Jocelyn Maclure, Charles Taylor

Laizität und Gewissensfreiheit

Cover: Laizität und Gewissensfreiheit
Suhrkamp Verlag, Berlin 2011
ISBN 9783518585702
Kartoniert, 145 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Eva Buddeberg und Robin Celikates. Der Kopftuchstreit in Deutschland und Frankreich, der Mord an Theo van Gogh in den Niederlanden, der Karikaturenstreit in Dänemark: die politische Dimension religiöser Haltungen ist in den letzten Jahren allgegenwärtig. Der Philosoph Charles Taylor gilt als einer der besten Kenner der modernen Religionsgeschichte und als Experte in Sachen Multikulturalismus. Zusammen mit seinem kanadischen Kollegen Jocelyn Maclure versucht er, eine Antwort auf die Frage zu finden, wie sich eine politische Gemeinschaft gegenüber religiösen Mehrheiten und Minderheiten verhalten sollte. Im Zentrum der Untersuchung steht die Frage der religiösen Neutralität des Staates, die in der Moderne unter dem Begriff des Laizismus diskutiert wird.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 08.12.2011

Der kanadische Philosoph ist nach Maximilian Probsts Erfahrung immer für eine Überraschung gut. In seinem neuen, gemeinsam mit Jocelyn Maclure verfassten Buch plädiert er für eine neue Auffassung von Laizität, in dem nicht nur die säkularen Kräfte, sondern eben auch die religiösen Menschen einer multikulturellen Gesellschaft zu ihrem Recht kommen. Denn für die Autoren bevorzugt die strenge Trennung von Religion und Staat die quasireligiöse Säkularisierung und ist damit ungerecht. Mitten hinein in die Kopftuchdebatte springt dieses Buch und ist für den Rezensenten nicht nur ein intellektueller Genuss, sondern auch ein Stück vollendeter Argumentationskunst, wie er preist.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 05.11.2011

Als ein "nützliches und besonnenes Argumentarium" empfiehlt Rezensent Uwe Justus Wenzel dieses Büchlein des linkskatholischen Multikulti-Vordenkers Charles Taylor, das zumindest ein Stück weit der Trennung von Staat und Religion das Wort redet. Allerdings unterscheide Taylor zwischen seinem eigenen Verständnis der Laizität, das er als liberal bezeichnet, und einem republikanischen Modell, das er selbst schon wieder als religiös empfindet. Konkret macht sich der Unterschied der beiden Schulen, wenn man Wenzels Beispiel folgt, an der Streitfigur der muslimischen Lehrerin mit Kopftuch fest, mit der Taylor wohl einen Kompromiss eingehen würde. Da das Buch zum achtzigsten Geburtstag Taylors erscheint, erinnert Wenzel auch an das Lebenswerk Taylors, das den Phantomschmerz der vermissten religiösen Gebundenheit im Zeitalter der Säkularisierung artikuliere.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 05.11.2011

Rezensentin Alexandra Kemmerer erklärt zunächst, dass dieses Bändlein aus einem Gutachten für die kanadische Provinz Quebec erwachsen ist, die stärker als das anglophone Kanada vom französischen Laizismus geprägt ist. Taylor lehnt denn in diesem Band den Begriff des Laizismus nicht ab, so die Rezensentin, sondern stellt dem "republikanischen" Modell der Franzosen sein eigenes entgegen, das er als "liberal-pluralistisch" definiert: Er würde, anders als die Franzosen, das Kopftuch der muslimischen Lehrerin dulden. Kemmerer scheint Taylors Argumentation zu folgen, bemerkt aber auch, dass der Autor bei der Unterscheidung zwischen "zwischen religiösem und 'kulturellem' Erbe" recht vage bleibe, und sie notiert, dass Taylor ein starker Befürworter der Präsenz des Religiösen im öffentlichen Raum sei.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 03.11.2011

Zum achtzigsten Geburtstag des Philosophen Charles Taylor stellt Rezensent Christian Geyer zwei Neuerscheinungen vor, die er beide zur Lektüre empfehlen kann. Bei der vorliegenden Studie handelt es sich um einen Kommissionsbericht, den Taylor zusammen mit Jocelyn Maclure im Auftrag der kanadischen Regierung verfasst hat und der neue Richtlinien für eine laizistische Ausrichtung des Staates aufweisen soll. Wie Geyer informiert, plädieren die Autoren angesichts der erstarkten Religionen und heftiger Debatten um Kopftücher und Mohammed-Karikaturen einerseits dafür, die Religion nicht aus der Öffentlichkeit zu verbannen, andererseits warnen sie davor, die Meinungsfreiheit einzuschränken, wenn sie religiöse Gefühle verletze oder Heiliges profaniere. Dagegen erhebt Geyer keine Einwände, allenfalls gegen einen immer wieder durchbrechenden Verlautbarungsstil.
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