Nach der Revolution 1848/49: Verfolgung, Realpolitik, Nationsbildung

Politische Briefe deutscher Liberaler und Demokraten 1849-1861
Cover: Nach der Revolution 1848/49: Verfolgung, Realpolitik, Nationsbildung
Droste Verlag, München 2004
ISBN 9783770052523
Gebunden, 813 Seiten, 98,00 EUR

Klappentext

Veröffentlichung der Kommission für Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien. Bearbeitet von Christian Jansen. Ediert und kommentiert werden mehr als 400 politische Briefe aus den viel zu wenig genutzten Nachlässen der Protagonisten der Revolution von 1848/49 aus den Jahren 1849-1861. Sie geben Aufschluss darüber, welche Folgen die Niederschlagung der Revolution für die Träger dieses epochalen Umbruchs hatte und welche Konsequenzen Liberale und Demokraten aus den Erfahrungen zogen, die sie gemacht haben. Einerseits veranschaulichen die Briefe die Verfolgung und politische Neuorientierung der 48er in der nachrevolutionären Epoche; andererseits lässt sich an ihnen die politische Entwicklung in den deutschen Staaten dieser Zeit und der Auftritt einer neuen Generation von Oppositionspolitikern nachvollziehen. Ediert werden bisher nicht oder nur in Auszügen publizierte Briefe von Vertretern der bürgerlichen Opposition aus allen Staaten des Deutschen Bundes. Sie werden durch die Transkription und Kommentierung für Forschung und Lehre erstmals zugänglich gemacht oder vollständig publiziert und vom heutigen Forschungsstand aus kommentiert. So wird ein reichhaltiges Material zur Verfügung gestellt für eine Interpretation der nachrevolutionären Epoche in genuin historischer Perspektive - von ihrem Ausgangspunkt, der Revolution, und nicht von ihrem Endpunkt, der Reichsgründung, her.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 25.11.2004

Volker Ullrich ist sehr froh über diesen "mustergültig edierten" Band mit Briefen, die belegen, wie die "Vertreter der gesamten bürgerlichen Opposition" 1848er das Scheitern ihrer Revolution erlebten und welche Schlüsse sie daraus zogen. Vier Dinge vor allem hat Ullrich erfahren: die Revolutionäre wurden mit gnadenloser Härte verfolgt. Längst nicht alle verfielen darüber in Depressionen, ihnen war durchaus bewusst, dass sie einer großen Idee gedient hatten. Für die politischen Flüchtlinge war das Exil sehr hart, zumal die Schweizer eine restriktive Asylpolitik führten, die den Flüchtlingen das Leben äußerst sauer machte. Und schließlich "korrigiert diese Briefedition eine landläufige Auffassung der Geschichtsbücher": Der Oppositionsgeist erwachte nicht erst 1858, wie laut Ullrich immer geglaubt wird, sondern bereits Mitte der fünfziger Jahre. Diesmal wollte man mit mehr Realitätssinn an die Sache herangehen und das hieß, so Ullrich, Preußen als "Kristallisationspunkt jeder staatlichen Einheit" zu akzeptieren. Umstritten war das freilich auch. Insgesamt hat unser lebhaft referierender Rezensent den Band offenbar mit großem Gewinn gelesen. Er ist froh, dass wenigstens einige Historiker sich noch mit den "demokratischen Strömungen in der deutschen Geschichte" befassen.