Kazuo Ishiguro

Der begrabene Riese

Roman
Cover: Der begrabene Riese
Karl Blessing Verlag, München 2015
ISBN 9783896675422
Gebunden, 416 Seiten, 22,99 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Barbara Schaden. Britannien im 5. Jahrhundert: Nach erbitterten Kriegen zwischen den Volksstämmen der Briten und Angelsachsen ist das Land verwüstet. Axl und Beatrice sind seit vielen Jahren ein Paar. In ihrem Dorf gelten sie als Außenseiter, und man gibt ihnen deutlich zu verstehen, dass sie eine Belastung für die Gemeinschaft sind. Also verlassen sie ihre Heimat in der Hoffnung, ihren Sohn zu finden, den sie seit langer Zeit nicht mehr gesehen haben. Ihre Reise ist voller überraschender Begegnungen und Gefahren, und bald ahnen sie, dass in ihrem Land eine Veränderung heraufzieht, die alles aus dem Gleichgewicht bringen wird, sogar ihre Beziehung.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 30.04.2016

Auch wenn in Kazuo Ishiguros Buch "Der begrabene Riese" Ritter, Drachen, Zauberer und Menschenfresser auftauchen, ist dies weitaus mehr als ein Fantasy-Roman, versichert Martin Zähringer. Denn die im England des sechsten Jahrhunderts spielende Erzählung, in der ein altes Ehepaar, der Ritter Gawein und der sächsische Krieger Wistan sich aus unterschiedlichen Motiven auf eine Reise durch ein Land begeben, das von einem beklemmenden Schleier des individuellen und kollektiven Vergessens vernebelt ist, offenbart ein geradezu detektivisches, fesselndes und klug konstruiertes Spiel mit Erzählebenen und Figurenkonstellationen, verspricht der Rezensent. Ishiguro gelingt es, seinen Roman mit der ethischen Fragestellung nach der Notwendigkeit der kollektiven Verdrängung eines historischen Massakers zu unterlegen, lobt der Kritiker, der hier gar Margaret Thatcher imaginiert sieht, die versuche, das "neoliberale Privatisierungsmassaker" vergessen zu machen. Ein brillanter Roman über das Recht auf Erinnerung, urteilt Zähringer.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 23.09.2015

Rezensent Burkhard Müller taucht ein in die neblige Vorzeit der Kelten im siebten Roman von Kazuo Ishiguro. Schwer von Trauer findet er die Geschichte und die Figuren, die der Autor im Stil eines märchenhaften Frühmittelalter-Quest entwirft, wie Müller erstaunt feststellt. Abenteuer also, Drachen und dunkle Mächte, wie der Leser dieses Genres es kennt, und doch ragt der Text laut Müller heraus. Nicht so sehr durch Plot, Personal oder Sprache, sondern durch die "Qualität des Emotionalen", einen Schmerz, der auf allen Figuren lastet, wie Müller meint. Das Buch ist für ihn auch eine geschichtsphilosophische Allegorie über Wissenwollen und den Segen des Vergessens.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.09.2015

Als Geheimtipp und Meisterwerk bezeichnet der hier rezensierende Daniel Kehlmann Kazuo Ishiguros Roman, der laut Kehlmann zwischen Fantasy und historischem Roman angesiedelt ist. Wie England im Dark Age des sechsten Jahrhunderts nach einem Bürgerkrieg aussieht, erfährt der Rezensent von Ishiguro, der Drachen und magische Nebel, Dämonen und andere archaische Wesen auffährt, um die Leserin aller Gewissheiten zu berauben. Wenn der Autor seine Figuren durch ein apokalyptisches Setting irren lässt, geht dem Rezensenten allerdings langsam auf, wie Ishiguros rätselhafte Geschichte von verdrängter Barbarei an unsere Gegenwart schrammt. Und dann ist da noch eine Schlussszene, die für Kehlmann zu den unvergesslichen der jüngeren Weltliteratur zählt.
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