Klaus Scherer

Kamikaze

Todesbefehl für Japans Jugend. Überlebende berichten
Cover: Kamikaze
Iudicium Verlag, München 2001
ISBN 9783891297285
Kartoniert, 172 Seiten, 14,32 EUR

Klappentext

Für viele sind sie noch immer die tapfersten Piloten der Geschichte: Mehrere tausend junge Männer, die sich im letzten Jahr des Zweiten Weltkrieges vor Japans Küsten auf feindliche Schiffe stürzten, um so von Vaterland und Kaiser noch die Niederlage abzuwenden. Der Mythos des freiwilligen, heldenhaften Todesfliegers hat seitdem im Westen im Begriff der "Kamikaze" überlebt. Doch die Wirklichkeit war anders. Die Piloten waren fast noch Kinder, als sie starben, die jüngsten gerade siebzehn Jahre alt, viele davon kaum ausgebildet und in schrottreife Flugzeuge gesetzt. Fast alle wurden abgeschossen oder stürzten mit Maschinenschaden ab, bevor sie überhaupt ihr Ziel erreichten. Ihre Trefferquote war gering und ihre "Bewerbung" von den Militärführern erzwungen - durch Befehl und Drohungen, Kontaktverbot und Kriegserziehung. Und auch durch Gewalt. Klaus Scherer hat als Japan-Korrespondent der ARD über ein Jahr lang für seine "Kamikaze"-Dokumentation recherchiert...

Im Perlentaucher: Rezension Perlentaucher

Als wir sahen, wie die beiden Flugzeuge ins World Trade Center flogen, als wir von den anderen Selbstmordkommandos hörten, da stellten sich viele die Frage: wie kommen Menschen dazu, sich so umzubringen. Nicht nur an Kneipentischen, sondern auch in ernst zu nehmenden Zeitungen und Zeitschriften erschienen Artikel, die uns klar zu machen versuchten, dass diese Selbstmordattentäter die zentrale Differenz zwischen Europa und Asien markierten. Europäische Terroristen wären zwar bereit, ihren Tod in Kauf zu nehmen, aber keine ihrer Aktionen sei so angelegt, dass ein Überleben ausgeschlossen sei. Wer da an die Schlacht von Sempach (1386) erinnerte, als der Legende nach Arnold von Winkelried sich den österreichischen Lanzen entgegenwarf und alle, die er ergreifen konnte, in seinen Leib lenkte, sodass eine Lücke im gegnerischen Sturm entstand, die die eidgenössischen Ritter zum eigenen Angriff nutzen konnte, der stand als Idiot da, der irgendwelche alten Geschichten erzählte...
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.06.2001

Der Rezensent mit dem Kürzel "pes." erläutert, dass dieses Buch auf einer preisgekrönten Fernsehdokumentation des ARD-Korrespondenten Klaus Scherer basiert, beruhigt die Leser aber, dass es sich hier nicht bloß um ein "Buch zum Film", sondern um ein durchaus eigenständiges Werk mit vielen Interviews und Fotos handelt. Mit dem Mythos der Kamikaze-Flieger wird hier nach der Darlegung des Rezensenten gründlich aufgeräumt: Sie seien nicht freiwillig in ihre Selbstmordkommandos gegangen, sondern konnten sich ihrer Zwangsverpflichtung praktisch nicht entziehen. Eine angenehme Lektüre sei das Buch nicht, hält der Rezensent fest, aber er lobt Scherers "einfühlsame und umfassende" Darstellung des Themas.
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