Marlon James

Eine kurze Geschichte von sieben Morden

Roman
Cover: Eine kurze Geschichte von sieben Morden
Heyne Verlag, München 2017
ISBN 9783453270879
Gebunden, 864 Seiten, 27,99 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Guntrud Argo, Robert Brack, Michael Kellner, Stephan Kleiner und Kristian Lutze. Jamaika, 1976: Sieben bewaffnete Männer dringen in das Haus des Reggae-Musikers Bob Marley ein und eröffnen das Feuer. Marleys Manager wirft sich schützend über ihn und erleidet dabei lebensgefährliche Verletzungen. Marleys Frau Rita wird ebenfalls schwer verwundet, er selbst bleibt mit leichteren Verletzungen an Armen und Brust zurück. Wer waren die Täter? Was waren ihre Motive? Ausgehend von dem Attentat und den Spekulationen, die sich darum ranken, entwirft Marlon James ein vielseitiges Stimmungsbild Jamaikas in den 70er und 80er Jahren voll Gewalt, politischer Willkür, Drogen und Intrigen, ausgestaltet bis ins kleinste Detail.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 26.09.2017

Kurz ist diese Geschichte ganz sicher nicht, warnt Rezensent Nico Bleutge vor. Und auch um sieben Morde geht es hier nicht, fährt der Kritiker fort, dem in dieser mit realen Details angereicherten Erzählung unzählige Toten begegnen. Bleutge folgt hier gleich zwölf Ich-Erzählern, die ihn durch das achtzigköpfige Ensemble aus lebenden und toten Figuren führen, erlebt das misslungene Attentat auf Bob Marley im Jahre 1976 und lernt in einem dichten Netz unterschiedlicher Geschichten jamaikanische Politik kennen. Auf Dauer wirkt die immer weiter ausufernde Anzahl der Exkurse aber ziemlich erschöpfend, stöhnt der Kritiker, der auch die deutsche Übersetzung der verschiedenen Jargons, Dialekte und Fachsprachen, die James seinen Erzählern in den Mund legt, nicht immer ganz treffsicher findet.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.05.2017

Kai Spanke nimmt sich den Ziegel von Marlon James vor und bereut es nicht. Mehr als 800 Seiten und ein Plot, der laut Rezensent aus allen Nähten platzt, halten den Rezensenten bei der Stange. Das liegt laut Spanke an einer Mischung aus Fakten und Fiktion in dieser Geschichte um das Attentat auf Bob Marley von 1976, um CIA und Drogen und die Stadt Kingston. Wie der Autor aus Timothy Whites Marley-Biografie und seiner eigenen Vorstellungskraft schöpft, wie er verschiedene Ich-Erzähler wuchtig monologisieren lässt, das hat Spanke beeindruckt. Weniger begeistert zeigt er sich von der deutsche Fassung, die gleich fünf Übersetzer gründlich von ihrem rhythmischen Originalsound befreit haben, wie er feststellt. Auch wenn Gewalt in diesem Text eine große Rolle spielt, die Genauigkeit, das Timing sowie die Dramaturgie der Geschichte, die für ihn das Krimi-Genre erweitert, scheinen Spanke absolut lesenswert.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 19.04.2017

Gewalt und Politik, Armut und Kriminalität - das sind die Pole zwischen denen sich die Figuren in diesem Gesellschaftspanorama Jamaikas - mitten im Kalten Krieg in den siebziger Jahren - bewegen, erklärt Rezensent Michael Schmitt. Um dem komplexen Thema gerecht zu werden, lässt James viele verschiedene Stimmen zu Wort kommen und die Geschehnisse aus ihrem Blickwinkel schildern, lesen wir, ein gutes Konzept, das jedoch in der Umsetzung für den Rezensenten nicht so recht aufgehen will. Einzelne Passagen lesen sich durchaus "flott und suggestiv", konstatiert er, doch im Ganzen wirkt das Konstrukt auf ihn leider etwas kontur- und kontrastlos - viel Masse, keine Fülle, was daran liegen mag, vermutet der etwas enttäuschte Rezensent, dass viele der Stimmen sich zu sehr ähneln, zu wenig Abwechslung und Reibung erzeugen und der Autor offenbar allzu große Freude an der "literarischen Anverwandlung cooler Sprüche" hatte.

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