Klappentext
Mit 42 Abbildungen. "Einen Plan zu haben u. dann stellt dir ein Bauer sein Bein u. du brichst dir deines - das macht ja auch keinen glücklich." In seinem neuen Langgedicht lässt Kurt Drawert erneut jenen halb fatalistisch-melancholischen, halb sarkastisch-ironischen Ton anklingen, der sein Werk so unverwechselbar macht. Nur ist die Lage, der sich das lyrische Ich ausgesetzt sieht, beinahe noch prekärer geworden. wie die Bewegung eines Flusses seine Stoffe mit sich führt, sie an Land schwemmt oder im Wasser untergehen lässt, um an anderer Stelle wieder aufzutauchen, so bewegt sich der Text durch die Zeit - tragisch wie komisch, nachdenkend wie erzählend, in freier Rede wie metrisch gebunden.Ein Requiem, ein großer Gesang.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 09.03.2024
Rezensentin und Schriftstellerin Angelika Overath nimmt Kurt Drawerts Langgedicht vorsichtig unter die Lupe; ganz warmzuwerden scheint sie nicht damit. Vom Tonfall her sehr anders, aber thematisch dann doch gar nicht so weit entfernt von Goethe widme sich der 1956 geborene Autor in dem in Paragrafen geordneten Text Augenblick und Vergänglichkeit, Erinnerungen an die Jugend, an Liebesbegegnungen, Reflexionen über Tod, und zum Teil auch Politik - und dabei gehe es zwar schon überlegt und poetologisch souverän zu, aber auch sehr Lacan-, Phallus- und Mutterkomplex-lastig, "nicht immer kalauerresistent" und ein bisschen larmoyant, vermittelt Overath. Spannender scheint sie die Nähe zur "écriture automatique" in Drawerts Versen zu finden, wie auch die beigefügten Schwarz-Weiß-Fotografien, die sie als "poetologische Kommentare" interpretiert. Auch eine Dringlichkeit des Schreibens-zum-Überleben vermittelt sich ihr aus dem Text. Dennoch scheint sich am Schluss eher eine gewisse Skepsis angesichts potenziell "chauvinistischen" Untertönen bei Overath durchzusetzen.
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buecher.deRezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 22.02.2024
Liebend gern lässt sich Rezensent Björn Hayer vom überwältigenden Strom des Langgedichts Kurt Drawerts mitreißen. Dessen lyrisches Ich hat alle Orientierung verloren, mal schaut es fern, mal denkt es über Landschaften nach, mal reist es durch die USA, stellt der Kritiker fest. Alt ist es jedenfalls, heißt es weiter, aber keineswegs schwach, energisch übt es sich in Amerikakritik, ohne allerdings je ins bloße Wehklagen überzuwechseln. Manchmal findet es gar keine rechten Worte mehr. Der Rezensent denkt beim Lesen des teils in Quartetten organisierten, von Binnenreimen durchsetzten Texts an Friederike Mayröcker und genießt die sprachliche Freiheit Drawerts.
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