Engelbert Kaempfer

Engelbert Kaempfer: Kritische Ausgabe in Einzelbänden

Band 1/1 und 1/2: Heutiges Japan
Cover: Engelbert Kaempfer: Kritische Ausgabe in Einzelbänden
Iudicium Verlag, München 2001
ISBN 9783891299319
Gebunden, 1607 Seiten, 158,50 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Detlef Haberland, Wolfgang Michel, Elisabeth Gössmann und Barend J. Terwiel. Mit 370 Abbildungen. Mehr als zweieinhalb Jahrhunderte schlummerte das deutsche Japan-Manuskript des berühmten Lemgoer Reisenden Engelbert Kaempfers (1651-1715) in London. Denn mit dem Erscheinen der durch den Schweizer Johann Caspar Scheuchzer besorgten englischen Übersetzung (The History of Japan, London 1727) galten diese Materialien als hinreichend erschlossen. Scheuchzers prächtige Ausgabe stieß auf ein großes Interesse. Binnen kurzem wurde Kaempfers Japanbuch in der nach Scheuchzers Gutdünken um einige Kapitel erweiterten und an vielen Stellen ziemlich frei gestalteten Form zur wichtigsten Informationsquelle über Japan. Für ein Jahrhundert schöpften aus ihr Europas Denker und Dichter ebenso wie die Enzyklopädisten, Geographen, Naturforscher und Mediziner.
Mit der hier vorgelegten, von Scheuchzers Eingriffen bereinigten Edition der in der British Library gehüteten Handschrift wird erstmals ein direkter Blick auf Kaempfers Nachlass möglich. Diese Edition zeigt die Möglichkeiten und Grenzen der Beobachtung und Beschreibung Japans im ausgehenden 17. Jahrhundert an. Sie richtet sich an alle, die sich mit dem Leben und Werk Kaempfers, der Geschichte der euro-japanischen Beziehung oder den Problemen der Wahrnehmung und Beschreibung außereuropäischer Kulturen beschäftigen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 27.04.2002

Der Rezensent Florian Coulmas kann Herausgeber und Verleger nicht genug dafür loben, das Werk von "einem der interessantesten Gelehrten des ausgehenden 17. Jahrhunderts", des aus dem Westfälischen stammenden Mediziners, Botanikers und "bedeutendsten Asienreisenden seiner Zeit" Engelbert Kaempfer anlässlich dessen 350. Geburtstages neu editiert zu haben. Der 1630 Seiten fassende 1.Band der Werkausgabe "Heutiges Japan" enthält neben den Aufzeichnungen Kaempfers - die dieser über seine langjährigen "im Geist des Forschers, nicht des Abenteurers" unternommenen Japanreisen anfertigte - auch Stellenkommentare, Notizen und ganze Essays der Herausgeber über Kaempfer, sein Leben und seine Manuskripte (die "würdigen Erben Kaempfers", so der Rezensent). Das zu Kaempfers Lebzeiten unveröffentlichte Buch schließe, so Florian Coulmas weiter, sowohl für die Japanforschung als auch für die europäische Geistesgeschichte eine Lücke. Kaempfers umfassenden und systematischen Beschreibungen, über geografische und ökologische Details ebenso wie über Wirtschaft und Politik, Geschichte und Religionen dieses Landes zwingen nach Coulmas jeden Japanreisenden, der sich heutiger Recherchemedien bediene, "zu Respekt, ja, Demut".
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 05.01.2002

Nicht einmal denjenigen, die gerne Literatur der Aufklärung lesen, ist Engelbert Kaempfer, 1651 im westfälischen Lemgo geboren und in Lieme bei Lemgo im Jahr 1716 verstorben, ein Begriff, weiß Ludger Lütkehaus. Dabei war der Asienreisende und -forscher, der im Auftrag der Niederländisch-Ostindischen Compagnie viele asiatische Länder und in den Jahren 1690 bis 1692 Japan bereist hatte, die wesentliche Informtionsquelle des 18. Jahrhunderts und wurde von Voltaire, Lessing, Wieland und Goethe hoch geschätzt, berichtet der Rezensent. Den 350. Geburtstag von Kaempfer nahm der Iudicium-Verlag zum Anlass, eine auf drei Bände konzipierte historisch-kritische Ausgabe herauszugeben. Die Bände 1 und 2 sind erschienen sind, Band 3 soll in diesem Jahr folgen. Die ersten Bände enthalten, so Lütkehaus, das japanologische Werk sowie Briefe und Zeichnungen des Weitgereisten, versehen mit einem "eingehenden" Kommentar und einem detaillierten Register. Da ist dem Verlag ein Auftritt mit "philologischer Akkuratesse" gelungen, der auch noch "bibliophil besticht", ruft der Rezensent begeistert aus, ganz abgesehen davon, dass er den Inhalt höchst spannend findet und sicher ist, dass diese Bände jedem "Liebhaber von Japonica" große Freuden bescheren werden. Kaempfer berichte über alles, über die Geografie, die Botanik, die Zoologie, die Sprache, die Kultur, die Religion, und zwar mit unverstelltem Blick, meint der Rezensent, sehe man von einigen religiösen Vorurteilen ab. Und wer noch mehr über Kaempfer erfahren will, dem legt Lütkehaus die rezeptionshistorische Studie von Peter Kapitza (Engelbert Kaempfer und die europäische Aufklärung, Iudicum-Verlag, München 2001)ans Herz, auf die er in seiner langen Besprechung allerdings nicht näher eingeht.