Marcia Pally

Die hintergründige Religion

Der Einfluss des Evangelikalismus auf Gewissensfreiheit, Pluralismus und die US-amerikanische Politik
Cover: Die hintergründige Religion
Berlin University Press, Berlin 2008
ISBN 9783940432308
Gebunden, 160 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Die Verwandtschaftsbeziehungen zwischen Evangelikalismus und demokratischem Liberalismus in Amerika gehören zu den großen historischen Erfolgsgeschichten. Der Evangelikalismus, Amerikas dominierende Religionskultur von der Kolonialzeit bis zum Ersten Weltkrieg, beeinflusst bis heute die Werte und Überzeugungen der Nation. Neben dem ökonomischen Interesse haben diese Überzeugungen die amerikanische Politik mitbestimmt - unabhängig von der jeweils regierenden Partei. Dies traf für Wilson, Roosevelt, Kennedy und Clinton ebenso zu wie für Eisenhower, Reagan und Bush - und das wird auch für den nächsten Präsidenten gelten. Wenn auch die heutige evangelikale Bewegung in den USA mit konservativer Politik in Verbindung gebracht wird, so war sie doch für die meiste Zeit der amerikanischen Geschichte radikal progressiv.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 08.08.2009

Eine "erfrischende Provokation" wider die grassierenden europäischen Ängste vor dem Islam erblickt Rezensent Otto Kallscheuer in Marcia Pallys Buch "Die hintergründige Religion". Mit großer Zustimmung hat er deren Attacke auf den säkularistischen Geist in Alteuropa gelesen. Allerdings scheint ihm Pallys Darstellung der religiösen Landschaft in den Vereinigten Staaten sehr vereinfacht. Er hält ihr vor, die Vielfalt nachcalvinistischer Theologien Amerikas zu einem einzigen Amalgam, dem des "Evangelikalismus", zu vermengen, dessen Weltbild sogar die "Tiefenstruktur" der gesamten amerikanischen Außenpolitik bestimme. Dies ist Kallscheuer eindeutig zu pauschal. "Trennscharfe Analysen", so seine Kritik, "sind mit dieser 'evangelikalen' Allzweckdiagnose schwerlich möglich."

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.02.2009

Hermut Löhr hat Marcia Pallys Buch über die Rolle der Religion in der US-amerikanischen Politik überwiegend positiv aufgenommen. Die beiden in dem Band enthaltenen Essays der Medien- und Kulturwissenschaftlerin führen für ihn eindringlich die Konstanz amerikanischer Außenpolitik in ihrer Tiefenstruktur vor Augen. Entgegen der allgemeinen Wahrnehmung wird in seinen Augen deutlich, dass es dabei keine große Rolle spielt, ob ein Republikaner oder ein Demokrat Präsident ist. Durchaus plausibel findet Löhr die Ausführungen Pallys über die Gründe dieser Konstanz. Die Autorin hebe insbesondere die religiösen Wurzeln der amerikanischen Politik hervor. Allerdings hätte sich Löhr mehr konfessionswissenschaftliche und soziologische Informationen über die Strömung des "Evangelikalismus" gewünscht, die nach Pally politisch von enormer Bedeutung ist. Fraglich scheint ihm auch, ob sich der religiös-politische Diskurs in den Vereinigten Staaten mit der Kategorie "Evangelikalismus" wirklich angemessen und differenziert beschreiben und erklären lässt. Andererseits schätzt er das Buch als verdienstvoll und unterstreicht die Einsichten der Autorin, wonach Religion zu Selbstkorrektur und Selbstrelativierung fähig sowie nicht besser oder schlechter als Gesellschaft und Staat sei.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 16.02.2009

In ihrem Buch "Die hintergründige Religion" widmet sich Marcia Pally zwei großen Themenfeldern der amerikanischen Politik: der Außenpolitik und dem Einfluss des Evangelikalismus. Und mit beidem scheint sie Jörg Späters Interesse geweckt zu haben. Bemerkenswert scheint ihm ihre Bilanz, dass in der bisherigen Geschichte der USA die demokratischen Präsidenten mehr Kriege geführt haben als ihre republikanischen Kollegen - Barack Obama also nicht per se ein Garant einer neuen Friedensordnung ist. Pallys Warnung vor falschen Erwartungen kann er deshalb nur unterstreichen. Etwas skeptischer betrachtet er die Ausführungen der Autorin zur fortschrittlichen Rolle des Evangelikalismus in den USA. In Pallys Darstellung erscheint die Religion als "antiautoritäre, progressive Freundin der liberalen Demokratie", doch Später fragt sich, ob der Gläubige, der seine Religionsfreiheit geschützt sehen will, zwangsläufig auch die Meinungsfreiheit eines anderen sichert.
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