Karla Schneider

Rückkehr nach Podgoritza

Roman
Cover: Rückkehr nach Podgoritza
Schöffling und Co. Verlag, Frankfurt am Main 2001
ISBN 9783895610820
Gebunden, 421 Seiten, 22,50 EUR

Klappentext

Die Kindheit: das war Podgoritza, ein Vorort von Dresden. Wie durch ein Fotoalbum führt Karla Schneider die Geschwister zurück in Kriegs- und Nachkriegszeit, als sie noch eng miteinander verbunden waren und glaubten, dass nieman sie jemals trennen könnte. Sie wohnen wieder in dem großen, verschachtelten Haus mit Mutter und Oma Bertha und den Ausgebombten, die schon bessere Tage gesehen haben. Auch der Garten mit seinen Geheimnissen und Abenteuern öffnet sich, aber wieviel mehr noch der Fluss: "Später, als wir alle längst aus Podgoritza weggezogen waren, vermisste ich die Nähe des Stromes. Manchmal bis zu Tränen."

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.08.2001

Martin Ebel tut in seiner Rezension kaum etwas anderes, als den Handlungsverlauf von Karla Schneiders neuem Roman sehr ausführlich nachzuerzählen. Immerhin zieht er Prousts (immer wieder gern bemühte) "mémoire in-/volontaire" heran, um den Versuch der Protagonistin deutlich zu machen, ihren Bruder und, gemeinsam mit ihm, ihrer beider Kindheit in der Erinnerung wiederzugewinnen. Inwieweit das gelingt, und vor allem, wo es dann scheitern muss, werde von der Autorin genau verfolgt. Die schwierige Ambivalenz des geschwisterlichen Verhältnisses hat die Autorin laut Rezensent "wunderbar" dargestellt, ohne in Kategorisierungen zu verfallen. Der Roman beweise, wie hervorragend jenseits der jeweiligen Aufmerksamkeit des Literaturbetriebs erzählt werde. Zuletzt erfreut sich Ebel an Wörtern, die die Autorin bei ihrer Vergangenheitsreise wiederentdeckt hat.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 05.07.2001

Schon die Romane "Kor, der Engel" und "Almuth und Helene" von 1992 und 1993 haben Rolf-Bernhard Essig durch ihre "sinnliche Evidenz, unerschrockene Seelenkunde, märchenhafte Metaphernmacht und kunstvolle Verknüpfung von Privatem und Politischen" fasziniert. Karla Schneiders neuer Roman scheint diesbezüglich noch eine Steigerung zu sein. Für Essig ist er eine geglückte Synthese aus den beiden älteren Romanen. Wie in den vorangehenden Romanen springt die Autorin zwischen verschiedenen Zeitebenen, erklärt Essig. Die Begegnung mit dem Bruder nach 28 Jahren löse bei der Schwester Nona immer stärker werdende "Erinnerungs-Anfälle" aus. Dabei bleibt nichts Nebensache, versichert der Rezensent. Was "Magischer Realismus" bedeutet, werde bei diesem Buch wesentlich deutlicher als bei den meisten Werken der Nachkriegszeit oder den Romanen südamerikanischer Autoen. Die Autorin setzt die Möglichkeiten der Sprache hier wie "erlesene Instrumente" ein, lobt er und hebt dabei besonders die klangreichen Wörter und Metaphern und Vergleiche "von höchster Evidenz" hervor. Essig macht deutlich, dass bei der Beschreibung der Beziehung von Bruder und Schwester unsere klischeehaften Normvorstellungen nicht greifen und ist überzeugt, dass, "ginge es mit rechten Dingen zu", Nona und Siemen "Aufnahme in die hall of fame der großen Liebenden" fänden.
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