiten, 23,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Dieter Hornig. Eine Begegnung mit einem ganz unzeitgemäßen Zeitgenossen: sieben Gespräche, die Gracq zwischen 1970 und 2001 mit Schriftstellerkollegen und Literaturwissenschaftlern führte. Julien Gracq spricht in ihnen über die ihm wichtigen in seinem Werk immer wieder behandelten Themen: seine Lektüren, die Einflüsse anderer Schriftsteller, die Begegnungen mit Andre Breton, die Bedeutung Jules Vernes, über Richard Wagner, über Landschaften und Geographie, Geschichte und Politik, über die Literaturkritik und das Schreiben selbst. Auch in diesen ursprünglich mündlichen Äußerungen wird die Besonderheit und Schönheit seines Stils sichtbar, diese Dichte und Klarheit in Verbindung mit der ausholenden Syntax und der Originalität der Metaphern und des Wortschatzes.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.12.2007

Spätestens mit der Ablehnung des renommierten Prix Goncourt 1951 hat Julien Gracq seinen Ruf als verschlossener und sich dem Literaturbetrieb verweigernder Schriftsteller begründet, berichtet Helmut Mayer, der meint, dass nicht nur die spärliche literarische Produktion den französischen Autor in den frühen Klassiker-Stand erhoben hat. Mit den "Gesprächen" liegt nun das jüngste Buch des mittlerweile 97-jährigen vor, und es enthält Interviews, die Gracq zwischen 1970 und 2001 hauptsächlich Zeitschriften gegeben hat. "Große Gesten" liegen dem Autor ganz offensichtlich nicht, er neigt stattdessen zu äußerst nüchternden Antworten, stellt der Rezensent mit Befriedigung fest. Werden die Fragen dagegen konkret und detailliert, so antwortet auch Gracq sehr genau und ausführlich, so Mayer weiter, der versichert, dass der Band so manches Überraschende enthält und nicht nur von Lesern, die sich bereits zu "Verehrern" des Autors zählen, gern gelesen werden wird.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 01.11.2007

Rezensentin Ina Hartwig hat ihre helle Freude an den Gesprächen, die der heute 97-jährige Schriftsteller und studierte Geograf in den letzten 30 Jahren geführt hat und die nun auch auf Deutsch erschienen sind. Die Rezensentin schätzt den Autor als unabhängigen Geist, der einst sogar den Prix Goncourt ablehnte, um sich nicht vom Literaturbetrieb vereinnahmen zu lassen. In den Gesprächen darf man allerdings keine persönlichen Enthüllungen erwarten, stellt Hartung klar. Stattdessen gebe es Erinnerungen an den Surrealismus, wunderbare Streifzüge durch die von Gracq geliebte Literatur und immer wieder Landschaften, geliebte und ungeliebte, erklärt die Rezensentin. Und dass der Autor statt den Blick narzisstisch nach Innen zu lenken, sich lieber auf die äußere Umgebung konzentriert, scheint sie durchaus anzusprechen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 18.09.2007

Bewundernd äußert sich Rezensent Thomas Laux über diesen Gesprächsband mit Julien Gracq, den er als vielleicht "letzten genuinen Klassiker der französischen Literatur" würdigt. Die sieben aus den letzten dreißig Jahren stammenden Gespräche mit dem inzwischen 97 Jahre alten Schriftsteller scheinen ihm höchst aufschlussreich, gleichgültig ob sie sich nun um dessen eigenes Werk, um Literaturkritik oder um Politik und Geschichte drehen. Die Gespräche dokumentieren für Laux die "hohe intellektuelle und stilistische Luzidität" des Schriftstellers, dessen Werk er als überaus anspruchsvoll charakterisiert. Nichtsdestoweniger hat ihm die Lektüre der Texte großen Genuss bereitet. Er berichtet über Gracqs Auskünfte zu frühkindlichen Lektüreerfahrungen, lobt ihn als vorzüglichen Kenner des literarischen 19. Jahrhunderts und unterstreicht seine kritischen Einlassungen zum Literaturbetrieb des 20. Jahrhunderts. Besonders staunt er über die präzisen Formulierungen und Argumentationen, die ihm trotz zahlreicher Verzweigungen "messerscharf" erscheinen. Angenehm findet er nicht zuletzt auch den "Hauch des Altmodischen", der die Gespräche umwehe und Gracq als einen Schriftsteller "alter Schule" kenntlich mache.