Marlene Streeruwitz

Flammenwand

Roman mit Anmerkungen
Cover: Flammenwand
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2019
ISBN 9783103973853
Gebunden, 416 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Stockholm im März. Nach einem schweren Winter hat es immer noch minus 15 Grad, und das Eis knirscht unter Adeles Schritten. Als sie von Einkäufen zurückkehrt, sieht sie ihren Geliebten von weitem das Haus verlassen und geht ihm nach. Je näher sie ihm kommt, desto unsichtbarer wird er. Warum laufen wir immer den gleichen Bildern hinterher? Worauf ist eigentlich Verlass? Und warum muss die Liebe zur Hölle werden? In einer Welt, in der sich die Warteschleife als Wahrheit erweist, bewegt sich Adele auf dem schmalen Grat zwischen Befreiung und Selbstverlust: "Sie durfte sich nicht aus sich selbst verjagen lassen. Sie musste langsam und vorsichtig denken." Durch eine verräterische Liebesgeschichte entfaltet sich in Marlene Streeruwitz' Roman die Krise der Gegenwart.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.07.2019

Dem Rezensenten Kevin Hanschke zufolge exemplifiziert Österreichs berühmte Autorin Marlene Streeruwitz in diesem Roman die "toxische Maskulinität" in der FPÖ an der scheiternden Beziehung des deutschen Beamten Gustav und der österreichischen Hauptfigur Adele. Adele versteht erst zu spät, dass das Frauenbild Gustavs nur vordergründig liberal, eigentlich aber von patriarchalen Dominanzfantasien geprägt ist, und erlebt zeitgleich die für Frauen bedrohliche Regierung der ÖVP-FPÖ-Koalition. Da Streeruwitz' Buch die maroden Stellen in Österreichs Regierung, allem voran die antifeministischen Tendenzen, offenlegte, noch bevor der Ibiza-Skandal sie offensichtlich werden ließ, erscheint es dem Rezensenten als überaus lehrreiche, wenn auch nicht gerade einfache, Lektüre.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 26.06.2019

Natürlich schreibt Marlene Streeruwitz nicht einfach nur eine Beziehungsgeschichte, konstatiert Rezensent Ekkehard Knörer, wenn sie von der fünfzigjährigen Wiener Lehrerin Adele erzählt, die in Stockholm erfährt, dass ihr Partner sie betrügt. Hier werden Geschlechterverhältnisse verhandelt, Identitäten und Prägungen. Streeruwitz' Figuren sind stets Exempel, betont Knörer, ihre Romane "Durcharbeitung politischer und sozialer Struktur" und ihre Sprache ein kreisendes Mahlwerk. Und schließlich verweist der Rezensent darauf, dass "Flammenwand" ein Roman mit Anmerkungen sei, die Erzählung werde also durchbrochen von Notizen zur Gegenwart. Zu den Abgründen, die sich vor Adele in Stockholm auftun, kommen die, vor denen Streeruwitz im schwarz-blau regierten Wien steht.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 12.06.2019

Rezensent Paul Jandl lernt mit dem neuen Roman von Marlene Streeruwitz die "einarmige" Liebe kennen, die Allgegenwart des Patriarchats und die Befreiung der Frau. Außerdem gelingen der Autorin ausgehend von einer Beziehungsgeschichte laut Jandl Verallgemeinerungen, die von Freuds Erbe über österreichische Politik bis zum Thema Migration jede Menge gesellschaftliche Gegenwart in den Text bringen. Witzig und gesegnet mit feministischer Vitalität ist der Text auch, lobt Jandl.