Martin Walser

Meßmers Momente

Cover: Meßmers Momente
Rowohlt Verlag, Reinbek 2013
ISBN 9783498073831
Gebunden, 112 Seiten, 14,95 EUR

Klappentext

"Ich leide an Verfolgungswahn. Das ist das Einzige, was mich von meinen Verfolgern unterscheidet." So beginnt der dritte Band von Martin Walsers Meßmer-Büchern eine Sammlung irrlichternder Gedanken, Sinnsprüche, Seelennotate. "Jeder weiß, wie alt du bist. Nur du nicht", heißt es da melancholisch oder: "Ich bin die Asche einer Glut, die ich nicht war." Meßmers Momente sind Augenblicke, die bemerkenswert sind - wegen ihrer Schwere. Sie leben vom Selbstausdruck mit jedem Risiko, und genau dieses Risiko birgt auch die Schönheitschance, die Erlösung. "Ich muss mich meiden." Wie meidet man sich? Je dunkler seine Stimmung ist, desto heller leuchtet, was dieser Meßmer durchs In-Worte-Kleiden daraus macht.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.04.2013

So recht kann Martin Halter mit Walsers alter ego Meßmer nicht mehr mitleiden. Am Ende der Meßmer-Trilogie scheint es, hat sich seine Empathie mit der selbstquälerischen Figur erschöpft. Auch wenn Walser den misanthropisch-miesepetrigen Ton gewohnt virtuos trifft und auf dem Weg in die Sprachlosigkeit zauberhafteste Wörter erfindet, wie Halter zugeben muss. Auch das Auftauchen neuer Freunde (neben Nietzsche, Pascal, Hölderlin, Kafka nun auch Ovid und Aischylos) kann Halter nicht erweichen. Bei all den großen Meßmer-Momenten gewinnt Halter doch den Eindruck, alles Elend sei bloß kokette Attitüde.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 27.03.2013

Etwas verdutzt ist Iris Radisch nach der Lektüre des neuen Sudelbuches "Meßmers Momente" von Martin Walser. Im dritten Teil seiner Merkheftchenreihe scheinen ihr die Alltagsnotizen des Erzählers immer düsterer und kürzer zu werden. Sie hat wenig Verständnis für die depressiven Zeilen, denen sie eine "mit viel Bedacht inszenierte Jammerlappigkeit" attestiert. Zwar sei in den lyrischen Satzfetzen der bekannte Walser-Sound zu erkennen, aber die Wortschöpfung begännen sich langsam im Kreise zu drehen und Bekanntes aus dem ersten Heft wieder hervorzuwirbel, bedauert Radisch.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 12.03.2013

Es ging bei Martin Walser schon mal politischer zu, weiß Michael Stallknecht, auch in den vorhergehenden Meßmer-Büchern. Wie in diesen verschmilzt Walser in "Meßmers Momenten" aber wieder mit seiner fiktiven Figur, scheint durch sie hindurch, versteckt sich hinter ihr, distanziert sich und fällt wieder mit ihr zusammen. In den kurzen Notaten, die nie länger eine halbe Seite sind, werden diesmal ziemlich melancholische Töne angeschlagen, berichtet der Rezensent, die eigene Endlichkeit findet verstärkt Einlass in Meßmers oder Walsers Gedanken- und Gefühlswelt: "Bis jetzt war's Geplänkel. / Jetzt hat die Schlacht begonnen, / die von Anfang an verloren ist, / aber nicht vermieden werden kann", heißt es dort. Wiedererkennen werden Walser-Leser den Autor trotzdem, ist sich Stallknecht sicher, noch immer wolle der lieber böse bleiben, statt wie die Moralisten "am liebsten vor dem Spiegel kotzen".
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