Michael Sollorz

Zeit der Kräne

Roman
Cover: Zeit der Kräne
Quintus Verlag, Berlin 2023
ISBN 9783969820667
Gebunden, 248 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Das Berlin unserer Tage. Die Gentrifizierung schreitet zügig voran. Kräne, wohin man schaut. Bagger schlagen ihre Zähne in die Goldgrube. Eine neue Baustelle führt den zweiundzwanzigjährigen Dachdecker Paul nach Friedrichshain, wo die letzten besetzen Häuser immer wieder für Schlagzeilen sorgen. Dort begegnet ihm die zehn Jahre ältere ehrgeizige Doktorandin Marie. Sie macht den arglosen Arbeiterjungen zu ihrem Toyboy. Eine verbitterte Häuserkampf-Aktivistin, seit Studententagen befreundet mit Marie, nimmt sich das Leben und hinterlässt einen Aktionsplan gegen einen Immobilienkonzern. Widerwillig tritt Marie das ungeliebte Erbe an, und so gerät auch Paul in etwas hinein, dessen Auswirkungen er nicht zu überblicken vermag. Erzählt wird Pauls Geschichte von einem alten Untersuchungshäftling. Früher verdiente er seine Brötchen als Verfasser "erotischer Unterhaltung", jetzt sitzt er wegen Betrugs in der JVA Berlin-Moabit und ist alles andere als ein zuverlässiger Gewährsmann. Als man ihm den jungen Dachdecker auf die Zelle legt, findet er unverhofft zurück in die letztgültige Zuflucht des Schreibens.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 03.05.2023

Vielleicht hätte Autor Michael Sollorz lieber mehr aus seinem eigenen Leben erzählen sollen, als den Erzähler in seinem neuen Buch aus der Abgeschiedenheit einer Gefängniszelle heraus sprechen zu lassen, gibt Rezensent Ulrich Seidler zu bedenken. Die Hauptfigur Daniel, deren Geschichte besagter Gefängnisinsasse wiedergibt, ist als "prätentionsloser Urberliner" zwar sympathisch, gerät aber manchmal so blass, dass der Kritiker sich fragt, ob er nicht doch vielleicht nur ein "durchscheinendes Hirngespinst" des Inhaftierten darstellt. Daniel ist Teil einer Clique in Berlin, die Swinger-Clubs und Drogen ausprobiert, lesen wir, denen der Ort aber eigentlich nur noch Unglück bringt. Etwa "zusammengesucht" wirkt das alles, meint der Rezensent, ein bisschen mehr Lebensnähe wäre ihm wichtig gewesen.
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