Karl Hampe

Kriegstagebuch 1914 - 1919

Cover: Kriegstagebuch 1914 - 1919
Oldenbourg Verlag, München 2004
ISBN 9783486567564
Kartoniert, 1020 Seiten, 118,00 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Folker Reichert und Eike Wolgast. Karl Hampes Kriegstagebuch stellt ein erstrangiges Zeugnis für die Alltags-, Mentalitäts- und Wissenschaftsgeschichte des Ersten Weltkriegs dar. Der Autor, Professor für mittlere und neuere Geschichte an der Universität Heidelberg 1903-1934, notierte in seinem Tagebuch über fünf Jahre hinweg nicht nur die täglichen Geschehnisse der großen Politik, sondern auch deren Auswirkungen auf sein lokales, akademisches und familiäres Umfeld. Karl Hampe hatte daran als Publizist, Hochschullehrer und Familienvater Anteil. Nach Kriegsende wandelte er sich vom "Herzensmonarchisten" zum "Vernunftrepublikaner". Das Kriegstagebuch erlaubt es, diesen Prozess in seinen Voraussetzungen und Weichenstellungen, seinen Rückschlägen und Antriebskräften Schritt für Schritt, Tag für Tag zu verfolgen. Die kommentierte Edition stellt das Tagebuch der Forschung ungekürzt zur Verfügung.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 05.08.2004

Eine "erstrangige Quelle" erschließt sich dem am wilhelminischen Deutschland interessierten Publikum bei der Lektüre von Karl Hampes Kriegstagebuch, lobt Rezensent Anselm Doering-Manteuffel. Nicht nur, weil Hampe, der Professor für Mittelalterliche Geschichte in Heidelberg und erfolgreicher Autor, darin Einblick in die Gelehrtenwelt um die Jahrhundertwende gibt, sondern weil er dem Leser die "politische Haltung" dieser Berufsgruppe erschließt. Ein "kritisches Engagement" für die Republik dürfe man von Hampes Aufzeichnungen allerdings nicht erwarten; dafür fehle dem "politikfernen Bildungsbürger" die staatsbürgerliche Erziehung. Dafür zollt der Rezensent den beiden Herausgebern besonderes Lob: Sie haben die Texte, die Hampe von 1914 bis 1919 verfasst hat, "mustergültig erschlossen" und "ausführlich" eingeleitet.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 05.08.2004

Wer sich über die politischen Einstellungen des nationalliberalen Bürgertums im ausgehenden Kaiserreich informieren will, dem empfiehlt Rezensent Volker Ullrich nachdrücklich dieses Kriegstagebuch des 1869 geborenen Mittelalterhistorikers Karl Hampe. Dieser zeichnete ab Beginn des Ersten Weltkriegs alles auf, was er über den Kriegsverlauf erfuhr, und beschrieb die Auswirkungen des Krieges auf das Familien- und Universitätsleben in Heidelberg. Hampe, der bei Kriegsausbruch 45 Jahre alt war - zu alt, um eingezogen zu werden, weshalb er sich als Sanitätshelfer "nützlich" machte - teilte im August 1914 die Kriegsbegeisterung der meisten deutschen Hochschullehrer, berichtet unser Rezensent. Schwarzseher wie Max Weber oder radikale Kritiker wie Karl Liebknecht gingen ihm auf die Nerven. Doch "uferlose" Kriegsziele mochte er auch nicht. " Seine Haltung fasst er in die Worte: 'In solchen Zeiten ist Maulhalten und Vertrauenhaben doch das einzig Richtige' (21. März 1916)", zitiert Ullrich. Neben den politischen Themen geht es im Tagebuch jedoch auch um Privates: die schlechte Versorgungslage ab 1916, der materielle Abstieg, der Schleichhandel, dem der gesetzestreue Professor ausgesetzt ist, um die Familie durchzubringen. Obwohl Hampe durchaus erkannte, wie schlecht der Krieg für Deutschland lief, war das Waffenstillstandsgesuch im September 1918 ein Schock für ihn, erzählt Ullrich. Der Professor ist ihm im Laufe der Lektüre wohl recht sympathisch geworden, jedenfalls freut sich der Rezensent mitteilen zu können, dass Hampe die folgende Demokratie nicht ablehnte, sondern später sogar Mitglied der linksliberalen Deutschen Demokratischen Partei wurde. "Ein Lernprozess, den man ihm nach Lektüre seines Tagebuchs aus der Kriegszeit eigentlich gar nicht zugetraut hätte", lobt unser Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 26.07.2004

Rolf Wörsdorfer sieht im "Kriegstagebuch 1914 - 1919" von Karl Hampe ein nützliches zeitgeschichtliches Dokument. In den Aufzeichnungen lasse sich gut verfolgen, was an Illusionen "zunächst aufkeimte und dann zerstört wurde". Der für den aktiven Kriegsdienst bereits zu alte Heidelberger Mittelalter-Historiker half zunächst als Angehöriger einer Sanitätskolonne, am Bahnhof eintreffende Verwundete auf die Krankenhäuser der Stadt zu verteilen. Auch ein Gedicht auf ein Unterseeboot floss ihm schon einmal aus der Feder. "Seine große Stunde schlug" aber, "als die Behörden in ihm einen Experten für die Geschichte Belgiens entdeckten." Denn von da an durfte Hampe, im Dienst der deutschen Kriegspropaganda, die zerstörten belgischen Städte besichtigen. Zwar sah er manche Stadt "durch deutsche Kanonen und Mörser ?grauenvoll verwüstet?", er fand aber auch Trost: so seien in Löwen "die Außenmauern der Bibliothek erhalten geblieben". Nach dem Krieg wurde Hampe Vernunftrepublikaner und trat der Deutschen Demokratischen Partei bei, "einer Art Sammelbecken bildungsbürgerlich-liberaler Eliten zwischen dem Kaiserreich und der Weimarer Republik".
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