Matias Faldbakken

Macht und Rebel

Skandinavische Misanthropie II.
Cover: Macht und Rebel
Blumenbar Verlag, München 2005
ISBN 9783936738162
Gebunden, 352 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

Aus dem Norwegischen von Hinrich Schmidt-Henkel.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 19.01.2006

Für "Analfixierte" sei der Roman unabdingbar, meint Tobias Timm, verrät uns aber nicht, ob er dazugehört. Die Geschichte von den zwei Helden Macht und Rebel beschränke sich aber nicht auf "Analismen". Die beiden sind recht unterschiedlich und doch verwandt: Der eine organisiert Untergrundpartys, der andere will groß in die Wirtschaft einsteigen. Beide verbindet eine Abscheu gegen die Schwächeren. Neben politischen Grundsatzfragen geht es auch immer wieder um das Gefühl, heute gegen nichts mehr sein zu können, weil jede Haltung akzeptiert ist. Der norwegische Autor und Künstler sei "laut und böse", informiert Timm, so sehr, dass er beizeiten eine Pause brauchte, um mit neuer Kraft weiter zu lesen. Die drastischen Schilderungen stören den Rezensent offenbar, manches aber lese sich auch "schnell und gut". "Punk is dead" schreie Faldbakken in die Welt hinaus, und will mit seinem Buch doch sagen: lang lebe der Punk.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 14.01.2006

Durchaus fragwürdig erscheint Rezensent Leopold Federmair dieser Roman von Matias Faldbakken. Ihm ist nicht ganz klar, was der Autor mit dem naziaffinen Style des Buchs eigentlich will: provozieren oder tatsächlich eine Ideologie verbreiten. Im Blick auf die bisher erschienenen Romane Faldbakkens hält er fest, dass sie kaum eine Botschaft jenseits von Gewaltideologie und Klamauk haben. Sie verdeutlichen für Federmair eher die gegenwärtige Ununterscheidbarkeit von Kunst und Kommerz, Original und Kopie, Macht und Widerstand, offizieller Kultur und Underground. Seine Bücher verweisen auf die Problematik der sogenannten Pop-Literatur - vorausgesetzt, ihr Autor verstehe sich nicht doch als (heimlicher) Ideologe. Vorliegendes Werk folgt für Federmair vor allem einem Prinzip: "Alles ist Fake, Trash, Lärm, Wirrwarr". Bei allen Zweifeln steht für ihn jedenfalls fest: "Sein Roman ist Mist." Und das ändert sich auch nicht dadurch, dass er offensichtlich Mist sein will. Die hanebüchene Story und das Personal des Romans, allesamt Zeichentrickfiguren, zweidimensional, ohne Tiefe, haben Federmair im Grunde gelangweilt. Er befürchtet indes, dass die Wirkung von Faldbakken Büchern "so oder so ideologisch" ist. "Viele Leser werden sie sich reinziehen wie gewaltgeiles Heavy Metal".

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 19.10.2005

Das neue Buch von Matias Faldbakken kommt wegen seiner "unverhohlenen Faschismuskoketterie" so "radikal" daher, dass sich Rezensent Gerrit Bartels fragt, ob der Autor je "unbeschadet" aus den selbstkreierten "dunkelbraunen Ecken" herauskommen wird. Faldbakken erzählt die Geschichte zweier Männer namens Rebel und Macht. Ersterer verplempert sein Leben vor dem Fernseher und in Kneipen, bevor er schließlich seine Begeisterung für Hitlers "Mein Kampf" entdeckt. Macht dagegen verdient sein Geld in einem internationalen Großkonzern und vermarktet dort erfolgreich die "Subversion". Die Kernaussage Faldbakkens, meint der Kritiker, liegt wohl darin, dass die Grenzen sämtlicher Milieus verschwimmen und die Subkultur nicht mehr ist, was sie einst war, wenn sie selbst zur "gut verkäuflichen Ware" wird. Dass Faldbakken die "Milieus in Flammen setzt" und alle "ideologischen Grenzräume einreißt", stört den Kritiker nicht. Etwas "Neues unter dem Pop- und Rebellionshimmel" habe dieser aber trotz "Wahnsinnsplot" und einer Beobachtungsgabe, die ein wenig an Houellebecq erinnere, nicht geschrieben.
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