Max Weber

Recht

Max Weber Gesamtausgabe. Band I/22,3. Wirtschaft und Gesellschaft. Die Wirtschaft und die gesellschaftlichen Ordnungen und Mächte. Nachlass
Cover: Recht
Mohr Siebeck Verlag, Tübingen 2010
ISBN 9783161503566
Gebunden, 813 Seiten, 299,00 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Werner Gephart und Siegfried Hermes. In diesem Band werden zwei zum Grundrißbeitrag Webers gehörige Manuskripte editorisch aufbereitet, die der rechtlichen Sphäre gewidmet sind: ein als "Die Wirtschaft und die Ordnungen" überschriebener Text sowie ein nicht betiteltes längeres Textkonvolut, das als sog. "Rechtssoziologie" überliefert ist. Beide Texte stehen in einem genetischen Zusammenhang, der einerseits "Wirtschaft und Recht" in seinem "prinzipiellen Verhältnis" sowie die "Epochen der Entwicklung des heutigen Zustandes", ausweislich des Stoffverteilungsplanes, behandeln soll.
Eine Archäologie dieser Textbefunde fördert Tiefenschichten zutage, die nunmehr erstmals lesbar werden und für die umstrittene Textdeutung relevant sind. Weber löst sich aus einem juridischen Zentrismus der normativen Welt und entwirft eine Art "weltrechtsgeschichtliche" Deutung im kulturvergleichenden Sinne, die ihn heute für eine Debatte über den Zusammenhang von Globalisierung und Rechtsanalyse besonders aktuell erscheinen läßt. Denn mit dem Text "Die Wirtschaft und die Ordnungen" hat Weber längst die Idee eines "Legal Pluralism" antizipiert, der die Vielfalt der normativen Ordnungen betont, und andererseits ist mit dem Ausscheren aus dem okzidentalen Entwicklungspfad des Rechts in die "Entwicklungsbedingungen des Rechts" der Erkenntnishorizont für andere Rechtskulturen, ihre Interferenzen und Hybridisierungen geöffnet, für die uns heute die Kategorien noch durchaus zu fehlen scheinen.
Umso bemerkenswerter ist Webers Entwurf, der auf der Grundlage der edierten Texte eine neue Rezeption ermöglichen wird, aus einer Vielzahl verzweigtester Rechtsgeschichten eine große, alles bündelnde Metaerzählung über den juridischen Rationalismus im Okzident zu verfassen, die sich nur in universalhistorischer Perspektive und mit Blick auf die Weltkulturen des Rechts erzählen lässt.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 12.02.2011

Mit viel Lob bedenkt Rezensent Stefan Breuer diese historisch-kritische Neuedition von Max Webers Rechtssoziologie im Rahmen der Max-Weber-Gesamtausgabe. Nach wie vor scheint ihm dieses monumentale Werk, das von der Rechtssoziologie bis heute kaum ausgeschöpft ist, überwältigend. Webers Untersuchung der historischen Konstellation, die die Entstehung des okzidentalen rationalen Rechtssystem bedingten, zeichnet sich für Breuer aus durch ihren erstaunlichen Anschauungsreichtum und ihre Kraft, historisches Material auf den Begriff zu bringen. Beeindruckend findet er die Analysen der Kodifikationen der frühen Neuzeit, des Naturrechts in seinen formalen und materialen Erscheinungsformen sowie des modernen Rechts - um nur einige der von Weber untersuchten Aspekte zu nennen. Breuer verneigt sich auch vor der Leistung der Herausgeber Werner Gephart und Siegfried Hermes.