Maren Wurster

Eine beiläufige Entscheidung

Roman
Cover: Eine beiläufige Entscheidung
Hanser Berlin, Berlin 2022
ISBN 9783446273801
Gebunden, 160 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Eine Frau versteckt sich in einem Ferienhaus, aus ihren Brüsten läuft Milch, sie kauert sich zusammen, versucht die Stimme ihres Babys aus dem Kopf zu bekommen, des kleinen Jungen, der immer schreit und nie schläft. Vor ihm ist sie weggelaufen. Ein Junge lebt im Internat, seine Mutter hat er nie kennengelernt. Wenn er in der Werkstatt mit Holz arbeitet, spürt er eine wütende Energie, die er genießt und nicht versteht und die ihn antreibt, etwas im Holz freizulegen, aber was? In einer so präzisen wie unerschrockenen Sprache erzählt Maren Wurster von der Einsamkeit eines zurückgelassenen Kindes und der Verzweiflung einer Mutter, die eine radikale, gesellschaftlich geächtete Entscheidung trifft, und lässt dabei beide Perspektiven aus unterschiedlichen Richtungen aufeinander zurollen.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 17.01.2023

Beeindruckt liest Rezensentin Eva Behrendt die beiden fast zeitgleich erscheinenden Bücher der Berliner Autorin Maren Wurster, die sich zwar mit Fragen von Fürsorge und Mutterschaft beschäftigen, die Behrendt aber keinesfalls unter die Schlagworte Care-Literatur oder "Regretting Motherhood" subsumieren möchte. Dafür schreibe und denke Wurster zu neugierig, intensiv und doch durchlässig. Besonders gefällt der Rezensentin, wie genau Wurster auf die Verletzlichkeit von Körpern blickt. In ihrem Roman "Eine beiläufige Entscheidung" erzählt sie von einer Frau, die Sohn und Mann verlässt, beziehungsweise von einem Sohn, der kurz nach seiner Geburt von seiner Mutter verlassen wird. Der Roman verknüpfte sehr gelungen beide Perspektiven, wie Behrendt erfreut bemerkt, zum Teil mit Hilfe magischer Wendungen und kunstvoller literarischer Willkür.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 14.09.2022

Rezensentin Hanna Engelmeier liest Maren Wursters "radikalen" Doppelroman mit Interesse. Die Leserin bekommt zwei unabhängig voneinander lesbare Teile einer Mutter-Kind-Beziehung, die auch buchbinderisch voneinander getrennt werden. Geht es in dem einen Teil um die Jugend eines Jungen in einer Jugendeinrichtung, dreht sich der andere um die Hintergründe: Geburt, Mutterschaft, gescheiterte Fürsorge. Dass die Autorin nicht immer die Stimme des Jugendlichen trifft, kann Engelmeier verzeihen angesichts der für sie wagemutigen Insistenz, mit der im Buch Körperlichkeiten geschildert werden, aber auch die Zärtlichkeit der Beziehung zwischen Mutter und Sohn. Ein beeindruckendes Plädoyer für mehr Verständnis gegenüber einer Frau, die keine Mutter sein will, findet Engelmeier, auch wenn die Vaterfigur im Roman ihr mitunter allzu plakativ als stumpfer Versager gezeichnet erscheint.
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