Karen Russell

Schlafanstalt für Traumgestörte

Erzählungen
Cover: Schlafanstalt für Traumgestörte
Kein und Aber Verlag, Zürich 2008
ISBN 9783036955131
Gebunden, 304 Seiten, 18,90 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Malte Krutzsch. Träumen ist Luxus in einer Welt, in der schon das Einschlafen eine grobe Achtlosigkeit gegenüber den mannigfaltigen Herausforderungen des Lebens darstellt. In der Titelerzählung "Schlafanstalt für Traumgestörte" sollen von Schlaflosigkeit geplagte Kinder das Abheben in mentale Traumwelten neu erlernen. Aber was helfen der Edisonsche Schlaflosigkeitsballon und alle schönen Vorsätze (Schafe zählen! Schafe zählen!), wenn da draußen in der Realität ein skrupelloser Schafmörder umgeht?

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 29.11.2008

Martin Zähringer applaudiert Karen Russell zu ihrem literarisch souveränen Debütband "Schlafanstalt für Traumgestörte". Ganz fantastisch findet der Rezensent, wie die Autorin ihren Erzählband mit Minotauruskindern, Inseljungen, Werwolfmädchen und Wunderkindern bevölkert und mit ungebremstem Einfallsreichtum von vernachlässigten, ausgesetzten und verschickten Kindern und Waisen erzählt. Rusell besticht den Rezensenten durch eine "klare und nüchterne Prosa", "emotionale Tiefenschärfe", vor allem in der Beschreibung der Kinderperspektive, und durch eine gemäß Zähringer auffällig anspruchsvolle romantische Sprachmagie.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 11.08.2008

Auf einen Roman von dieser Autorin ist Ulrich Baron schon gespannt. Für jetzt begnügt er sich gerne mit Karen Russells Erzählungen "Schlafanstalt für Traumgestörte", die er für mehr hält als für bloße Fantasien einer Mitzwanzigerin. In den Geschichten, die in Floridas Rentnerparadiesen spielen, erkennt Baron eine "surreal übersteigerte" bereits groteske Wirklichkeit und die Umrisse einer vater- und mutterlosen Gesellschaft. Wie vordergründig leichthändig und illusionslos realistisch zugleich die junge Autorin das Thema Einsamkeit dekliniert, versetzt den Rezensenten in Erstaunen. Um so mehr, als Baron literarisches Können als Ursache vermutet, nicht Leichtfertigkeit.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 03.05.2008

Als "brillantes Debüt" feiert Rezensent Frank Schäfer dieses "moderne Märchenbuch", als das er den "sprachlich ambitionierten und durchaus bildmächtigen" Erzählband gelesen hat. Die Protagonisten sind, wie er schreibt, fast immer Kinder oder pubertierende Jugendliche. Denn deren Sicht auf die Welt sei noch magisch und nicht von "der Ratio domestiziert", und darum gehe es der Autorin in ihren surrealen Geschichten aus der kindlichen Alptraum-Gegenwart samt ihrer hybriden Wesen und fabelartigen Helden. Dennoch ist Karen Russel aus Sicht des Rezensenten weit von jeder Naivität entfernt und ihre fantastischen Geschichten zu seiner Freude immer auch parodistisch gefärbt oder Ironie-durchwirkt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.04.2008

Franziska Seng hat sich bestens mit den Erzählungen von Karen Russell unterhalten, in denen es von frühreifen Außenseitern, Geistern und Werwölfen wimmelt. Die aus Florida stammende 26-jährige Autorin durchstreift in ihrem erzählerischen Debüt Sümpfe und verlassene Landstriche, und erzählt beispielsweise von einem Geschwisterpaar, das allein auf einer Krokodilfarm lebt und von Geistern besucht wird, oder von zwei Brüdern, die in einem "Wasserschrottplatz" nach ihrer toten Schwester suchen und dabei allerlei Gruselgestalten begegnen, erklärt die Rezensentin. Wenn sie der ironisch-abgeklärte Ton, den die überwiegend sehr jungen Protagonisten an den Tag legen, auch zunächst stört, nicht zuletzt weil sie Kinder nicht für ironiefähig hält, so hat sie schließlich ein Einsehen. Denn Russel erzähle von "Überlebenskünstlern", die sich ohne Eltern und mit einer gehörigen Portion Unabhängigkeit durchs Leben schlagen müssen, so Seng einverstanden, für die die humor- und ironiegesättigte Erzählung von der Umerziehung der Werwolfskinder in "Die Wolfsmädchen vom St.-Lucia-Heim" den Höhepunkt eines insgesamt gelungenen Bandes darstellt.
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