Lois Lowry

Mein stiller Freund

(Ab 12 Jahre)
Cover: Mein stiller Freund
Carlsen Verlag, Hamburg 2004
ISBN 9783551581228
Gebunden, 177 Seiten, 14,50 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Brigitte Jakobeit. Es gibt nur noch eine Hand voll unscharfer alter Schwarzweißaufnahmen. Und ein paar vergilbte Erinnerungen an die Zeit, als Katy Thatcher, die Tochter des Dorfarztes, noch ein Mädchen war ... als ein knatternder neuer Ford die Sensation im Dorf bedeutete, die moderne Schulmedizin noch in den Kinderschuhen steckte und über die Irrenanstalt nicht gesprochen wurde. In dieser Zeit tritt der stille Jacob in Katys Leben. Er ist gestört, heißt es im Dorf. Doch auch wenn er nie zu ihr spricht oder sie direkt ansieht, versteht Katy ihn gut - und sei es nur in den Momenten, in denen sie gemeinsam für die Pferde singen. Und als die Ereignisse eine unerwartete und tragische Wendung nehmen, ist es Katy, die herausfindet, was geschehen ist - und warum.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 04.02.2005

Dieses Buch ist für Rezensentin Elisabeth Bauschmid eine Art Gegenerzählung zu all den Kindergschichten um niedliche kleine Schweinchen mit Ringelschänzen. Lois Lowry erzählt darin eine zutiefst deprimierende Geschichte von einem wahrscheinlich autistischen Jungen, der - die geschichte spielt zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts - in ein Irrenhaus abgeschoben wird, weil ihm die Schuld am Tod eines anderes Kindes zugeschrieben wird. Doch so beunruhigend diese Geschichte auch ist, die Rezensentin hat nur lobende Worte für das Buch übrig: Sehr anspruchsvoll, raffiniert konstruiert und raffiniert einfach erzählt.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 16.12.2004

"Ganz allmählich" hat das neue Buch der amerikanischen Autorin Lois Lowry Rezensent Heinke Kilian für sich eingenommen, Stück für Stück erahne man "die Tragweite" der vielen kleinen Ereignisse. Die Geschichte spielt in Amerika zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts; auf den ersten Blick wird eine Freundschaft zwischen einem wohlbehüteten Bürgerstöchterchen und dem "gestörten" Nachbarsjungen erzählt. Als dieser jedoch in die Psychiatrie eingeliefert wird, beschreibt die Autorin Erfahrungen, die einem wirklich "nahe gehen" und nicht mehr "loslassen", weiß der Kritiker. Nicht zuletzt liege die Spannung des Buchs zwischen dem Text und den Fotografien, die die Autorin aus verschiedensten Quellen zusammengestellt hat. Die Bilder halten dabei die Wirklichkeit fest, doch die "wahren Gefühle dazu" entstehen "ganz altmodisch" aus dieser "wunderbaren" Geschichte.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 24.11.2004

Voll des Lobes ist Monika Klutzny für dieses stille Buch von Lois Lowry, das einen "faszinierenden Blick" zurück in die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg gewährt. Katy erinnert sich als alte Frau an ihre kindliche Freundschaft mit dem zurückgebliebenen Jacob. Zu diesem Freund, der nicht spricht und nur Geräusche machen kann, baut sie eine tiefe, verständnisvolle Beziehung auf. So ist sie am Ende die Einzige, die weiß, dass Jacob, der wegen des ihm zur Last gelegten Todes eines Neugeborenen in die Irrenanstalt gesteckt wird, in Wahrheit versucht hat, das Baby zu retten. Flankiert wird diese Geschichte von einem Rahmen aus Prolog und Epilog, der mit Hilfe von zeitgenössischen Schwarzweißfotos einen protokollhaften Charakter erhält. Ein wahrer Kunstgriff, diese Fotos mit Namen und Geschichten zu versehen, sei das, lobt die Kritikerin, die sich von dem "filigranen Erzählstil" Lowrys hat mitreißen lassen.
Stichwörter