Uwe Soukup

Wie starb Benno Ohnesorg

Der 2. Juni 1967
Cover: Wie starb Benno Ohnesorg
Mare Verlag, Berlin 2007
ISBN 9783930278671
Gebunden, 272 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

"Der Tag, der alles veränderte" liegt trotz seiner weit reichenden Bedeutung in einem merkwürdigen Halbdunkel. Ist dieser Tag nach nunmehr 40 Jahren immer noch zu sehr Teil unserer Gegenwart, um ihn sich endlich genauer ansehen zu können? Oder liegt, ganz im Gegenteil, das Geschehen schon so weit zurück, dass es niemanden mehr interessiert? Geht da vielleicht ein Vorgang unter der Hand in die Geschichtsschreibung ein, ohne dass er jemals genau genug untersucht worden ist? So, das kennt man, entstehen Legenden.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.11.2007

Nicht wirklich ernst nehmen kann Jochen Staadt dieses Buch über die Umstände und Hintergründe von Benno Ohnesorgs Tod, das Uwe Soukup vorgelegt hat. Das Werk erscheint ihm als ein wildes Gebräu aus diversen Verschwörungstheorien. Demnach sollen eine Reihe von höheren Polizeibeamten, die Polizeipräsident Erich Duensing stürzen wollten, eine Gruppe von rechten SPD-Politikern, die den regierenden Heinrich Bürgermeister Albertz bekämpften, und auch der Berliner Verfassungsschutz bei der Tötung Ohnesorgs ihre Finger im Spiel gehabt haben. Staadt hält dem Autor nicht nur "abenteuerliche Hypothesen" vor, sondern auch "maßlose Übertreibungen". Im Grunde hält er das Buch für ausgemachten Blödsinn. Sehr gut gefallen hat ihn allerdings die schwarzweiße Bebilderung, die das Buchs zu einem "fotografischen Erinnerungseldorado" macht.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 05.06.2007

Rezensent Philip Grassmann belässt es in seiner Besprechung dieses Berichts zum 2. Juni 1967 und dem Tod des Studenten Benno Ohnesorg beim Referat. In "detektivischer Kleinarbeit" rekonstruiere der Autor Uwe Soukup die Ereignisse des Tages, und zwar immer an der These entlang, dass die Berliner Polizei die Auseinandersetzung mit den demonstrierenden Studenten eskalieren lassen wollte. Grassmann erhebt dagegen keine Einwände, sondern erzählt den Hergang nach und weist auch auf einige "gruselige Details" hin, wie etwa, dass der von einer Kugel im Kopf getroffene Benno Ohnesorg von einem Krankenwagen eine Stunde lang durch Berlin gefahren wurde. Dann wurde ihm ein Stück der Schädeldecke herausgesägt, nach von Grassmann angeführten Vermutungen, um die Schussverletzung zu vertuschen.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 02.06.2007

Rundum gelungen findet Rezensent Veit Medick dieses Buch Uwe Soukups über die Umstände des Todes von Benno Ohnesorg am 2. Juni 1967, der den Beginn der Radikalisierung der 68er-Revolte markierte. Medick würdigt den Autor als "rigorosen Aufklärer", dem es gelinge, die dramatischen Geschehnisse dieses Tages überzeugend zu schildern. Deutlich wird für ihn vor allem, dass Ohnesorg unschuldiges Opfer einer gezielten Eskalation der Berliner Polizei wurde, die mit äußerster Brutalität gegen Studenten vorging, die gegen den Schah-Besuch demonstrieren wollten. Er attestiert dem Autor, dank jahrelanger, intensiver Recherchen die Hintergründe der Geschehnisse, die Polizeitaktik, den eigentlichen Tathergang und die zweifelhafte parlamentarische Aufarbeitung minutiös und mit kriminalistischem Spürsinn rekonstruieren zu können. Lobend äußert er sich zudem über das reichhaltige Bildmaterial und die fesselnde Art der Darstellung.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 16.05.2007

"Beachtlich" findet Volker Ullrich, was Uwe Soukop in diesem Buch über die Geschehnisse vom 2. Juni 1967 zusammengetragen hat. Dass sich ausgerechnet der Biograf Sebastian Haffners des Datums, an dem die Polizei die Proteste gegen den Schah-Besuch in Berlin brutal niederknüppelte und den Studenten Benno Ohnesorg erschoss, angenommen hat, überrascht Ullrich nicht: Haffner hatte damals für den Stern den berühmten Bericht geschrieben, in dem er von "systematisch, kaltblütig geplantem Pogrom" der Polizei gegen die Studenten sprach. Ganz so drastisch formuliert es Soukop wohl nicht, aber auch er geht von einer "gezielten Eskalationsstrategie" aus, die Rezensent Ullrich in vielen, aber durchaus nicht allen Punkten belegt sieht. Vieles sei von Soukop minuziös nachrecherchiert, etwa die laxe Handhabung von Übergriffen seitens der Polizei oder die bewusst gestreute Falschmeldung, ein Polizist sei von Studenten getötet worden. Das alle, gibt Ullrich zu, habe der Aufstachelung der Polizei gedient, aber dass der Schuss auf Benno Ohnesorg der "Schlusspunkt einer gewollten Eskalation" gewesen sein soll, geht Ullrich zu weit. Sehr bewegend findet er dann wieder das Porträt des erschossenen Studenten sowie die Beschreibung, wie der schwer Verletzte 45 Minuten sinnlos durch Berlin gefahren wurde, bevor er in ein Krankenhaus kam.