Michael Ruetz, Christoph Stölzl

Gegenwind.

Facing the Sixties
Cover: Gegenwind.
Nimbus Verlag, Wädenswil 2017
ISBN 9783038500384
Gebunden, 208 Seiten, 39,80 EUR

Klappentext

1968: Viele der Fotos, die das kollektive Bildgedächtnis über diese Zeit ausmachen, stammen von Michael Ruetz: Rudi Dutschke am Mikrofon,die Demonstrationen nach Benno Ohnesorgs Tod, Gudrun Ensslin mit Kinderwagen und Protestplakaten. Es sind Bilder, die jeder kennt. 50 Jahre später hat sich Ruetz die Frage gestellt: Habe ich eigentlich wirklich gesehen, was ich damals fotografierte? Und sind die bekannten Aufnahmen auch die wesentlichen? In den Bildern, die zwischen 1964 und 1974 entstanden, zeigt Michael Ruetz die Menschen, wie sie ihm in den 1960er-Jahren begegneten - nicht nur auf den Fotos 1968er der Revolution, sondern auch auf Fotos aus der ehemaligen DDR, aus Polen, aus Auschwitz. Es ist ein einzigartiges Zeitpanorama, wie es kein anderer West-Fotograf in diesen Jahren zeichnen konnte. Michael Ruetz hat in seinen Fotografien die Gesichter der Menschen von damals gesucht, um sie in ihrer Individualität zu bewahren. Detailansichten, Blow-ups der von ihm gewählten Aus schnitte lassen die uns die vertrauten Bilder in einer neuen Lesart erscheinen. Was in den groß gezeigten Gesichtern der Zuschauer, der Mitläufer, der Mitdenker, der Streikenden, Kämpfenden in den 1960er-Jahre geschrieben steht, deutet sich der heutige Betrachter am besten selbst.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 21.08.2018

Brigitte Werneburg schaut auf die Aufnahmen von Michael Ruetz und erkennt darin die Möglichkeit,1968 aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Ruetz und die "Dekonstruktion" seiner Fotos aus den Tagen der Revolte stellen ihr die "Nebendarsteller" vor. Indem Ruetz in die Aufnahmen hineinzoomt, lassen sie sich erkennen, meint Werneburg. Oder Rudi Dutschkes "Heiligenschein" entpuppt sich als Lichtkranz eines Scheinwerfers. Für Werneburg eine "wunderbare" Erfahrung und ein Beispiel dafür, wie Ruetz die Möglichkeiten der Fotografie auslotet.