Martin Mosebach

Als das Reisen noch geholfen hat

Von Büchern und Orten
Cover: Als das Reisen noch geholfen hat
Carl Hanser Verlag, München 2011
ISBN 9783446237520
Gebunden, 496 Seiten, 21,90 EUR

Klappentext

Soll man lieber verreisen oder lesen? Martin Mosebach versteht von beidem etwas, und so schaffen seine Erkundungen die überraschendsten Konstellationen. Die Beschäftigung mit Orient und Okzident führt ihn nach Kairo und in das Kloster Shio Mghvime, lässt ihn aber auch Heimito von Doderers Kunst des Bogenschießens entdecken. Die große Geschichte in den kleinen Geschichten entdeckt er beim Romanlesen ebenso wie auf der Reise nach Havanna, Korea oder Sarajevo.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 24.12.2011

In höchsten und gewähltesten Tönen bespricht Beatrice von Matt Martin Mosebachs Essays "Als das Reisen noch geholfen hat". Sie bescheinigt dem Autor große Verstandeskraft, enorme Belesenheit und eine hohe "Apperzeptionsgabe", von der sie uns jedoch nur verrät, dass auch Heimito von Doderer diesen Begriff gern verwendet hat. Mosebach erzählt in den Essays von seinen Reisen nach Georgien oder Shanghai, nach Sizilien oder Usbekistan, und Matt bewundert sehr diese Fähigkeit, sich "Erfahrungen der Fremdheit zu überantworten". Besonders hebt sie den Essay über Doderer hervor, den sie für den gehaltvollsten des Bandes hält, sowie Mosebachs Text über seine Heimatstadt Frankfurt. Zumindest ohne erkennbare Ironie berichtet sie, dass Mosebach sich angesichts moderner Bankentürme nach den alten Gemäuern jener Privatbankiers zurücksehnt, deren "ästhetische Stumpfheit" wiederum schon Hölderlin beklagte.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 06.12.2011

Rezensent Thomas Steinfeld hatte ein paar Fragen an diesen Autor, der sich wochenlang in ein georgisches Kloster zurückzieht, um Dante zu lesen und billige Heiligenbildchen zu betrachten. Wieso machen Sie das? Und wer zahlt das? Solche Fragen. Dann aber wird Steinfeld von Martin Mosebachs Aufmerksamkeit für die Dinge und von der Anschaulichkeit seines Schreibens mitgenommen, sodass er sich einfach nur wünscht, ganz still neben dem Autor zu sitzen und zu sehen, was er sieht, zu hören, was er hört usw. Geht leider nicht. Und so schaut Steinfeld, dass er für uns doch herausbekommt, was Mosebach umtreibt. Die Rituale sind's und die Kultur, die sich darin zeigt, entdeckt er. Und die Form (die die Welt fasst) ist's, die Lust daran. Das wäre gleich eine Art Poetik des Autors Mosebach, aber so weit geht Steinfeld nicht. Die Essays jedoch findet er einzigartig.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 20.10.2011

Hans-Jürgen Heinrichs schätzt Martin Mosebach, und auch diesen Reiseerzählungen kann er sehr viel abgewinnen. Zugegeben, meint der Rezensent, Mosebach bleibt auf Distanz zu den bereisten Ländern, auf all die besichtigten "Kulturen im Niedergang" lässt er sich nicht ein, und schon gar nicht  mit "vollem Risiko". Doch Heinrichs versichert, dass auch Mosebachs kulturkritische Position Raum für "wunderbare Komik" lässt, und vor allem aber bei aller sinnlichen Oberflächenwahrnehmung historische Tiefenschichten freilegt. Der Titel, erklärt der Rezensent, lehne sich an Handke "Als das Wünschen noch geholfen hat" an und soll nahelegen, dass man auch auf Reisen dem Niedergang und Verfall nicht entkommt, denn er ist in Indien ebenso wie in Frankfurt, und so zeige sich Mosebach bisweilen recht mitgenommen von der Tristesse und "ästhetischen Dummheit", derer er in Havanna, Shanghai, Sarajewo oder Kairo ansichtig wurde.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.10.2011

Nach ihrer literarischen Reise durch Martin Mosebachs neues Werk "Als das Reisen noch geholfen hat" ist Rezensentin Sandra Kegel ganz hingerissen. In vielen sprachgewaltigen Texten, die teilweise schon in verschiedenen Zeitungen erschienen sind,  ist die Kritikerin Mosebach nicht nur auf Spaziergänge zu verfallenen Häusern und Kaffeehäusern durch Kairo gefolgt, hat das belagerte Sarajevo des Herbstes 1994 nacherlebt oder Interessantes über dessen Aufenthalt in einem georgischen Kloster erfahren, sondern hat auch Mosebachs durchaus streitlustige Ansichten zur Architektur der Moderne nach 1920 gelesen, die ihm lumpig und wertlos erscheine. Das Gesehene schildere der reaktionäre Autor dabei mit "milder Ironie" und nie ohne Sympathie. Darüber hinaus, so Kegel, gewähre das Buch Einblicke in Mosebachs eigene literarische Reisen; neben zahlreichen Autoren wie Walter Kempowski oder Robert Gernhardt würdige der Autor insbesondere das Werk Heimito von Doderers.
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