Marion Kaplan

Der Mut zum Überleben

Jüdische Frauen und ihre Familien in Nazi- Deutschland
Cover: Der Mut zum Überleben
Aufbau Verlag, Berlin 2001
ISBN 9783351025199
Gebunden, 320 Seiten, 20,40 EUR

Klappentext

Mit 7 Abbildungen. Wie Goldhagen stellt auch dieses Buch die Frage: Was wussten die "ganz normalen" Deutschen, was haben sie unternommen, wie haben sie sich beteiligt, wie groß ist ihr Anteil? Anders jedoch als Goldhagen beschreibt Marion Kaplan ihre Geschichte nicht aus der Sicht der Täter, sondern aus der Sicht der Opfer. Und sie erzählt diese Geschichte mit den Worten jüdischer Frauen, anhand einer Fülle von bislang kaum ausgewerteten Briefen, Tagebüchern, Erinnerungen und Interviews. Unzählige Freundinnen, Mütter oder Schwestern, die von ihren emigrierten Männern in Deutschland zurückgelassen wurden, hatten sich um Eltern, Kinder und das tagtägliche Überleben zu kümmern.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 12.11.2001

Elke Schubert findet, dass der amerikanischen Historikerin Marion Kaplan, selbst Tochter jüdischer Emigranten, mit ihrer Studie eine "dichte und erhellende Schilderung des jüdischen Alltags im Nationalsozialismus gelungen" ist. Anhand von Erinnerungen, Interviews und Briefen rekonstruiert die Autorin den "Alltag aus der Perspektive der Opfer" und untersucht dabei insbesondere die Rolle der Frau, die sich durch die tägliche Bedrohung veränderte, so Schubert. Auffällig sei die klassische Rollenverteilung, welche die Frauen aber durch ihr mutiges Verhalten in Frage stellten: 'Auch beim späteren Erinnern macht das Geschlecht durchaus einen Unterschied ... Die Erinnerungen der Frauen kreisen, wie zu erwarten, meist um Familie und Freunde, Schule und Nachbarschaft, während die Männer dazu neigen, ihr Geschäft und das politische Umfeld in den Mittelpunkt ihrer Erinnerungen zu stellen', so zitiert Schubert die Autorin. Frauen waren es, welche die Situation hellsichtiger begriffen, die auf die Auswanderung ihrer Kinder drängten oder die ihre depressiven Ehemänner wieder aufrichteten, erzählt Elke Schubert: Dennoch waren es weitaus weniger Frauen als Männer, die Deutschland verließen. Marion Kaplan beweise mit ihrer Studie, dass Frauen als "entscheidender Motor des Überlebens" über sich hinauswachsen mussten und sich auch in diesem schwarzen Abschnitt der Geschichte mal wieder als das "stärkere Geschlecht" erwiesen haben.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 12.11.2001

Sehr anschaulich und klar führe die Historikerin Marion Kaplan dem Leser vor Augen, wie sich das Leben für die Juden während der Nazi-Zeit zunehmend bedrohlicher und unsicherer entwickelte, schreibt Birgit Weidinger. Besonders interessant findet die Rezensentin, dass die Autorin in ihrer Studie auf die Unterschiede zwischen den Geschlechterrollen hinweist. Die Frauen, so Weidinger, verbargen ihre Sorgen und Ängste vor der Familie, um nicht als hysterisch zu gelten und so konzentrierten sie all ihre Energie auf einen Überlebenskampf, in dem ob der durchaus auch widersprüchlichen Politik der Nazis immer ein Hoffnungsschimmer, doch nicht dem Schlimmsten ausgesetzt zu sein, glimmte. Sehr gelungen findet Weidinger auch, wie Kaplan der Perspektive der Opfer die Perspektive der Täter gegenüberstellt und sich mit dem Mitläufertum der Deutschen auseinandersetzt.
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