Lion Christ

Sauhund

Roman
Cover: Sauhund
Carl Hanser Verlag, München 2023
ISBN 9783446277472
Gebunden, 368 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

München, 1983. Flori kommt vom Land und sucht das pralle Leben, Glanz und Gloria, einen Mann, der ihn mindestens ewig liebt. Er ist ein unverbesserlicher Glückssucher und Taugenichts, ein Sauhund und Optimist. Im München von Franz Josef Strauß und Freddie Mercury, von erstickendem Biedersinn und wildem Hedonismus, ist jeder eigene Schritt eine kleine Befreiung. Flori rennt vor seinen Eltern davon, vor seiner ersten großen Liebe, vor jedem mit Erwartungen an ihn. Er wirft sich in die Clubs und Klappen, die heimlich zweckentfremdeten Ehebetten und Berührungen in aller Öffentlichkeit.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 31.10.2023

Lion Christs Buch ist ein Beweis dafür, so Rezensent Alain Claude Sulzer, dass man in der Literatur das, worüber man schreibt, nicht selbst erlebt haben muss. Denn es komme in guten Romanen wie diesem nicht auf die Korrektheit lebensweltlicher Details an, sondern auf emotionale Stimmigkeit. Und die findet Sulzer im Buch des in den späten Neunzigern geborenen Christ, das sich um einen jungen Schwulen namens Flori dreht, der ein den Achtzigerjahren aus der bayrischen Provinz nach München zieht und dort zwar Freiheit, jedoch nur bedingt Glück findet. Es ist die Zeit der AIDS-Epidemie, erläutert der Rezensent, konservative Politiker hetzen gegen Homosexuelle und Flori verliebt sich in einen HIV-Positiven. Besonders toll findet Sulzer den Einsatz des Dialekts, der die Hauptfigur nicht desavouiert, sondern ihr zum Schutzraum wird, und auch, dass die Rückschau nichts Anklagendes und Überreflektiertes an sich hat.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 12.09.2023

Keinen Gefallen tut sich Lion Christ damit, findet Rezensentin Christiane Lutz, seinen Roman vermittels seines gewählten Pseudonyms in die Tradition Lion Feuchtwangers und Lena Christ stellen zu wollen. Denn zwar, lernen wir, ist die Geschichte um Flori, der in den 1980ern aus der bayrischen Provinz in die Großstadt zieht und dort als schwuler Junger Mann allerlei erotische Abenteuer erlebt, eben solchen Vorbildern nachempfunden; mit denen das Buch allerdings laut Lutz nicht mithalten kann. Auch Helmut Dietl steckt mit drin, so Lutz, aber mit dessen "hingeschnoddertem" Dialekt kann Lion Christ es ebenfalls nicht aufnehmen. Die Nachahmung hört sich für die Rezensentin nicht überzeugend an, auch die ironische Distanz zum Geschehen stört sie. Das entwickelt keine Intensität, so die Kritik, auch nicht wenn es um AIDS geht.
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